Neue Fotos online, Gruesse aus Belize

Hallo liebste Leserinnen und Leser,

nach dem Upload der letzten Texte, gibt es nun auch die dazu passenden Fotos in der Galerie.
An dieser Stelle möchte ich meiner Mutter vielen, vielen Dank für ihren Beitrag zu unserem Blog sagen! Es war interessant und lustig mal aus ganz anderer Perspektive über unsere gemeinsame Reise zu lesen.

Zur Zeit befinden wir uns in Belize in Hopkins, einem kleinen, nicht ganz untouristischen Fischerdorf, in einem Hostel. Das Zelt steht im sandigen Hof, Alena putzt gerade unsere ebenso sandigen Ketten und drum herum baumeln all unsere Sachen an den Wäscheleinen in der äußerst kräftigen Sonne. Die Regenzeit scheint uns eingeholt zu haben. Seit drei Tagen haben wir nun regelmäßig Regen, mal leicht und ausdauernd oder auch heftig stark und auch ausdauernd. Wir sind noch dabei uns daran zu gewoehnen und unsere Packtechniken auf die neuen Umstaende umzustellen. Insbesondere ich habe mit meinen Stofftaschen so einiges zu improvisieren.
Schoen ist es, dass es nun tatsächlich abkuehlt. Nach der heissen Zeit in Chiapas und Guatemala geniessen wir die kuehlere Luft, die mit den Regenguessen einher geht, aber leider oft schnell von dampfsauna-artigen Nebelschwaden ueber der noch aufgeheizten Strasse in heisse feuchte Luft verwandelt wird.

Belize besticht fuer uns (nach nun schon fuenf Tagen) durch dschungelige Landschaft, Kokos-Palmen und wilde Papayapflanzen, ein bunter Mix aus kreolischer, guatemaltekischer und vor allen Dinge auch nordamerikanscher Kultur. Auf den ersten Blick schien uns Belize Guatemala sehr aehnlich zu sein, nur laeuft hier vieles in der englischen Sprache. Das war schon komisch, auch weil wir ploetzliche alte, vergessene Freunde wiedertrafen. Schilder wie “No Trespassing”, “Keep Out” und “No Loitering” machten Lust auf die Leute zu zugehen…
Die Landschaft ist gruen, es blueht und die vielen kleinen Holzhaeuser stehen auf Stelzen. Wir werden gegruesst, es wird gewunken und wir kommen ins Gespraech mit den Leuten.

Gleich am zweiten Tag nach unser Einreise in Belize machten wir einen Abstecher zu einer mennonitischen Kolonie, genannt Spanish Lookout. Vor ca. 150 Jahren wanderte diese evangelische Glaubensgemeinschaft mit mitteleuropaeischen (deutschen) Wurzeln in verschiedene Kontinente aus. Den Verfolgungen durch die katholische und evangelische Kirche sowie durch Staaten, da ihre Mitglieder dem Kriegsdienst verweigerten, wichen sie aufgrund ihrer pazifistischen Grundeinstellung regelmaessig aus. Das aeltere Ehepaar, bei dem wir letztendlich uebernachten durften, emigrierte in den letzten 60 Jahren von Kanada ueber Mexiko nach Belize.
Wir verbrachten mit Ihnen einen hoechstinteressanten Nachmittag und redeten fast ausschliesslich Deutsch. Bertha und Frank verstaendigen sich auf Plautdietsch, einem alten deutschen Dialekt, den wir beide nicht verstanden. Beide konnten aber runterfahren und als wir und sie langsam und deutlich Hochdeutsch redeten, klappte die Verstaendigung ganz gut. Verschiedene Woerter wie Dryer (Trockner) und icecream (Eis) mussten aus dem Englischen herangezogen werden. Wir stoeberten auch ein wenig in ihren Wissenschubladen der Geschichte und klaerten ueber das mittlerweile geeinigte Deutschland auf.
Frank und Bertha erzaehlten uns ueber die mennonitische Kultur (konservativ, katholisch), Kleidungstil (fuer uns etwas lustig, ja fast altertuemlich) und Lebensstil (wir befanden uns in einer modernen Gemeinde, in der im Gegensatz zu benachbarten Gemeinden moderne Errungenschaften der Technik genutzt werden duerfen) und viele andere Aspekte ihres Lebens. Frank ist ein begeisterter Bastler und als ich sein selbstgebasteltes Hochrad sah, konnte ich nicht wiederstehen. Leider hatte es schon einige Jaehrchen auf dem Buckel und liess sich schwierig lenken. Mit kleinen Schrammen kam ich davon.
Bertha meinte zu unseren Vorhaben per Rad Amerika zu bereisen nur schlicht und regelmaessig: “Ich kann das nicht verstehen, ich kann das nicht verstehen.”

Als ich am Nachmittag ihren Computer reparierte waren beide happy und begegneten uns mit groesster Herzlichkeit. So konnten wir eines Ihrer fuenf Kinder kennenlernen, welches unweit entfernt eine der riesen Farmen betreibt.
In den letzten Jahrzehnten fand hier in der Umgebung von Spanish Lookout eine immense Veraenderung des Landschaftsbildes statt. Wo frueher dichter Dschungel jedes Durchkommen und jede Sicht versperrte, lassen sich heute sanftgeschwungene Huegel unter weiten Flaechen Weidelands erkennen. Die Landschaft soll an das mittlere Kanada erinnern…
Mit Pizza, Brot und Kaese klang der Abend aus und dann durften wir im Haus schlafen.
Am Morgen, kurz nach der Abfahrt, trafen wir mehrere Pferdefuhrwerke, deren Insassen verdutzt gruessten als wir mit “Guten Tag” vorbei rauschten.
Auch am naechsten Abend naechtigten wir bei einer mennonitschen Baeckersfamilie mit dem Zelt im Garten und brieten Fisch, den wir von Frank und Bertha geschenkt bekommen hatten, waehrend der Regenguss den Dreck der letzten Tage von unseren Fahrraedern wusch.

Morgen werden wir die naechsten 150 Km nach Punta Gorda im Sueden Belizes in Angriff nehmen und werden vielleicht auch gleich wieder eine paar Tage Radel-Pause einlegen, um beim Bau eines Earth Ships http://en.wikipedia.org/wiki/Earthship in der Naehe der Ruinen Lubaantun zu helfen. Wir fahren da mal hin.
Dann soll es aber wieder zurueck nach Guatemala gehen, auf nach Sued-West, in die Berge und in die vermutlich Naesse.

Wir wueschen wie immer viel Spass mit den Fotos und alles Liebe,
Hardy

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