Whitehorse bis Watson Lake (Yukon/Canada / Juli 2011)

Nun radeln wir also wieder auf dem guten alten Alaska Hwy. Oftmals werden wir von Trucks und ebenso vielen RVs ueberberholt, wir stellen fest, dass die Fahrer fast immer freundich winken und einen grossen Bogen um uns machen. Trotzdem setzen wir die Helme auf, ist diese Strasse doch die am meisten befahrenste ganz Alaskas und Kanadas. Sie wurde waehrend des zweiten Weltkrieges als Reaktion auf die Invasion japanischer Truppen auf alaskanischem Boden in einem gewaltigem Kraftakt gebaut. Bis dato gab es zwischen den „lower 48th“ und Alaska noch keine Strassenverbindung. Im ersten Jahr wurde eine Schneise durch die Waelder Alaskas und Kanadas geschlagen und eine allwettertaugliche Schotterpiste errichtet, im zweitem Jahr wurde diese dann „asphaltiert“.
Wir fahren auf jener legendaeren Strasse und geniessen die diesmal wirklich gute Aussicht. Sanfte Huegel bei strahlendem Sonnenschein lassen uns schwitzen und schneebedeckte Berge in weiter Ferne an kalte Cola und Eis denken.
Viele Lokalitaeten gibt es auf dem Abschnitt jedoch nicht mehr. Einige der wenigen Tankstellen, Motels und Restaurants, eingezeichnet in unserer Karte oder dem Reisefuehrer sind laengst geschlossen. Wir erfahren, dass die Zeit des grossen Lieferverkehrs vorbei ist seit dem in Anchorage ein grosser Verladehafen gebaut wurde und die Waaren preisguenstiger ueber den Seeweg transportiert werden. Zudem duesen die Touristen in ihren fahrenden Haeusern lieber schnell zum naechsten Campground. Wir fragen uns des oefteren warum sie eigentlich ein rollendes Haus besitzen, um dann doch wieder auf dem Campingplatz die Reihenhaussiedlung nachzustellen? So rollen wir an verrammelten Bruchbuden vorbei und sind froh fuer den 430 km langen Weg nach Watson Lake genug zu Futtern eingepackt zu haben.

Unterwegs treffen wir Jack, der wohl als Radfahrer-Legende oder auch Dinosaurier auf Raedern auf dem Alcan (Alaska-Kanada-Hwy) gilt. Er ist etwas langsamer als wir, aber eine halben Tag voraus. So treffen wir ihn immer wieder. Eines Abens laed er uns in Rancheria zu einem Bier ein und wir erfahren viel darueber wie es frueher einmal auf dieser Strasse und in Alaska war. Er erlebt, so wie wir, die Freundlichkeit der Menschen, deren Gipfel sich unter anderem fuer uns in Muesliriegel darstellt. Ab und zu halten Leute an und schenken uns Wasser oder eben diese am liebsten klebrig suessen Koernerstangen. Dieser Service kam sogar einmal auf Bestellung.

In Johnsons Crossing, an einer kleinen Tankstelle mit angebautem Cafe essen wir unseren ersten Cinnamon Bun, eine suesse Spezialitaet dieser Gegend. Der Teig wird mit viel Zimt und auch Walnuessen zu einer Schnecke gerollt und dann, am besten noch Ofenfrisch mit Zuckerguss uebergossen serviert. Wir sind begeistert und geniessen den suesen Snack am Nachmittag. Wegen unser Sparmanie gibt es nur einen fuer uns zwei, spaeter aergern wir uns. Aber die Preise sind hier stolz, noch stolzer als in Alaska; ein Bier kostet gerne sechs Dollar und ein Toasbrot vier.

Einmal wird fuer kurze Zeit ein duerrer Wolf unser Wegbegleiter. Er sitzt auf einem Abhang ueber der Strasse und schaut zu uns herunter. Als Alena den Fotoapperat gezueckt hat, ist er leider schon wieder verschwunden. Er sah echt wild aus!

Nach sechs Tagen trudeln wir in Watson Lake ein. Als erstes besichtigen wir den beruehmten Schilderwald. Das Schilderaufstellen nahm seinen Anfang, als 1942 ein US-Soldat aufgrund seines Heimwehes das erste Holzschild mit Namen und Meilenangaben zu seiner Heimatstadt Danville in Illinois aufstellete. Heute sollen es bereits ueber 50.000 Schilder sein. Dem koennen wir nur zustimmen, finden wir sie in allen Farben, Formen und Materialien an diverse Pfaehle angebracht.

Nachdem wir endlich wieder in einem mittelgrossen Supermarkt einkaufen koennen, radeln wir zu unseren Gastgebern. Wir erleben Barry und Susan (warmshowers.org) als lustige,liebe und sehr hilfsbereite Menschen und fuehlen uns in ihrem Haus pudelwohl. Wir haben noch Zeit fuer eine Dusche, dann ist auch schon das Abendbrot fertig: es gibt Lasagne mit Cariboofleisch, geroestetem Brot und Salat. Barry bringt uns auch noch ein Bier an den Tisch. Gegessen wird im Wohnzimmer, jeder hat enen kleinen Beistelltisch vor sich, der Fernseher laueft und abwechselnd wird sich ueber das Programm und unsere Reise unterhalten. Wir geniessen das leckere Essen und das gemuetliche Beisammensein in vollen Zuegen.

Zusammen mit Susan besuchen wir einen guten Freund von ihr, um seinen tollen Garten anzuschauen. Er heisst auch Hardy, kommt auch aus Deutschland, hat auch mal an der TU Berlin studiert, interessiert sich auch fuer Pflanzen und hat auch Bienen! Hardy und Hardy verstehen sich super und fachsimpeln lange ueber verschiedenste Techniken der Bienenhaltung. Lange und ausfuehrlich zeigt uns Hardy seinen Garten und macht uns mit vielen einzelnen Pflanzen bekannt. Er folgt strikt den Anbaumethoden Rudeolf Steinars, ob es nun Hokuspokus ist oder nicht, bei ihm gedeihen die Pflanzen praechtig, wir bestaunen riesen Rhababer und Tomaten, auch Paprika und Blumenkohl wachsen zahlreich. Neben den Nutzpflanzen wandern wir durch einen kunstvoll angelegten Garten mit einer Wegesfuehrung, von zahlreichen Blumen gerahmt. Zum Abschied schenkt Hardy Susan einen grossen Kohl und wir bekommen einen grossen Plastikbaeren voller Honig! Dieser schmeckt wuerzig und sehr gut. Unser Honigbaerchen aus dem Supermarkt wandert in Susans Vorratsschrank. Nun tragen wir nur noch den Fireweed-Honig noch von vor Whitehorse und eben Hardys Honig mit uns herum. Kein Wunder, dass unsere Packtaschen so schwer sind.

Am folgenden Tag kommen wir erst mittags los. Wir verquatschen uns mit Susan. Sie zeigt Hardy einige Kniffe des Angelns, zusammen machen sie in der Einfahrt Trockenuebungen.

Im Sommer wohnt ein Freund aus Finnland von Barry und Susan bei ihnen. Er ist Biologe und beobachtet in den nahen Seen das Aufbrechen der Voegel in den Sueden. Von ihm bekommen wir ein Baerhorn geschenkt, das er nun nicht mehr braucht, da seine Arbeit in der baerenreichen Gegend rund um den Cassier Hwy beendet ist. Auch von ihm hoeren wir, dass wir wegen der vielen Baeren auf unserer folgenden Route vorsichtig seien sollen. Das werden wir. Wir sind sehr gespannt auf unser naechstes Abenteuer: der Cassier Hwy in der fuer uns zweiten Provinz Kanada Britisch Columbia…

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