Costa Rica, diesmal aus der Radelperspektive (August 2012)

Fast wären wir ohne die Fahrräder in unser 9. Land gekommen! Per lancha wollen wir über den Grenzfluss Río Frío aus dem benachbarten Nicaragua nach Costa Rica einreisen. Als der Motor des kleinen Bootes dann aufheult, springt Hardy auf. Auf dem Steg stehen doch noch unsere Räder! Die sollten als letztes an Bord gehoben werden, der Bootsführer hatte sie glatt vergessen.

Es wird eine tolle, teure einstündige Grenzfahrt, denn für die Drahtesel dürfen wir auf hoher See dann nochmal extra blechen. Langsam tuckert das Boot durch den engen, kurvenreichen Río Frío. Sehr dschungelig ist es hier. Bäume liegen quer im Wasser. Wir sehen jede Menge großer und kleiner Vögel.

Als wir in San Carlos in Costa Rica am Kai unsere Räder gerade fertig beladen haben kommt ein Typ vorbei. Auf dem Rücken trägt er so ein Gerät, wie es die Bauern zum Einsprühen ihrer Pflanzen mit Pestiziden benutzen. Er meint, eigentlich müssten auch unsere Bikes bei Eintritt nach Costa Rica desinfiziert werden, aber diesmal drücke er ein Auge zu, beim Nächsten mal. Dann klettert er ins Boot und fängt an alles zu desinfizieren. Die Frage, ob wir Obst oder Gemüse dabei haben verneinen wir natürlich!

Das Anstehen sowie die Abwicklung in der Migration übernimmt diesmal Hardy. Ich warte in der Affenhitze der heißen Schwüle bei unserem Gepäck. Die junge Beamtin ist super nett und gibt uns auch noch Wasser. Hier in Costa Rica können wir das Leitungswasser trinken. Ein Land ohne das lästige Wasserfiltern steht an. Juchu!

Dann rollen wir auf gutem Asphalt vergnügt durch wunderschöne Landschaft. Leicht hügelig ist es. Links und rechts des Weges sind Weiden, auf denen Kühe grasen. Sie rennen im Galopp verschreckt vor uns davon, je näher wir kommen. Bunte kleine Vögel schwirren herum. Besonders toll ist ein ganz schwarzer mit knall roten Federn auf dem Rücken.

Auf in die Berge in Richtung Nationalpark El Rincón de la Vieja

Als wir in Richtung des Nationalparks auf eine Schotterpiste abbiegen, sieht Hardy langsam ein Schildkröte die Straße überqueren. Nachdem ich mich bei ihr entschuldige in ihr Selbstbestimmungsrecht einzugreifen, setze ich sie vorsichtig an den Straßenrand, denn leider bremsen die Autos auf der Schotterpiste nicht ab. Des öfteren fliegen uns Steine um die Ohren, Staub wird aufgewirbelt.

Im Verlgeich zu Honduras oder Nicaragua liegt hier sehr wenig Müll liegt herum. Es scheint hier auf den ersten Blick kein Chaos und keine Verwahrlosung zu geben. Es ist ruhig, irgendwie geordnet, nicht hektisch und auch nicht laut. Costa Rica, der erste Eindruck aus der Radel- und nicht Backpacker-Perspektive ist toll. Wie sehr sich die einzelnen Länder Mittelamerikas voneinander unterscheiden.

Heute nächtigen wir auf der Wiese eines ehemaligen Maisbauern, der nun Reisbauer geworden ist. “Die Maispreise sind einfach im Keller”, erläutert er uns. Ahäm, wir sind also vorhin die ganze Zeit an Reisfeldern vorbei geradelt … und wir dachten, diese Weiden wären der wahre Traum für eine Kuh, dies saftig grüne Gras, wir Dummchen.

Schotter, Schotter, Schotter auch heute wieder, was für ein Spaß! Anstrengend, aber wir kommen überraschend flott voran. Die Yuccaplantagen werden von nicht endend wollenden Ananasplantagen abgelöst. Ordentlich in Reih und Glied angepflanzt. Uns wurde gesagt, wir sollen bloß keine Ananas essen, die aus Costa Rica kommt. Denn diese Pflanze, inzwischen Exportgut Nummer eins vor Kaffee oder Zucker, verursacht diverse Probleme. Große Firmen kaufen immer mehr Gelände von Kleinbauern auf und betreiben auf diesem Monokultur. Ganze Dörfer verschwinden so. Neben dem immensen Einsatz von Pestiziden wird ein Großteil des Wassers für die Bewässerung der Pflanzen verbraucht.

Heute kreuzt mal eine dicke fette Vogelspinne vor mir die Straße. Die trage ich aber nicht auf die andere Seite! Ein weiteres Tageshighlight sind ein dunkelgrüner Leguan sowie eine sich dahinschlägelnde Schlange. Mensch, hier kreucht und fleucht es nur so!

Ein abkühlendes Bad im reißenden Bergbach kurz nach San Jose Upala lohnt sich nicht wirklich, denn bald bringen uns Schiebeeinlagen ordentlich ins Schwitzen. Steil geht’s es zum Ricon de la Vieja empor. Wieder schieben wir zu zweit an einem Fahrrad, kilometerlang geht das so.

Als wir eine Verschnaufpause machen, fragt uns am späten Nachmittag ein älterer Mann, ob wir Wasser bräuchten. Letztendlich campen wir dann bei Juan, dem Schweinebauern im Garten direkt neben dem etwas stinkenden Stall. Ein Sau ist trächtig. Es kann jeden Moment losgehen. Heute ist Hardy mit Kochen dran, dabei fängt es wie aus Eimern an zu schütten. Wir verziehen uns ins Zelt. Alle steht recht gut, nur um uns herum sammelt sich das Wasser. Im Vorzelt können wir die Bildung eines Sees beobachten. Raus geht’s, geduscht haben wir eh noch nicht. Es blitzt und donnert. Letzteres so laut und nah, das Hardy sich sehr erschrickt. Es riecht wie nach einem Kanonenschuss. Mithilfe einer Harke und einem dicken Stock ziehen wir Gräben um uns herum. Es hilft, das Wasser fliest ab. Dann gießt es die ganze Nacht hindurch.

Gegen Mitternacht hören wir komische Geräusche aus dem Stall. Eine Sau schreit. Passend zum Gewitter bekommt sie ihre Jungen. Juan sitzt daneben und wacht über die Geburt von acht kleinen Schweinchen. Hardy geht zu ihm und schaut fasziniert zu. Juan ist ein Wenig enttäuscht, er hat mindestens mit zehn Jungen gerechnet. Ein Freund wird mitten in der Nacht angerufen, er schlägt vor, zu prüfen, ob noch ein Junges im Mutterschwein verblieben ist. Beherzt greift Juan hinein, die Hand gut schleimig. Er kann aber keines erfühlen. Mit dem Verkauf eines Schweines verdient er 50.000Colones/100$ und hatte sich mehr erhofft.

Für die schlappen sechs Kilometer am Morgen ins nahe Aguas Claras brauchen wir, mal schiebend, mal rollend, über eine Stunde. Endlich ist diese arg kräfteraubende Steigung erklommen. Es rollt von allein auf Asphalt, wir können uns ausruhen.

Im Park des kleinen Ortes legen wir erst mal ein zweites Frühstück ein. Daher kommen zwei Polizisten. Übereifrig, anscheinend nichts zu tun habend, wollen sie doch tatsächlich unsere Pässe kontrollieren! Wir sind dermaßen erstaunt, das ist uns ja auf dieser Reise tatsächlich noch nie passiert. Eifrig durchblättern sie die dunkelroten Heftchen, sehen sich alle Stempel an und können den Einreisestempel von Costa Rica nicht finden. Der eine beschwert sich, dass von den Grenzbeamten die Stempel immer in einer solchen Unordnung in die Pässe gehauen werden. Das finden wir auch. Und dann werden auch noch unsere Daten akribisch in ihr Heft abgeschrieben! Auf meine Frage warum er das tue, antwortet der Polizist, das mache er immer so mit Fremden, wer weiß, ob sie sich gut benähmen.

Wir verlassen den Dschungel, haben Höhe erklommen und finden einen tollen Mittagsplatz auf einer Hochebene. Bäume gibt es kaum mehr. Weite umgibt uns. Kühl und windig ist es. Kein Wunder, dass der heftige Wind für diverse Windkraftanlagen genutzt wird. Neben einem Stromwerk mitten im Nirgendwo steht eine Picknickgarnitur aus Beton neben der Piste wie für uns bereit. Wir fühlen uns ein Wenig wie in den Bergen der Schweiz, nicht wie in den Tropen.

Es geht hoch und runter. Die Steinchen schlittern nur so unter unseren Mänteln weg. Runter geht’s meist auf dem Sattel, hoch zu Fuß. Leider schaffen wir es heute immer noch nicht in den Nationalpark. So muss das Vordach einer Grundschule ausreichen. Hervorragend, denn es regnet sich schon bald wieder ein.

Rincón de La Vieja

Wir haben’s geschafft, wir sind endlich, nach harten Tagen, angekommen im Nationalpark Rincón de la Vieja! Das war mal wieder ne‘ arge Schufterei, aber wir steh’n ja drauf!

Entgegen den Aussagen eines marktführenden Reiseführers, ist die camping area bereits seit sieben Jahren geschlossen. Wir können abends wieder mit den Rädern recht leicht raus fahren, bis wir etwas finden. Zwei andere deutsche Rucksackreisende können dies leider nicht. Schwer beladen treten sie die etwa 10 Kilometer lange Wanderung auf einem kleinen, rutschigen Pfad zum anderen Eingang des Parks mit Camping-Möglichkeit an. Sie tun uns richtig leid.

Leider können wir den Vulkan aufgrund von seismischen Aktivitäten nicht erklimmen. So machen wir uns auf den Weg zu einer Rundtour sowie zu den sieben Kilometern entfernten heißen Quellen. Der Eingangsbereich quillt nur fast so über von Scharen älterer Touristen in den tollsten, buntesten Wanderausrüstungen. Aber es verläuft sich recht bald.

Ich bin wahnsinnig begeistert, für mich ist es das erste Mal diverse vulkanische Aktivität in all ihren Formen zu beobachten. Da zischt eine heiße Dampffontaine aus einem kleinen Loch im Boden, hier brodelt eine nach Schwefel stinkende graue Masse vor sich hin. Blub, blub, zisch, krrrk, pfffff macht es. Blasen bilden sich, die dann aufplatzen. Es gibt weißes und gelbes “Wasser”, das zu kochen scheint. Einen Minivulkan, aus dem kochendes Wasser schießt, steht am Wegesrand.

Dann biegen wir ab auf einen sehr wenig begangenen Wanderweg und haben den Wald für uns allein. Vögel sind zu hören. Große blauschwarze Schmetterlinge fliegen vor uns her. Wir sehen Affen hoch oben in den Bäumen und auch kleine Nasenbären, die uns in Angriffshaltung laut anfauchen. Wir gehen lieber schnell weiter. Dann öffnet sich der Wald zu einer blühenden Wiese. Ein gurgelnder Bach tritt hervor. An dessen Seite befinden sich zwei Becken, in denen sich stinkendes, super warmes, helltürkises Wasser befindet. Über Steine läuft es ab in den kalten Bach. Wir ziehen uns aus und hüpfen hinein. Hardy findet es in den warmen Becken besonders toll. Dieses Wasser hat einen hohen Auftrieb, es kribbelt auf der Haut und fühlt sich merkwürdig an. Mir ist es zu warm. Ich ziehe eindeutig die Stelle im Bach vor, wo sich das heiße mit dem kalten Wasser vermischt. Den Oberkörper im Warmen und die Füße im Kalten, irre gemütlich.

Wieder in der Rangerstation angekommen, füllen wir alle Wasserbehälter auf und rollen etwa zwei Kilometer bergab. Einmal nach links und einmal nach rechts, findet Hardy ein Plätzchen für unser Zelt. Seit über vier Monaten können wir zum ersten mal wieder wild zelten! Hier fühlen wir uns sicher. In der Natur allein sein, unser eigener Herr. Gut fühlt sich das an. Obwohl unser Blick auf eine dicke Rohrleitung und in der Ferne auf Berge sowie auf ein Wärmekraftwerk fällt, finde ich es irre gemütlich. Bei all der vulkanischen Aktivität hier in der Gegend, kein Wunder, dass diese genutzt wird.

Die 20km Schotterdownhill runter nach Liberia vergehen schnell. Uns kommen viele Radler auf Mountainbikes entgegen. Heute ist Sonntag, Radeltag. Hier in Costa Rica gibt es eine große Mountainbikeszene. Alle fahren in schnieken Trikos und natürlich mit Helm.

Richtung Cañas biegen wir auf die 1, die Panamericana ab. Ätzend! Es gibt nur zwei schmale Spuren, keinen Seitenstreifen. Wumm, wumm brausen besonders nah unsere Freunde, die Busfahrer, an uns vorbei. Zum Glück ist Wochenende, sonst muss der Verkehr ja halsbrecherisch sein. Uns umgeben Weideland sowie Savanne. Ganz schön heiß hier!

In einer mall stürme ich den Supermarkt, während Hardy draußen per WIFI unsere emails checkt. Hier gibt es alles: Schokolade, Chips in Hülle und Fülle, sehr ansehnliches Obst und Gemüse, Oliven, Nutella, Erdnussbutter … nur die Preise hauen mich von den Socken. Für meinen kleinen Einkauf bezahle ich mal eben über acht Dollar und frage mich was ich dafür in der Tüte habe.

Leider müssen wir Hardys Continental Mantel schon wieder wechseln. Er hielt nur von Belize bis nach Liberia. Eine Beule hat sich diesmal vorne gebildet. Wir wechseln ihn lieber vor der bald einsetzenden Explosion. Und noch ein Missgeschick passiert. Die Schrauben an Hardys Hinterbauständer brechen durch. Ein Ersatzstock bricht dann leider auch. Laut kracht das Rad zu Boden. Leider hat dies schwerwiegende Folgen, denn die Plastikhalterung seiner Lenkertasche ist nun beschädigt. Völlig im Eimer und nicht mehr zu gebrauchen! So’n Mist! Wir werden uns wohl aus Europa eine neue Halterung ordern müssen, da so etwas hier leider nicht aufzutreiben ist.

Leicht geknickt, werden wir dann doch von der Schönheit unseres heutigen Zeltplatzes bei Canas versöhnt. Wir befinden uns auf einem Hügel mitten in einem Feld schiefen, langen, maigrünen Grases, durch das ein schmaler Weg führt. Zwei große Bäume stehen am Rand dieser kleinen Ebene. Unsere Blicke wandern weit in alle Richtungen. In der Ferne können wir einen weichen, rosalichen Sonnenuntergang beobachten. In Pastelltönen heben sich die Berge im Hintergrund ab. Gleich unter uns befindet sich ein See. Ein rot weiß angestrichener Turm am gegenüberliegenden Hügel schaut aus wie ein Leuchtturm. “Wie schön ist es hier!”, sagen wir immer wieder.

Laguna de Arenal

Neben dem aktiven Vulkan Arenal befindet sich die gleichnamige Lagune. Diese umradeln wir nun. Eigentlich ist es gar keine Lagune, sondern ein Stausee. Auf dessen Grund befindet sich noch das alte Örtchen Arenal. Es wurde kurzerhand nach nach Nuevo Arenal umverlegt. Hügelig geht es kurvenreich um den See. Alles, was wir trinken, schwitzen wir sogleich wieder aus. Hmm …

Nett ist es hier, Grün zu allen Seiten und wenn es mal nicht grün ist, dann ist es blau vom See. Viel Blümchen blühen am Wegesrand. Kühe grasen. Manchmal laufen sie auch auf der Straße und lassen die Autos nicht passieren. Wir schlängeln uns langsam durch eine Herde.

Was uns nicht so gut gefällt, ist die touristische Seite der Gegend. Wir durchradeln einen Schilderwald und könnten uns mit den Dingern Tod werfen. Restaurants hier, Hotels und cabañas dort. Vor allen Dingen kann man hier Grundstücke kaufen. Seeblick, Ruhe und Party, alles ist zu haben. Besonders viele Amis scheint es hier her zu ziehen. Aber auch Werbung auf Deutsch ist auszumachen. So begleitet uns über 15km das Schild einer deutschen Bäckerei, die neben Brot auch mit Schnitzel und Sauerkraut wirbt. Da kann einem schon mal das Wasser im Mund zusammenlaufen. Tagträume von dunklem, leckeren Brot machen sich selbstständig. Ich muss es gestehen, als wir in Nuevo Arenal ankommen, suchen wir die Bäckerei als aller erstes gezielt auf. Ein sündhaft teures Roggenmischbrot soll es endlich mal wieder sein. Beim Mittagsessen entlockt es uns die höchsten Schmatzlaute der Verzückung!

Leider ist das Haupt des Vulkans Arenal fast immer in Wolken verhüllt. Nur einmal, ganz kurz lüften sie sich. Leider zu schnell, um ein Foto zu machen.

Bei einer Abfahrt bleibt eine Biene an meiner Stirn hängen. Naja, besser, sie piekt ihren Stachel in meine, als in Hardys Stirn. Tut mächtig weh. Ich kriege ein Hörnchen. Mein Auge schwillt zum Glück nur leicht an.

Trotz der Aneinanderreihung der vielen Hotels ist unser fester Plan heute wieder wild zu zelten. Wir haben uns vorgenommen in Costa Rica diesmal nix für’s Übernachten zu bezahlen. Es wird vier, dann wird es fünf Uhr. Die Dämmerung setzt bereits ein und es fängt auch noch an zu nieseln. Dennoch kämpfe ich mich mit dem 10l Wassersack beladen die Steigungen empor. Nach einer nicht endend wollenen Suche finden wir dennoch einen Schlafplatz auf einer Weide. Viele Kühe kommen auf der anderen Seite des Zaunes an und schauen uns neugierig beim Zeltaufbau zu.

Über La Fortuna und San Ramón in Richtung San José

Auf Nebenstraßen durchs Bergland trotten wir in Richtung San José. Viele Felder mit Bogenhanf und Zimmerpalmen sind zu beiden Seiten der Strasse zu sehen. Sehr langsam kommen wir voran. Mensch, was haben die hier nur für Straßen gebaut. Es ist ja so steil wie zu unseren Guatemala-Zeiten! Dazu regnet es sich ein und hört den ganzen Tag nicht mehr auf. In La Fortuna überlegen wir kurz, ob wir hier aufgrund des Wetters einen Ruhetag einschieben, entscheiden uns aber dagegen. So sind wir bald völlig durchnässt. Bei sehr starkem Niederschlag machen wir halt und suchen Schutz unter den verschiedensten Bushaltestellen. Viele Kaffeepausen werden es heute.

Lustig anzusehen sind die Schuhverkäufer, die mit ihren auf Stöckern aufgespießten Schuhen oder einem großen Bündel in der Hand die Straßen hoch und runter laufen und versuchen ihre Ware zu vertickern.

Wir haben es bis kurz vor Alajuela und dem nahem Flughafen geschafft. Radeln auf der Autobahn ist hier kein Vergnügen. Der Seitenstreifen ist mal vorhanden, mal fehlt er. Viele Autos und LKWs rasen an uns vorbei.

Bei einem Schauer suchen wir Unterschlupf unter dem Vordach einer Tischlerei. Eine ältere, total verstaubte Frau kommt herbei und fragt Hardy, gerade als wir schon wieder weiter wollen, ob wir einen Platz zum Schlafen suchen. Klar suchen wir den! Schwupps die Wupps werden wir von Niria hineingebeten. Uns wird ein mit Holzplatten abgetrennter Raum im oberen Stock der Tischlerei gezeigt. Eine Matratze kommt hinein, Bettzeug und eine Glühbirne werden geholt. Wir dürfen duschen und werden köstlich von Karin, der Tochter, bekocht. Ihr zwei jähriger, erst schüchterner Sohn taut auch mit der Zeit auf. Später kommt noch weitere Familie zu Besuch, denn heute (15. August) ist in Costa Rica Muttertag.

In der Tischlerei, hier mueblería – Möblerei genannt, werden ein ganze Palette von Betten, Schränken und Kommoden hergestellt. Stolz wird uns der Katalog gezeigt. Hmm, für Hardys und meinen Geschmack sind die Kunstwerke ganz schön kitschig und nicht unser Fall. Es gibt auch eine Serie für Babys, in weiß mit Pastelltönen lackiert.

Als es auf den Abend zugeht verziehen wir uns nicht nur wegen unserer Müdigkeit nach oben in unser Zimmer. Der große, nicht freundlich aussehende Kampfhund wird um diese Uhrzeit aus seinem Kabuff losgelassen, um die Werkstatt vor Eindringlingen zu bewachen. Da ist es besser, wenn wir ihm nicht in die Quere kommen. Ein Blick in den Zwinger und wir sind sofort damit einverstanden. Bei tollem Regengeräusch der prasselnden, dicken Tropfen auf dem Wellblechdach direkt über uns finden wir es wahnsinnig gemütlich. Toll ein breites, weiches Bett zu haben.

San José, Curridabat

Nachdem wir von Niria mit einem reichhaltigen Frühstück für den Tag gestärkt worden sind (Kaffee, selbstgemachte Tortillas, Käse, Spiegelei und Bohnenmatsche), reihen wir uns in den zähen Verkehrsfluss des Großstadtraums ein. Für die 20km bis ins Stadtzentrum benötigen wir Stunden. Es geht mal bergauf, dann bergab, dann gibt es nur eine Spur … und die ganze Zeit müssen wir mit Argusaugen auf die motorisierten Gefährte um uns herum achten. Viele Abgase atmen wir ein. Es ist super anstrengend. Am Nachmittag kommen wir in einem Park im Zentrum San Josés an. Auf einer Bank neben bunten Jongleuren essen wir lange zu Mittag.

Bis wir den Bezirk Curridabat erreichen, wird es bereits dunkel. Wir ziehen die Warnwesten über und holen die blinkenden Rotlichter heraus. Hoffentlich werden wir so gesehen. Hier wohnt unsere warmshower-Gastgeberin Soledad. Sie kannten wir bereits aus unserem ersten Besuch vor fünf Monaten in dieser Stadt. Nachdem wir X-Leute nach dem Weg gefragt haben, erreichen wir doch noch ihr Haus. Sie wohnt in einem ruhigen Randbezirk mit Kirche im Dorfanger. Schön ist es wieder in “unser” Gästezimmer zu kommen. Hardy stiefelt erst einmal los, um zur Feier des Tages Bier zu kaufen. Noch etwas haben wir beide zu feiern, denn wir werden die Bude für die folgenden fünf Tage für uns allein haben. Soledad fährt ins nahe Quepos, um ihren Freund zu besuchen und überlasst uns ihre Wohnung. Juppie! Ein zu Hause und das noch für uns allein. Wir freuen uns riesig! Toll ist es einen Kühlschrank zu haben und so auch Produkte, die kalt gelagert werden müssen, konsumieren zu können. Der Gasherd findet besonders bei mir eine rege Benutzung. Welch ein Luxus, mir jederzeit schnell und einfach einen Kaffee oder Tee zubereiten zu können. In diesen Tagen kochen und schlemmen wir wie wild.

Da kommt uns der sonntägliche Markt im nahen Zapote sehr recht. Eine Hinterradtasche voller Obst und Gemüse erstehen wir. Papaya, Avokado, Salat, Gurke, Zwiebeln, Tomaten, Paprika, Kartoffeln und Blumenkohl, Eier, Käse und Hackfleisch werden wir in den folgenden Tagen verköstigen.

Zapote hat weitere Highlights für uns zu bieten. Hier befindet sich die Post mit angegliederter Zollstation, in der unser langersehntes Paket aus Berlin auf uns wartet. Leider muss Hardy allein reingehen, da ich meinen Pass nicht mit dabei habe und ohne ihn nicht ins Gebäude darf. Aber er managed das prima. Alle Inhalte fein säuberlich aufgelistet, will der Beamte eigentlich eine hohe Summe von Hardy für die Verzollung des gesamten Warenwerts haben. Aber da kennt er Hardy schlecht. Mit seiner “Ich quatsch dich über unsere Reise zu – Taktik” wickelt er den Zöllner um den Finger und muss letztendlich nur umgerechnet 1,50 Euro bezahlen. Das Paket wird als kleines Päckchen mit Geschenkartikeln deklariert. Super, klappt doch mit Hardys Spanisch! Als er dann mit dem Karton herauskommt, bin ich erschrocken über die Ausmaße unseres Paketes. Mit vereinten Kräften schnallen wir das Monstrum auf dem Gepäckträger mit Spanngurten fest.

Zurueck in Soledads Wohnung darf einer nach dem Anderen ein Teil aus dem auf den Tisch stehenden Karton holen. Eifrig wird es von allen Seiten begutachtet. Wir freuen uns wie die kleinen Kinder, ist fast wie Weihnachten. Fotos und Süßigkeiten von unseren Lieben aus Berlin, dicke-weiche Socken für mich, ein neues Inlet und ein gesponsortes Überraschungsset diverser Sportklamotten locken Begeisterungsrufe hervor. Und dann bestaunen wir die tollen Teile unseres Freundes und fleißigen Helfers aus dem kleinen Radladen Merileth in Weißensee, eine neue Felge für Hardy und ein komplett eingespeichtes Hinterrad für mich. Der Wahnsinn! Dann kann ja nichts mehr schief gehen auf den folgenden Kilometern. Zahnkränze, Ketten und eine neue externe Festplatte kommen auch zum Vorschein. Toll!

Damit beschäftigt die neuen Teile für die Räder anzubauen muss Hardy noch mal schnell zum Radladen, um auch die Radnaben warten zu lassen. Den “besten Fahrradladen seit 17.000km” von Radler Carlos Mata findet Hardy dann auch in Zapote. Sogleich freundet sich mit Freddy, einem Mitarbeiter, an und erhält diversen Kleinkram und Hilfe für umme. Zum Lösen seiner widerspenstigen Schraube für den Wiederanbau des Hinterbauständers wird er in eine Präzisionswerkstatt weiterverwiesen. Dort wird der Übeltäter “einfach” mit einer Bohrmaschine aus dem Loch befördert und das Gewinde nachgeschnitten. Problem gelöst. Jetzt fehlen nur noch qualitativ hochwertige 6-mm-Schrauben, die leider nicht aufzutreiben sind. Erst mal muss billiger Ersatz herhalten.

Neben viel Computerei, kochen und essen und natürlich Bike und Equipment pflegen, schaffen wir es nach über einem Jahr mal wieder zum Zahnarzt zu gehen. Leider haben wir beide Karies. Der ewige Zuckerkonsum der ganzen Brausen recht sich. Und, ich muss es zugeben, das nachlässige Zähneputzen am Abend. Wir wollen uns bessern.

Mit Soledad und Javier verbringen wir einen Abend im Kino und sehen uns den neuen Woddy Alllen Film an. Danach geht’s in eine Spelunke zum Biertrinken.

Cerro de la Muerte

Es gibt drei Möglichkeiten, um von San Jose in Richtung Süden nach Panama zu radeln. Eine Straße führt am Pazifik entlang, die andere an der Karibikküste. Die dritte führt über einen Gebirgszug mit Namen Cerro de la Muerte. Wir wählen (Na, was denkt Ihr Euch?) natürlich letztere. So werden wir uns bis auf 3300m hinaufschrauben. Der Gipfel des Todes trägt seinen Namen, da in vergangenen Zeiten hier viele Menschen beim Überqueren aufgrund der kalten Temperaturen gestorben sind. Wir hoffen keine Minusgrade vorzufinden.

Gut gestärkt und ausgeruht treten wir die sogleich beginnenden Steigungen der Hügel in Richtung Cartago an. Diese Woche Nichtstun rächt sich, wir sind nicht mehr in Form und müssen ganz schon schuften. Erstmal geht’s wieder auf die Autobahn. Trotz Fahrradfahren-Verboten-Schilder, kümmert sich niemand darum. Mit uns fahren viele Rennradler. Auch gejoggt wird auf dem Seitenstreifen und der Hund wird hier Gassi geführt.

Gleich hinter Cartago zweigen wir auf eine kurvenreiche, sich die Berge empor windende Piste ab. Wir wurden von Soledad und ihren Freunden aus dem Fahrradclub San Josés eindrücklich gewarnt, dass dieser Abschnitt aufgrund der engen Straßenverhältnisse und des oft aufkommenden Regens sowie Nebels sehr gefährlich sein soll. Wir wollen uns den “Gipfel des Todes” jedoch nicht entgehen lassen und versprechen gut aufzupassen.

Die meisten Autofahrer hupen uns winkend zu. Viele Frauen strecken, besonders mir, den Daumen hoch, als ich schnaufend hinter Hardy her strample. Klar, Ausnahmen gibt es immer. Besonders negativ fallen uns die Busfahrer auf. Eng und schnell rasen sie an uns vorbei.

Tolles Strassenbegleitgrün haben sie hier! Urwald bis an die Straße. Hinter riesige Blüten und enormen Blättern verstecken sich zauberhaft mystische Landschaften, die wie aus einem Land vor unserer Zeit anmuten. So kommen wir neben der anstrengenden Steigung auch aufgrund der vielen Foto pausen nur langsam voran.

Gegen drei Uhr Nachmittag und 47 gefahrenen Kilometern sind wir völlig platt. Hardy wartet auf mich nach einer langen Steigung am Ehrendenkmal eines Helden des Dorfes El Empalme angelehnt. Wir wollen nicht weiter, zudem ziehen recht zügig dunkelgraue, tiefhängende Wolken heran.

Wie gerufen befindet sich eine Kirche mit angegliedertem Gemeindezentrum ein paar hundert Meter den Hang hinab. Wir schieben die Räder vor die Tür und sagen Guten Tag. Es ist gar kein Problem, wir dürfen uns einen Platz für das Zelt im großen Garten aussuchen und werden zum späteren Gottesdienst eingeladen.

Schnell frisst sich der Nebel die Berghänge empor. Dessen Fetzen hüllen uns und unser Zelt ein. Es tröpfelt. Wie gut ist es darin zu sitzen, den Schlafsack wie eine Decke über uns auszubreiten und einen warmen Kakao zu trinken! Seit Monaten haben wir mal wieder unsere Daunenschlafsäcke aus den Tiefen der Packtaschen hevorgekramt. Seit Tagen hatten wir uns bereits auf diese kühlen Temperaturen gefreut, sehr angenehm.

Toll, super in den weichen Daunen geschlafen, müssen wir morgens bei der Frühstückszubereitung sogar eine Mütze aufsetzen. Wir genießen die Kälte. Im Gemeindezentrum bekommen wir pan dulce, süße Brotteilchen, und heißes agua dulce angeboten. Letzteres ist ein heißes Gebräu aus Wasser, das mit Palmzucker aufgekocht wird. Welch Energiebombe! Ein Glas reicht aber völlig aus.

Bis zum Gipfel geht es heute lange, lange hoch. Ca. 45 km bis zum Gipfel mit fast durchgehender Steigung. Aber es ist nicht so steil und anstrengend wie gestern. Teilweise verlieren wir in sehr angenehmen downhills an Höhe. Diese Momente nutzen wir zum Dahinsurren und Ausruhen, denn sogleich müssen wir die verlorenen Meter erneut erarbeiten.

Wir passieren kleine Orte mit Miniläden, kleine Restaurants und Hotels. Nadelwald versperrt uns oft die Sicht ins weite Land. Nur selten können wir in lichten Stellen unsere gewonnene Höhe bestaunen.

Zum Mittagessen wählen wir passenderweise eine überdachte Bushaltestelle aus. Der kalte Wind pfeift, wir sind schon ordentlich hoch. Wir frieren und werden wohl so einige Zeit hier verbringen. An eine Weiterfahrt ist nicht zu denken, es regnet stark. Der tiefe Nebel versperrt jegliche Sicht. Dennoch fahren die Autofahrer sehr schnell, manche sogar ohne Licht. Der Kocher und ein Topf werden herausgeholt und wir kochen einen Tee. Der wärmt uns wieder auf.

Vom Gipfel trennen uns dann “nur” noch 15 Kilometer. Die kurbeln wir langsam ab. Die Landschaft verändert sich. Die Natur um uns herum wir karger. Es regnet immer noch. Ich stelle im kalten Starkregen entsetzt fest, dass meine Regenjacke nicht mehr dicht ist. Durch die meisten Nähte dringt Wasser ein. So ein Mist, ausgerechnet jetzt! Alles ist nass und kalt. Wir müssen an unsere Kanada-Zeiten denken.

Obwohl ich versuche langsam gleichmäßig tief ein und auszuatmen, fühlt es sich an, als bekäme ich nicht genug Sauerstoff. Die Höhe macht sich bemerkbar. Hardy klagt über leichte Kopfschmerzen und fühlt sich matschig. Langsam treten wir mit Pausen weiter.

Irgendwann wellt sich die Piste endgültig hinab. Wir müssen den Gipfel passiert haben, ohne es zu bemerken. Schnell wird ein Foto geschossen.

Vorsichtig fahren wir weiter runter. Wir erreichen das Restaurant Georgina in Villa Mills. Es soll das höchste Restaurant Mittelamerikas sein. Wir fragen wir nach einem Platz fürs Zelt hinterm Haus im Garten. Ohne große Erklärung wird uns sofort das Gartentor aufgeschlossen. Sehen wir so fertig aus? Wir befinden uns nun auf 3100m. Es ist so kalt, wir leisten uns erst mal eine heiße Schokolade im Restaurant. Die Hände aufwärmend sitzen wir an den Fenstern und beobachten die vielen Kolibris, die flink angeflogen kommen, um an den herumhängenden Zuckersaftbehältern zu trinken.

Pünktlich zur Abfahrt ins Tal, kommt am naechsten Tag die Sonne raus. Wir haben Bombenwetter! Mit vielen Fotostopps machen wir uns vorsichtig auf den Weg. Uns erwarten 40km kurvenreicher downhill hinab ins dampfende Tiefland.

Klimawechsel steht an: Die angenehme Kühle der letzten beiden Tage verwandelt sich in eine warm feuchte Sauna. Im Städtchen San Isidro de El General angekommen, ziehen wir uns unter den Sonnenschirm des örtlichen Mc Donalds die Lagen der warmen Klamotten aus. Ich stürme den prallgefüllten Supermarkt für unser Mittagessen. Um die Pazifikküste zu erreichen, müssen wir zuvor noch einen weiteren Gebirgszug überwinden. Er ist bei Weitem nicht so hoch wie der Cerro, aber die Pisten sind wesentlich steiler.

Ein hartes Stück Arbeit liegt hinter uns, als wir am frühen Nachmittag endlich oben angekommen sind. Wieder bietet uns eine Bushaltestelle Unterschlupf vor dem anziehenden Regen. Welch wohl verdiente Mittagspause!

Uvita

Hügelig geht’s dem Meer entgegen. Das letzte Mal waren wir in Mexiko auf der Baja California am Pazifik. Wir freuen uns riesig, als wir dann endlich den Dschungel verlassen und auf den Ozean stoßen. Ganz nah folgt die Straße an der Küste entlang. Einem kleinen Pfad folgend, finden wir einen verlassenen, wilden Strandabschnitt. Neben uns fließt ein Bächlein ins Meer. Die sanften Wellen kommen hoch bis auf den Steinstrand. Es ist gerade Flut. Hardy ist nicht zu halten und springt sogleich jauchzend in die Fluten.

In Uvita verbringen wir zwei Nächte. Victor, unser warmshower-host, stellt uns einen Zeltplatz auf dem großen, dschungeligen Grundstück seiner Familie zur Verfügung. Sie vermieten hier schnieke Cabañas an Urlaubsgäste, Victor managed das kleine Unternehmen.

Richtung Panama

Ausgeruht kommen wir in Richtung der panamesichen Grenze zügig voran. Nach wie vor ist das Gelände sehr wellig. Wir knicken wir vom Meer weg ins Hinterland ab. Der Dschungel kehrt zurück. Aber auch emsige Landwirtschaft wird betrieben. Viele Palmen zur Palmenoelproduktion sind im großen Stil in Reih und Glied angepflanzt. Die verarbeitende Fabrik folgt so gleich.

Die zuvor sehr gute Straße verändert sich ab dem Ort Palmar Norte. Nicht nur kommt hier sehr viel Verkehr hinzu, es gibt nun keinen Seitenstreifen mehr und der Belag ist entweder voller Flicken oder sehr rau. Es erinnert stark an brandenburgische Landstraßen. Der Schwerverkehr nach Süden rast nur so an uns vorbei. Fast jeden Tag sehen wir einen Unfall. Habe ich schon einmal erwähnt, das die Costa Ricaner im Allgemeinen ganz schön verrückt Auto fahren?

In La Guaria verbringen wir unsere letzte Nacht in diesem Land. Bei der abendlichen Suche nach einem sicheren Platz für die Räder und uns werden wir an die Präsidentin des Sportklubs in diesem Dörflein verwiesen. Sie ist jedoch nicht zu Hause, nur ihr Sohn Junior und sein Freund Mauricio sind da. Nachdem wir kurz über uns berichtet haben, nehmen die Beiden die Entscheidung einfach selbst in die Hand und führen uns zum salón.

Dieser stellt sich als Pavillon neben dem Fußballplatz heraus, von einem Drahtzaun umgeben. Die Jungs nehmen den Besen in die Hand und fegen für uns, rücken Holzklötze zurecht und schicken andere Kinder das Wasser andrehen. Wir sind beeindruckt. Der 14 jährige Mauricio verschwindet kurz im Dschungel hinter dem Fußballfeld und kommt mit diversen Früchten für uns zurück. Wir bekommen eine Mandarine, eine Kakaobohne und Mangotones. Die sind neu fuer uns. Mangotón soll wie Mango schmecken, erklärt er uns. Wir finden es total lecker, die Frucht erinnert uns jedoch eher an süßen Kürbis.

Irgendwann geht dann plötzlich das Licht an, das scheint Junior aus dem kleinen Laden seiner Eltern heraus organisiert zu Haben. Mauricio rennt flink rüber, kommt mit dem offiziellen „OK“ der Mutter und zwei Tüten Chips zurück. Pünktlich zum späten Nachmittag fängt ein Gewitter gigantischen Ausmaßes an. Es gießt, donnert und blitzt stundenlang.

Mauricio bleibt noch lange bei uns. Er hilft beim Zeltaufbau und schaut Hardy Tipps gebend beim Kochen zu. Wir fachsimpeln über die verschiedenen Farben der Kühe in Costa Rica und Deutschland. Er kann es kaum glauben, dass die meisten Kühe dort weiß mit schwarzen Flecken seien, so wie die Tiere aus der Werbung. In Costa Rica seien die Kühe nur weiß. Als wir gerade fertig sind mit Essen, fährt ein Auto vorbei, aus dem ein anderes Kind irgendwas mit „mamá“ und „casa“ schreit. Klar, was das nur bedeuten kann. Wir wickeln Mauricios Mathebuch in eine Plastiktüte, dann verschwindet er in den immer noch prasselnden Regen.

Heute werden wir Costa Rica verlassen, nur noch ein Land Mittelamerikas liegt vor uns. Lange wollen wir uns in Panama nicht aufhalten, denn zum Einen sind wir das hiesige schwül warme Klima mit der immensen Luftfeuchtigkeit, die bei der kleinsten Anstrengung Schweißfälle provoziert, leid und zum Anderen liegt das Abenteuer der Darien-Gap-Umgehung vor uns. Das wollen wir endlich angehen!

Costa RicaPermalink

Comments are closed.