Von Cusco über Puno – auf zur bolivianischen Grenze (Peru/ Juli 2013)

Radeln im Valle Sagrado

Schweren Herzens verlassen wir Cusco und die Gemeinschaft der anderen Radler. Es war schön mit ihnen zusammen zu sein und sich auszutauschen. Aber es zieht uns weiter, denn mit einem Zwischenstopp in Puno am Titicacasee steht unsere letzte Peru-Etappe an. Immer der Schnellstraße 3 Sur folgend, werden wir nach Bolivien gondeln.

Im Heiligen Tal der Inkas, radeln wir in südöstlicher Richtung. Die Sonne scheint. Wir haben Rückenwind. Was will man mehr? Es geht immer am Fluss entlang. Die Eisenbahnschienen haben wir in Sichtweite. Zwischen den Feldern stehen schiefe Adobehäuser.

Die „sixtinische Kapelle der Anden“ beeindruckt uns sehr im kleinen, verschlafenen Ort Andahuaylillas. Von außen macht die alte Jesuitenkirche einen unscheinbaren Eindruck. Von innen überrascht sie! Neben dem güldenen Altar gibt es alte Gemälde und Fresken der Escuela Cuzqueña zu bestaunen, die christliche Symbole mit indigener Kunst verbindet. Nach unserem Besuch wird die Kirche gesperrt, denn eine pompöse Hochzeit findet statt.

Kurz vor Urcos kommen wir an der legendären Lagune vorbei, in der einst die Inkas die riesige Goldkette versenkt haben sollen, die angeblich die Plaza de Armas in Cusco umspannte. Urcos selbst ist ein quirliges Dorf. Wir machen hier Mittag.

Dieser Streckenabschnitt scheint gut befahren zu sein, denn täglich treffen wir, auch mehrmals, auf andere Reiseradler. Die meisten kommen uns entgegen. Natürlich wird zu einem Schwätzchen angehalten, da gibt es Norweger, Amerikaner, Japaner, Holländer usw. Wir treffen nun auf den Schwung der im letzten argentinischen Sommer in Ushuaia gestarteten Biker. Es kristallisiert sich heraus, dass unsere noch fehlenden 8.000-10.000km richtig angepeilt sind. Dafür wurden um die sieben Monate benötigt.
Auch auf Hardy und Lena treffen wir einmal wieder. Wir radeln zwei Tage lang zusammen. Gemeinsam besichtigen wir die interessanten Ruinen von Raqchi. Eine hohe Stützwand mitsamt Säulen eines Tempels der alten, wirklich großen Siedlung sind noch gut erhalten. Die Bauweise ist untypisch für die Inkazeit, so dass dieses Bauwerk eher in die Präinkazeit, also der Tiwanaku-Kultur, zuzuordnen ist.

Im Nachbarort Sicuani essen wir Mittag (Eutersuppe – nicht unser Geschmack) und stocken die Vorräte auf. Dabei will uns doch vor dem Laden auf dem Bürgersteig tatsächlich ein übelst unsympathischer Mann sein Baby verkaufen. Hardy staucht ihn ordentlich zusammen, worauf er meint, es sei doch nur ein Scherz gewesen.

Wir treffen auf solche und solche Menschen. Eine sehr liebenswerte Schwester und einen netten Arzt lernen wir im Gesundheitszentrum in Marangani kurz darauf kennen, als wir nach einem Campingplatz in ihrem Hof fragen. Wir bekommen sogleich den großen Versammlungsraum angeboten, nehmen ihn dankbar an, denn so sind wir vor dem kalten, inzwischen stürmenden Wind geschützt.

Der folgende Morgen beginnt mit einem Besuch der Thermalquellen Aguas Calientes. Hardy stürzt sich als erster ins heiße Nass. Dann lassen wir Anbaugebiete hinter uns und beradeln Lama-Weideland. Die Besiedlung nimmt ab. Das sich im Wind biegende Ichu-Gras dominiert das gelbe Bild.

Auf dem Anstieg des letzten Passes vor Puno kommen wir noch einmal ins Schwitzen. Den Abra la Raya bezwingen wir aber doch recht schnell mit seinen „läppischen“ 4312m. Auf der Passhöhe hält auch gerade ein Zug voller Touristen, die hier Souvenirs kaufen und das Passschild fotografieren. Das machen wir ihnen nach, denn es ist das erste seit langem!

Radeln auf dem großen Altiplano
Mit dem Überqueren des Passes haben wir endlich die große Hochebene, die sich über Puno bis weit hinein nach Bolivien erstreckt, erreicht. Weiterhin werden wir von den Schienen begleitet. Wir freuen uns sehr! Für uns heißt es in Zukunft nun radeln auf rund 4000m Höhe. Zum Glück haben wir nach wie vor Bombenwetter und derben Rückenwind, der uns voran pustet. Ich mag nicht an schlechte Konditionen denken. Des nachts wird es nun stark abkühlen. Wir rechnen mit Minustemperaturen in den zweistelligen Bereich hinein.

Erstmal fliegen wir dahin. Es ist wunderschön! Der strahlend blaue Himmel und das vom Sonnenlicht goldgelb beleuchtete Büschelgras geben einen tollen Kontrast ab. Vereinzelt sehen wir braune Lehmhäuser. Zusammen mit Kühen oder Schafen grasen wollige Alpakas am Wegesrand, eine lustige Mischung.

Der Nachmittag vergeht mit vielem Staunen und diversen Fotostopps. Die Sonne senkt sich bedenklich tief. Wir wollen mit Lena und Hardy zusammen zelten, brauchen jedoch eine Weile, bis wir, dank Hardy (meiner!), einen versteckten Platz hinter einem runden Hügel gefunden haben.

Die Sonne verschwindet gerade hinter den Bergen in der Ferne. Zeitgleich schwingt sich der helle, zum Greifen nahe Vollmond hinter „unserem Hügel“ hervor. Es wird schnurstracks super kalt! Vorsorglich nehmen wir alle Wasserflaschen mit ins Zelt. Eine weise Entscheidung, denn wir haben minus 5 Grad. Von innen ist das Zelt gefroren. Obwohl unsere Daunenschlafsäcke mittlerweile leider so einiges ihres ursprünglichen Volumens verloren haben, ist uns mit Hilfe langer Unterwäsche (noch) warm.

Über Ayaviri und Pucará rasen wir am nächsten Tag bis nach Juliaca und schaffen 120km. Das hatten wir schon lang nicht mehr! Trotz des planen Geländes merken wir die Anstrengung. Höhe und gleißender Sonnenschein machen uns platt. Bereits mittags fühlen wir uns müde und ausgelaugt, die Augen sind trotz Sonnenbrille geschafft.

Vor und nach der großen und tristen Stadt Juliaca ist es alles andere als schön. Bauruinen, heruntergekommene Häuser und vor allem viel herum fliegender Plastikmüll prägen das Bild. Wir hatten gehört, dass andere Fahrradreisende hier mit Steinen beworfen wurden, erleben selbst jedoch keine Feinseligkeiten. In der Nähe der plaza checken wir in ein ranziges Hotel ein. Etwas anderes gibt es hier einfach nicht. Angeblich sei die Stadt Verkehrsknotenpunkt, Schmuggler- sowie Handelshochburg, so hören wir.

Nach Puno ist es nicht mehr weit. Die fehlenden 45km radeln wir am nächsten Vormittag ab. Nachdem wir das Ballungszentrum Juliacas verlassen haben, umgibt uns wieder Weite. Der Wind weht, der Boden ist trocken, die Sonne burnt. Hier zu leben ist wirklich hart.

Nach einer leichten Steigung erblicken wir ihn endlich, den Titicacasee! An seinem nordwestlichen Ende scheint er eher wie eine große, blaue Pfütze unter uns zu liegen, anstatt des höchstgelegenen schiffbaren Sees der Welt auf 3800m. Hier sind wir angekommen, am heiligen See der Aymara und Inkas. Ein weiterer Meilenstein meinerseits ist erreicht! Ich bin ein bisschen enttäuscht, in meiner Fantasie hatte ich mir „mehr See“ ausgemalt. Kaum vorzustellen, dass auf all den versandeten und heute zum Ackerbau betriebenen Uferzonen vor 50 Jahren noch Schifffahrt betrieben wurde. Wann kann man an dieser Stelle wohl hinüber nach Bolivien laufen?!

Puno

Das lebendige Puno liegt unter uns. Wir tauchen ein in ein Gewirr aus Taxis, Kleinbussen und zu Hardys Freude Fahrradrikschas sowie lauter unverputzter und unvollendeter Adobe- und Ziegelhäuser.
Als erstes zieht mich der moderne, riesige Supermarkt wie magisch an, mein absolutes Tageshighlight! Mit Wägelchen durchlaufe und bestaune ich das umfangreiche Angebot in dem großen Komplex und kaufe reichhaltig ein. Sehr lustig finde ich den Kontrast zwischen moderner Flachbildfernseher und indigenen alten Mütterchen, die in ihren Trachten, mit Baby im Bündel auf den Rücken durch die Reihen laufen. Zu den im Hintergrund dudelnden Welthits aus den 80gern wippen sie rhythmisch mit ihren Schultern im Takt, um das wimmernde Kindchen im Dunkeln in ihren Tüchern bei Laune zu halten. Hardy muss seiner Meinung nach zu lange mit den Rädern vor’m Laden warten und ist alles andere als begeistert, als ich mit drei vollen Tüten strahlend heraus komme.

Gewarnt vor Diebstählen, insbesondere des mysteriösen Raubes der Fahrräder von Freunden in der hoteleigenen Garage (Hotel Virgen de las Nieves 3!), lassen wir besondere Vorsicht walten und schließen die Räder in unserem Zimmer (Hostal Roma) besonders sorgfältig an. Dann schmeißen auch wir uns ins Getümmel.
Wir setzen uns auf die Stufen der Kathedrale und essen ein paar Brote, um dabei die Szenerie zu beobachten. Das ist ja besser als Kino! Laut pfeifend, mit Slogans an den amtierenden Präsidenten gewandt, wie „Ollanta escucha, medicos en lucha!“ („Ollanta hör zu, Ärzte sind im Kampf!“) lassen Männer und Frauen in weißen Kitteln ihren Unmut im Arbeitskampf heraus. Danach wird mit viel Polizei- und Waffenaufgebot ein Häftling in den Justizpalast abgeführt. Mit rhythmischen Trommelschlag, Gitarren- und Panflöten-Musik begleitet zu allerletzt eine in schwarz gekleidete Trauergruppe mit vielen Blumen einen auf den Schultern getragenen Sarg zum Friedhof.

Auf der Mole wird von so einigen Häschern versucht uns dazu zu überreden doch eine Bootsfahrt auf eine der diversen Inseln im See zu machen. Nicht mit uns!
Der Titicacasee selbst wirkt aus dieser Perspektive wie eine schmutzige, stinkende Brühe. In der Grütze des abgetrennten Bereiches der Mole können in die Jahre gekommene Tretboote ausgeliehen werden. Wir beobachten das fröhliche Treiben. In zwei Tagen ist Nationalfeiertag und jetzt schon ist einiges los. Eis und Popcorn werden verkauft. Auf der Promenade stehen Grüppchen fein angezogener Männer und Frauen im Kreis zusammen, in der Mitte mindestens ein Kasten Bier. Die Flaschen kreisen. Die Polizei, Marine und das Militär stehen in schicker Uniform Parade.

Hardy besucht den alten Schraubendampfer Yavari, eigentlich ein geplantes Kanonenboot (doch die Schießeisen wurden nie geliefert), das einen ersten Liniendienst für Waren über den See 1871 aufnahm. In 2766 Einzelteilen wurde das Schiff über die Anden transportiert und vor Ort montiert. Nun soll es zum Luxusdampfer im Stil des 19. Jahrhunderts ausgebaut werden. Aber das dauert noch mindestens drei weitere Jahre.

Für uns stehen zwei highlights an. Das Empfangen zweier „Fresspakete“ mit Brot, Käse und Süßigkeiten von zu Hause sowie das Loswerden überflüssiger Kilos per 7kg-Paket in Richtung Berlin. Erleichtert kann’s weiter gehen.

Endspurt zur bolivianischen Grenze
Am Nationalfeiertag Perus brechen wir aus Puno auf. Es ist deutlich weniger Verkehr unterwegs. Ein Typ auf einem Fahrrad zeigt uns den Weg aus der Stadt, er meint, er hätte heute nichts zu feiern, da alle Leute in der Regierung Diebe und korrupt seien.

Aufgrund der nun fehlenden Kilos rast Hardy über das Altiplano nur so dahin. Bei Gegenwind fährt er 24km/h, ich habe Mühe mitzuhalten. Leider merke ich auch die Höhe und habe das Gefühl nicht genügend Sauerstoff zu bekommen. Nach enormen 82km machen wir in Juni eine lange Mittagspause, wieder zusammen mit Hardy und Lena.
Die Weiterfahrt gestaltet sich deutlich langsamer aufgrund diverser Stopps, denn das warme Nachmittagslicht taucht den inzwischen sehr großen Titicacasee und die vor uns liegenden Hügel in wunderschöne Farbkontraste aus tiefem blau und goldgelb. Endlich ist es wirklich schön!
Es ist schon nach 17 Uhr, die Sonne ist bald verschwunden. Fix werden an einem Haus Wasservorräte aufgefüllt und nach einem Zeltplatz oberhalb des Hanges Ausschau gehalten. Wir finden etwas Schönes mit tollem Blick über den See.

Am folgenden Vormittag geht es nicht wie gestern am See entlang, sondern über ehemaliges Seegebiet hinweg. Denn zunehmend wirkt er verschilfter und verschlammter. Auch riecht es nicht allzu gut. Kühe, Schafe, Schweine und Alpakas grasen auf ehemaligem Seegrund. Häuser wurden auf ihm gebaut. Die etwas erhöhte Straße verläuft Kilometerweit mitten im einstigen Titicacasee.

Unsere letzten Perueindrücke in Yunguyo erleben wir mit gemischten, eher ernüchternden Gefühlen. Wir sitzen lange auf der plaza und essen Brote. Eine alte Eisverkäuferin will einfach nicht von uns ablassen. Auch ein Nein mit der Begründung uns sei auch ohne ein Eis schon kalt, kommt nicht so richtig bei ihr an. Dann tauchen immer wieder die gleichen Jungs der Schuhputz-Bande auf. Wiederholt werden uns ihre Dienste angeboten. Sie sind sich nicht so ganz sicher, ob wir nun „turistas“ oder „terroristas“ sind, da sie die Wörter nicht kennen. Hardy erklärt, wir sind Touristen, da wir nur Räder und keine Waffen hätten.
Zum Schluss werden uns wieder Kinder angeboten. Die Saubermach‘-Frauen des Platzes wollen, dass wir doch ihre beiden 6jährigen Mädels mit in die USA nehmen. Was ist denn hier los? Wir sind zu perplex und sauer, um adäquat zu reagieren.

Im Grenzort Kasani tauschen wir die verbliebenen soles in bolivianos und reisen problemlos aus.

Fazit Peru
Drei Monate lang sind wir nun in Peru herumgekurvt …
bezeichnend ist, welch‘ UNTERSCHIEDLICHE Eindrücke wir gewonnen haben!

In Peru ist alles gigantisch. Krasse Gegensätze kommen zu Tage: ob hohe Berge; lange Steigungen, die einem mal eben über 1000 Höhenmeter abfordern; schroffes, offenes Gestein in allen Farben; Wüste mit Affenhitze; Eukalyptuswald oder Kakteen in absoluter Trockenheit; Reisfelder im satten Grün – Perus Natur hat uns sehr gut gefallen!

Das Radeln im nicht abreißenden städtischen Verkehr ist insbesondere mir auf die Nerven gegangen. Da heißt es rein in den Strom aus Minibussen, Taxis und Tuktuks, Augen auf und versuchen im selben Tempo zu bleiben und dabei auf Löcher und Ritzen acht zu geben. Dabei wird man vom nicht ablassenden Hupen dauerbeschallt. Letzteres scheinen die Peruaner zu lieben. Es wird gehupt, um zu grüßen, um zu sagen „Achtung, ich komme“, um Zorn auszudrücken und und und. Neben dem Verkehr muss auf die gemeingefährlichen, beißfreudigen Höllenhunde geachtet werden.
Peru hat gefühlt die schlimmsten und längsten Stadtein- und ausfahrten überhaupt. Insbesondere hier ist die Qualität der Pisten übelst. Oftmals geht es natürlich noch steil bergauf. Ist dies einmal überstanden, nimmt der Verkehr deutlich ab und auf Landstraßen ist es relaxter zu radeln.
Abbremsen?! Vergiss es! Besonders die Minibusse und Reisebusse sind übel. Die Lastwagenfahrer hupen freundlich und machen einen Bogen um Radler.

Aus unserer Sicht positiv ist der vermehrte Straßenbau aufgefallen. Es wird viel asphaltiert. Jedoch habe ich noch nie so einen Quatsch gesehen: die Qualität ist übel! Da wird eine sehr dünne Asphaltschicht über Schotter gekippt. Es gibt keine Hangsicherung und die Pisten verlaufen super nah an Abbruchkanten über Flüssen. Da ist es vorprogrammiert, dass das von oben rieselnde Gestein oder die hinabrutschenden Erdmassen der Hänge die Straße beschädigen und der steigende Wasserpegel, der in der Regenzeit reißenden Flüsse ein Stück der Asphaltdecke mitnimmt.
Überall wird bereits an neuen Straßen geflickt. Ist das einfach nur Sparpolitik oder sollen so Langzeitarbeitsplätze geschaffen werden? So mancher Peruaner beneidet Ecuador um seinen guten, nachhaltigen Straßenbau.

Hardy sagt einmal: „Von den drei südamerikanischen Ländern, in die wir hineingeschnuppert haben, gefällt mir die peruanische Gesellschaft bisher am wenigsten“. In Peru ist der Umgang untereinander ruppig und gewaltvoll (im verbalen wie im handgreiflichen Sinne). Der nächst unterstehende in der Gesellschaftsordnung wie beispielsweise Kinder oder Hunde kriegen das Gefälle deutlich zu spüren. Im Imperativ sind Ein- oder Zweiwortsätze an der Tagesordnung.
Einmal erleben wir, wie sich zwei Jugendliche über unsere Fahrräder unterhalten. Der Eine sagt: „Schau mal, was für gute Räder!“, worauf der Andere schnell antwortet „Stiel sie dir doch!“. Dieser Ausspruch ist leider für uns prägend für eine oftmals vorherrschende Anschauung der Leute hier (aber nicht aller!). Das Klauen scheint so normal so sein wie Einkaufen! Da wird gar nicht erst drüber nachgedacht. Respekt vor dem Eigentum anderer Menschen ist gering.

Hier dreht sich vieles ums Geld. Für jeglichen noch so kleinen Gefallen wird eine Bezahlung erwartet. Nicht nur von uns, auch von den Peruanern untereinander. An diese ganz andere Kultur mussten wir uns erstmal gewöhnen.
Auch wird des öfteren von uns Touristen erwartet Trinkgeld oder Geschenke an die Peruaner zu verteilen. Das Phänomen hat seit dem Erreichen der touristischen Gebiete um Huaraz Richtung Bolivien zugenommen. Da kommen die „propina!“ (Trinkgeld) und „dame plata!“ (gibt mir Geld)-Kids von den Hängen gerannt.
Für uns schwer verständlich ist dagegen das häufige Desinteresse in Läden oder Hotels uns Kunden zu bedienen oder Fragen zu beantworten. Wir müssen um Aufmerksamkeit kämpfen. Dieses Desinteresse erlebt seit Beginn Zentralamerikas hier seinen absoluten Höhepunkt. Genervt fragen wir: „Wollen Sie denn kein Geld verdienen?“ und erhalten häufig die Antwort „no“.

Den „Gringoismus“ erleben wir in Peru vermehrt. Mehrheitlich erklingen die Gringo-Rufe jedoch freundlich und nicht aggressiv. Trotz all der negativen Aspekte: die Peruaner, mit denen wir ins Gespräch kommen, erleben wir als meistens nett, freundlich und sehr interessiert. Sie sind oft zu Späßen über Andere und uns aufgelegt und haben Lust mit uns zu quatschen.
Wir haben immer Hilfsbereitschaft erfahren, sei es des Erfragens des Weges oder des Fragens nach einer Unterkunft. Es gibt immer eine Möglichkeit.
In diesem großen Land sind die Menschen von Region zu Region ganz unterschiedlich. Die nettesten Leute haben wir im Nordosten wahrgenommen, in der Grenzregion bis nach Chachapoyas. Einen „Bruch mit den Menschen“ haben wir seit Huaraz gespürt.

Leider ist Peru das Land Nummer eins auf unserer Reise, in dem wir zuvor und während unseres Aufenthaltes von den meisten Überfällen auf Fahrradfahrer sowie von Raddiebstählen hören. Teilweise sind diese sehr gewaltvoll abgelaufen. Wir haben uns im Vorfeld unwohler gefühlt, als im Land selbst. In Peru haben wir uns nicht unsicher gefühlt und keine gefährliche Situation erlebt.

Auch wenn in diesem Fazit leider mehr negative als positive Aspekte auftauchen, können wir beide Peru als ein wirklich interessantes und vielseitiges Reiseland empfehlen!

Fotos zu dieser Etappe befinden sich in der Galerie.

PeruPermalink

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