Vancouver Island (BC / Canada / August 2011)

Morgens um 5:00 Uhr kommen wir in Prince Rupert an. Die Nacht war kurz, aber wir haben dennoch ein Mützchen Schlaf finden können.

Da die Fähre nicht wie erwartet erst um 6:00 Uhr ankommt, ist kein Gerenne zum Ticketschalter notwendig. Mit viele anderen Reisenden warten wir auf die Ankunft der folgenden Fähre, die uns durch die Inside Passage bis nach Port Hardy auf Vancouver Island bringen soll. Mit der Inside Passage wird der gesamte Schifffahrtsabschnitt zwischen Anchorage/Alaska und Vancouver Island/Kanada beschrieben. Wir befahren die südliche Hälfte. Zwischen den der Küstenlinie vorgelagerten Inseln befinden sich breite schiffbare Kanäle, die sowohl vom kommerziellen Schiffsverkehr als auch von Meeressäugern gleichermaßen beliebt sind. Unser Abschnitt wird laut Reiseliteratur als lohnend bis spektakulär beschrieben. Hohe Berge, Klippen und Wale sollen hervorragend zu sehen sein und diese Fahrt zu einem Erlebnis der besonderen Art werden lassen. Entsprechend gespannt freuen wir uns auf die nun vor uns liegende gemütliche Tagesreise auf dem Wasser und hoffen, dass sich das gegenwärtige Regenwetter aufklärt und uns die erhofften Blicke gewähren lässt.

Vorteilhaft am Fahrradreisen bei gleichzeitiger Fährennutzung ist die Gleichstellung mit Fußgängern. Zusammen mit diesen wenigen können wir als erste auf die Fähre gelangen. Noch vor dem großem Ansturm wollen wir uns die besten Plätze aussuchen. Leider wissen das Andere auch, so erhalten wir nach dem Vertäuen der Fahrräder im Laderaum nur die zweitbesten Plätze, die immer noch hervorragend sind. Backbords sitzen wir parallel zur Fensterfront in gemütlichen Sesseln. Strom zum Laden unserer Geräte sowie Akkus ist vorhanden und Essen haben wir auch in Hülle und Fülle dabei. Neben uns sitzt Walter, den wir schon auf Haida Gwaii kennen gelernt haben.

Die Wolken werden dichter, bald fängt es an zu regnen. Ich (Hardy) bin bisher mäßig beeindruckt von dieser Fahrt. Für diesen horrenden Eintrittpreis hatte ich schon ein paar Sonnenstrahlen erwartet. Zumindest gibt es kostenlos Milch. In der Cafeteria befindet sich hinter der Kasse ein Milchspender für die, die sich teure heiße Getränke leisten können oder wollen. Mein großer Colabecher kann dort regelmäßig gefüllt werden. Zudem gibt es dort Marmelade und Butter sowie Gewürze zum Mitnehmen. Unser Frühstück und Mittagessen wird abwechslungsreicher! Dieser Service kommt uns übrigens auch auf den anderen Fähren in BC/Kanada sehr gelegen. Ich laufe immer mit Milchbart herum.

 

Plötzlich lässt sich eine große Schwanzflosse blicken, ein Raunen geht durch das Abteil in dem wir sitzen. Hektisch fummeln auch wir an unseren Fotoapparaten, um den Waal kurz vor dem Abtauchen noch erwischen zu können. Ich bin beeindruckt, dass dieses Tier sich nicht von dem bestimmt ohrenbetäubenden Lärm unter Wasser abschrecken und sich sogar zu einem kleinen Sprung hinreißen lässt. Spektakulär spritzt in weiter Ferne der Schaum. Zumindest ein Wunsch ist in Erfüllung gegangen! Noch zwei weitere Male sehen wir Wale.

Leider bleibt es bei diesen Highlights. Das Wetter wird noch trüber, von der Landschaft bekommen wir fast nichts mehr mit. Mich langweilen mit der Zeit die nahen Huegel mit ihrem immer gleichen dichten Nadelbaumbewuchs, ich hatte mehr von dieser Fahrt erwartet. Wahrscheinlich haben wir Pech mit dem Wetter gehabt. Sowieso scheint hier in BC das Wetter in diesem Sommer verrückt zu spielen. Die Menschen berichten von soviel Regen und Kälte wie schon lange nicht mehr zu dieser Jahreszeit. Wir konnten davon auf dem Cassier Hwy ein Lied singen und sind doppelt froh auf der immer regnerischen Inseln Haida Gwaii ein paar der äußerst seltenen Sonnentagen erwischt zu haben.

In der Touri-Info auf der Fähre berichtet uns der freundliche Tourismusinformator, der sogar einen Vortrag in Form eines Lobliedes über Vancouver Island im schiffseigenen Kino hält, von der Möglichkeit der Nutzung eines Wassertaxis zum östlichen Startpunkt des North Coast Trail auf Vancouver Island. Das wollen wir versuchen, endlich stehen wieder ein paar Tage Wandern auf dem Programm! Auch Walter können wir begeistern, wir planen nach Ankunft auf Vancouver Island zu dritt eine Woche die Nordkueste unsicher zu machen.

Nach 15 stündiger Fahrt legt die Fähre im Dunkeln östlich von Port Hardy an. Nur wenige Meter nach dem Fähranlieger finden wir einen ruhigen Rastplatz, Walter und die zwei Jungs ohne Kocher von Haida Gwaii sind auch schon da. Am nächsten Tag wollen wir in Port Hardy alle nötigen Infos für unsere Wanderung einholen. 

Wem es noch nicht aufgefallen ist: In Port Hardy steckt mein Name! Dementsprechend entzückt möchte ich mich vor allen Schildern von Alena fotografieren lassen. Soviel Hardy hatte ich noch nie, dass muss ich auskosten. Sonst gibt es nicht so viel spannendes von Port Hardy zu berichten. Das Wassertaxi ist leider nicht mit unserem Budget vereinbar, die Wanderung steht auf der Kippe. Doch so leicht lassen wir uns nicht abwimmeln. Wir beschließen zumindest nur den kurzen dreitägigen Abschnitt am nordwestlichsten Zipfel der Insel zu belaufen. Cape Scott wurde uns schon früher empfohlen, dort könne man hintrampen oder sogar hinradeln. Da wir dieses Unterfangen mit Walter beschreiten wollen, kommt nur Trampen in Betracht. Wir verabreden uns für den darauf folgenden Tag morgens am Beginn des Trails ungefähr 60 km westlich von Port Hardy.

Wir versuchen eine Bleibe für den heutigen Abend sowie für die Fahrräder für die nächsten Tage zu organisieren. Mit Hintergedanken beginne ich ein Gespräch mit dem jungen Angestellten im Internetcafé, in dem wir unsere Zeit vertrieben hatten. Schnell stellt sich heraus, dass wir die Räder natürlich gut auf dem örtlichen Campingplatz unterstellen können, aber genauso gut und eigentlich noch viel besser wären sie in der Garage seiner Eltern aufgehoben. Das wollten wir hören! Schnell verabreden wir uns für später, um gemeinsam mit ihm zu seinem Haus zu fahren.

Josh ist 16 Jahre alt und arbeitet in den Ferien im besagtem Internetcafé. Er ist unglaublich kommunikativ und interessiert an unserer Reise. Nachdem wir unsere Räder in der gemütlich geruempeligen Garage untergestellt haben, werden wir von seiner Mutter Tania zum Abendessen eingeladen. Es gibt Halibut mit Reis, wir trauen uns gar nicht richtig zuzulangen, haben wir doch solchen Hunger. Wir berichten von unserer Reise und wieder mit kleinem Hintergedanken von unseren besten Erfahrungen mit warmshowers.org. Nach dem Essen möchte uns Shean, wie verabredet, zum Campingplatz fahren, von dem wir am nächsten Morgen zum Tramper-Startpunkt laufen wollen. Doch Tania hält Shean zurück und uns wir ein Bett angeboten. Toll, diese Familie scheint sehr interessant zu sein und wir freuen uns ihre Gäste sein zu dürfen.

Am Abend unterhalten wir und lange mit Tania und Shean, sie sind beide 34 haben zwei Kinder (Josh, 16 und Jeremia, 18) und arbeiten beide bei der Heilsarmee. Dass Tania auf Fotos steht, verrät uns Josh und so holen wir alles raus was wir zu bieten haben und kommen gar nicht heraus aus dem Erzählen über Europa, Deutschland, Berlin und Hellersdorf. Ich finde es angenehm, dass die beiden nicht wie üblich, wie schon so oft andere, hellauf begeistert sind, sondern auch kritische Fragen stellen und uns manchmal (so kommt es mir vor) testen und unsere Meinung zu politischen Fragen auf die Probe stellen. Tania ist mit dänischen Kommunisten verwandt, wir werden deren ehemalige Siedlung bei unserer Wanderung zum Cape Scott besichtigen können.

Das Trampen am nächsten Morgen klappt super! Schon der dritte Autofahrer möchte uns nach Holberg, das ist ca. 2/3 der Strecke, mitnehmen. Ich versuche mein bestes und quatsche und quatsche. Als Tramper muss man reden, das ist meine Devise. Nach fröhlicher einstündiger Fahrt entscheidet sich unser Fahrer dafür uns bis zum Trailbeginn zu fahren. Was für ein Glück! Die ganze Strecke in einem Ritt!

Walter ist auch schon da. Nach einem kleinem Frühstuck können wir zu unserer ersten richtigen Wanderung auf dieser Reise aufbrechen!

Wir wandern durch dichten Regenwald. Der Weg ist einer der matschigsten, die ich bisher erlebt habe. Riesige Fichten und Zedernbaeume bilden ein Dickicht, dass nur auf unserem Pfad passierbar ist. Richtiger Regenwald, wir sind begeistert! Leider gibt es keine Affen, dafür um so mehr Moose und Flechten, die es zu bestaunen gibt. Auf dieser Wanderung realisiert Alena, aus Gewichtsgründen leider den falschen Wanderrucksack mitgenommen zu haben. Sie entschloss sich für den kleineren und stöhnt nun unter dem blöden Tragesystem. Es schmerzt sie ganz schön. Wir wollen versuchen Abhilfe zu organisieren.

Die Gegend um Cape Scott wurde um die Jahrhundertwende von dänischen Kommunisten in mehreren Wellen besiedelt. Angelockt von fetten Wiesen malten sich diese Menschen ein gemütliches Leben finanziert durch Viehzucht und Viehhandel aus. Die Landwirtschaft an sich gelang, jedoch wurde der Gemeinschaft das rauhe Wetter einerseits sowie die Ummoeglichkeit des regelmäßigen Anlandens großer Schiffe am Cape Scott und somit fehlende Handelsbeziehungen zum Verhängnis. Nach 30 Jahren gaben sie auf. Zeitweilig wohnten bis zu 200 Personen an diesem unwirtlichem Ort.

Während des Erwanderns der Gegend können wir uns zu Beginn nicht vorstellen, wie hier Menschen gelebt haben konnten. Dichter Urwald versperrt jedes Durchkommen. Etwas später stoßen wir auf weite Ebenen mit fast verrotteten Umzäunungen, die eine Bewirtschaftung tatsächlich erahnen lassen. Zaunpfosten und Wälle sind so ziemlich das Einzige, was von den einstigen Siedlern noch zu besichtigen ist.

Am Strand schlagen wir unser Lager auf. Zwar passt mir Strandzelten nicht, der feine Sand befindet sich schon nach kürzester Zeit auch im letzten Schlafsackwinkel, doch bietet sich dieser Platz an: Andere Wanderer sind auch schon da, ebenso sind Foodlocker vorhanden. Wir befinden uns immer noch in Bärenland.

Am nächsten Tag besichtigen wir in einer Tagestour den Leuchtturm und lernen die zwei netten Leuchtturmwärter sowie zwei junge Parkranger kennen. Sie kommen gerade von einem Angeltörn. Parkranger zu sein scheint ein angenehmer Job zu sein! Fasziniert können wir das Säubern und Filetieren der riesen Lachse beobachten. Wir bekommen Einblicke in Lachsanatomie bis ins letzte Detail. Genaustens wird der Mageninhalt der Tiere untersucht. Ein geschenktes Bier rundet unseren Tagestrip ab und fröhlich machen wir uns auf den Rückweg.

Die Rückreise nach Port Hardy wird zum lustigen Roadtrip. Drei Typen aus der Nähe von Victoria, auf Vancouver Island, nehmen uns gerne mit. Luise ist froh die Wandertour unternommen zu haben, die anderen zwei Herren freuen sich endlich wieder soviel rauchen zu können wie nur geht. Der eine ist eher der Angler, der andere betitelt sich als Golfer. Einer von beiden beschließt, dass dieser Trip seine erste und letzte Wanderung sein soll. Er hängt seine Wanderschuhe sogleich an den Shoetree auf halber Strecke des Weges. In einer theatralischen Zeremonie schickt er sie in Rente. Der Baum ist dicht behangen mit Schuhe aller Facon, Cape Scott scheint zum Beendigen einer Wanderkarriere einzuladen. Sehr vergnügt werden wir direkt bei unseren Fahrräder in Port Hardy abgesetzt.

Wieder bei Joshs Familie angekommen, laed uns Tania ein mit ihr am nächsten Abend bis nach Campbell River zu fahren, um ihre Eltern zu besuchen. Nun, das ist genau unsere Richtung, nur würden wir damit eine Strecke von 230 km innerhalb eines Tages überspringen. Lange hadere ich mit dem Gedanken jetzt zu trampen, obwohl es eigentlich nicht unbedingt notwendig ist. Alena möchte aber gern und außerdem passt es uns zumindest bezüglich unser Zeitplanung ganz gut in den Kragen. Auch ein Kennenlernen Tanias Eltern scheint verlockend, möchten wir doch während unserer Tour intensiven Kontakt mit den Menschen haben. Bald ist die Entscheidung gefallen, auf nach Cambell River. Damit haben wir auch noch Gelegenheit am nächsten Vormittag zusammen mit Josh das Nativ-Reservat in Port Hardy zu besuchen.

Tania hat über ihre Arbeit bei der Heilsarmee gute Kontakte zu den Nativs, deren Status erst seit 1876 gesetzlich fixiert ist. In First Nations organisieren sich die verbliebenen Ureinwohner auf kanadischem Staatsgebiet. Welche Gruppe eine sogenannte First Nation ist bzw. welche Person sich sich dieser zurechnen darf, bestimmt der Staat Kanada. Auf unserer bisherigen Reise sind wir durch verschiedene First Nations Regionen gefahren. Dabei schien sich der Grad der Organisation sowie Wohlstand stark zu unterscheiden.

Schnell sausen wir in Tanias Pick Up über die Berge, nur kurz kann ich Landschafts-Ausschnitte genießen. Dichte Wälder links und rechts der Straße lassen vereinzelt Gelegenheit für Blicke auf die hohen Gipfel und Seen des nördlichen Vancouver Islands zu.

In Campbell River stellen wir fest, dass wir nun das Kapitel „Wildnis“ fürs Erste hinter uns gelassen haben. Zwar wird der Abschnitt Port Hardy – Campbell River als langweilig und eintönig beschrieben, doch steht für mich fest, dass eine Beradlung eben dieser Strecke mit einem langsamen Verlassen der Wildnis nicht schlecht gewesen wäre. So schnell möchte ich mit den Bikes nicht noch einmal trampen, auch langweilige Strecken könnte ich genießen, so langweilig sind sie aus Radperspektive meistens doch nicht.

Trotzdem sind wir beide froh, dass unser Programm „Menschen auf Vancouver Island“ so gut klappt! Die zweite Etappe stellen nun Tanias Eltern in Cambell River dar. Tanias äußerst hibbelige Mutter nimmt uns in Beschlag und schnell steht das Abendprogramm fest. Nach dem Essen, es gibt Prawn, eine Art übergroßer Shrimp, wird eine Wanderung unternommen. Mit rasender Geschwindigkeit laufen wir durch den Wald, um den Sonnenuntergang an einem tosenden Wasserfall nur knapp zu verpassen…

Nach der Familie Tanias bilden Dave und Cat in Courtney den Anfang unser warmshowers-Besuche. Beide Rad-begeistert und in Planung einer Tour nach Inuvik, haben wir uns viel zu erzählen. Wir werden ausgequetscht und bekommen ebenso wertvolle Tipps für Denman und Hornby Island, unsere nächsten Anlaufpunkte. Das Lachs-BBQ, welches Dave zubereitet, können wir nur wärmstens Empfehlen. Wir können in ihrem gemütlichen Gästebett schlafen, Wäsche waschen und bekommen zum Abschied eine volle Ladung Gewürze für unsere Küche. Am Morgen begleitet uns Dave ein Stück und zeigt uns den besten Weg Richtung Fähranleger nach Denman Island.

Leider stelle ich an diesem Tag eine mittelgroße Erkältung bei mir fest. So kann ich bei Dave und Tanya auf Denman Island nur noch ins Bett fallen und überlasse Alena die Aufgabe der ersten Konversation. Diese scheint hervorragend zu funktionieren! Wir erleben in den nächsten drei Tagen eine große Herzlichkeit im wunderschönen Hause der beiden gleich am Strand. Tanyas Eltern sind zu Besuch, ich bin begeistert von der Offenheit der Familie uns jetzt aufzunehmen! Dave ist Kellner und der keine-Hilfe-benötigende Koch im Hause. Morgens vor dem Frühstück ist schon die Brombeeren-Marmelade eingeweckt, tagsüber wird das Haus gestrichen und eine Treppe gebaut. Beim Frühstück debattieren wir über die von mir vorgeschlagene Stufenhöhe und -breite. Schnell wird die Schrittmaßformel ins imperiale Maßsystem übertragen.

Tanya ist Programmiererin, genießt die Anwesenheit ihrer Eltern im Haus und lässt mich ihr Liegerad austesten. Nicht übel so ein Gefährt! So wie mir scheint kann man ernsthaft über solch eine Reise im Liegerad nachdenken, haben ja auch schon einige gemacht….

Wir verbringen zwei gemütliche Tage auf Denman Island. Ein Besuch von Hornby Island steht dabei auf dem Programm. Dort leben 900 Personen einen hippyresken Lebensstil, ca. 2000 Touristen im Sommer bestimmen das Inselfeeling. Ohne Gepäck radeln wir die Insel ab, besichtigen Märkte und Klippen. Einsam ist es nicht, dafür entspannend und kulturell interessant. Es gibt zum Beispiel eine selbstorganisierte Müllhalde mit einem großen Freeshop. Ich nehme ein Buch sowie einen Bleistift mit. Vor Ort kann jede Person nehmen was sie braucht, die besten Abnehmer sind die Touristen. So verschwindet hoffentlich sehr viel Abfall von der Insel…

Dave und Tanja verlassen wir an einem wunderschönen Morgen. Die Sonne scheint, die Vögel zwitschern und wir sind frohen Mutes uns wieder ein Stück vorwärts zu bewegen. Die ganze Familie hilft beim Bepacken der Fahrräder. Fast hätten wir die Fähre verpasst, da ich gestern nach dem Zentrieren vergessen hatte die Schläuche aufzupumpen. Mit vereinten Kräften pumpen Dave und ich die Reifen in Rekordgeschwindigkeit auf Rekorddruckverhältnisse auf. Dann kann es losgehen, es wird gewunken wie verrückt. Unsere Fahrt soll heute nicht lange dauern, haben wir doch schon den nächsten Besuch eines warmshowers-host in Aussicht. Insgesamt drei Personen hatten wir zu Beginn unseres Vancouver Islands-Aufenthalts angeschrieben, alle hatten zugesagt und wir wollten es uns diesmal nicht nehmen lassen alle zu Besuchen.

Biff und Deb wohnen in Comox, unweit des Piers der Fähre zur Sunshine Coast, damit genau auf unserer Route. Nach nur 40 km Fahrt stehen wir vor ihren Haus. Wir sind sichtlich beeindruckt ob der Größe und Ausstattung des Gebäudes und Gartens. Wir trauen uns erst gar nicht uns bemerkbar zu machen. Ich hatte mir schon so etwas gedacht, als ich die mächtige Hausnummer, in 1 Meter großen Lettern ausgestanzt aus einer riesigen Platte Corten-Stahl, bemerkt hatte. Wir sind gespannt, welche Richtung dieser Abend noch einschlagen wird. Biff und Deb sind mit Abstand die wohl finanziell am besten ausgestatteten Menschen, die wir bisher während dieser Reise besucht haben, denken wir uns.

Lange vor dem Tor herumstehen bringt nix, also rein ins Getümmel. Freundlichst werden wir von den beiden begrüßt. Es folgt eine Führung durch das geräumige Haus.

Biff ist Bauingenieur, Deb war Lehrerin, beide sind begeisterte Radfahrer und planen gerade ihre nächste Tour durch Europa. Der Abend klingt mit einer Fischspeise auf viereckigen Tellern mit Wein aus. Wir genießen die diesmal ganz andere Atmosphäre, die Gespräche drehen sich ums Radfahren, die Routenplanung und wie Biff und Deb wohl in Europa mit den Netzwerk warmshowers.org zurecht kommen werden. Darauf sind wir ebenso gespannt und hoffen, dass die beiden mindestens genau so viele offene und liebenswürdige Menschen wie wir treffen werden. In einem Bett mit strahlend weißer Bettwäsche und einem Kubikmeter-Kopfkissen schlafen wir wie die Könige.

Am nächsten Morgen drehe ich eine weitere Runde durch das Haus und den Garten und kann mich schwer von der Kamera losreißen. Fast verpassen wir mal wieder den rechtzeitigen Absprung, um die Fähre noch pünktlich zu erreichen. Biff hatten wir schon am letzten Abend verabschiedet, mit Deb knipsen wir noch die obligatorischen Abschiedsfotos.

Trotz Verfahren erreichen wir noch die Fähre und nehmen damit auch erst einmal Abschied von Vancouver Island. Hier hatten wir ganz entgegen unserer Planung bzw. Erwartung soziale Abenteuer zu bestehen und sind froh in diese hineingeschlittert zu sein. Neben der Natur, haben vielmehr die Menschen, die wir trafen, einen tiefen Eindruck in uns hinterlassen. Wir sind froh vielleicht weniger geradelt zu sein und uns dafür Zeit für Kommunikation und Austausch von Weltanschauungen genommen zu haben. Während der Fährfahrt denken wir an Walter, Luise und ihre verrückten Freunde, Josh, Shean und Tania sowie ihre Eltern, Dave und Cat, Dave und Tanya und ihre Eltern sowie Biff und Deb und hoffen vielleicht irgendwann jemand von ihnen wieder sehen zu können.

Weitere Fotos befinden sich in der Galerie (Vancouver Island).

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