Yucatán-Runde (Mexiko / Januar / Februar 2012)

Gastbeitrag: Mit Weltenbummlern Urlaub machen!

Raus aus dem Alltagsstress, auf nach Mexiko. Dort werden wir, die Eltern von Hardy, ihn und Alena nach sieben Monaten ihrer Reise besuchen und wieder in die Arme schließen können. Skypen war zwar ganz nett, steigerte aber auch die Sehnsucht. Früher gab es kein Internet, manchmal auch kein Telefon, nur mal ’ne Postkarte. Das war dann auch für die zu Hause Gebliebenen ein bisschen Abenteuer.

Die Wunschlisten für Hardy und Alena, aber auch für Lisa, Kerry und Pacha, die wir anschließend in Paraguay besuchen wollen, sind akribisch abgearbeitet und als Riesenberge in unsere 4 Rucksäcke verstaut. Jörgs Rucksack allein wog 27 kg, aber wir hatten kein Problem bei der Aufgabe am Flugplatz. Ob das Mitleid war?

Wir landen in Cancún auf Yucatán. Das ist das gemeinsame, mal ganz andere Ziel. Nur Urlaub, ganz entspannt und ohne viel Abenteuer. Die Wiedersehensfreude ist groß, es gibt viel zu erzählen.

Zur Begrüßung gibt’s (für uns wegen der Zeitverschiebung nachts um 3 Uhr) Kakteensalat und Fisch. Die Mitbringsel, Berge von Katjes (schon beim Anblick bekomme ich Bauchschmerzen), Schokolade, Brot, Briefe und Fotos von Familie und Freunden bis hin zu diversem Fahrradkram sind auf dem Bett ausgebreitet und verursachen feuchte Augen bei Hardy und Alena. 

Dass so viele so lieb an sie gedacht haben …! Danke an alle!

Wir haben von Deutschland aus ein Auto gemietet und bekommen den fast aller kleinsten Chevrolet der Welt. Alles muss mit: die Geschenke, Ersatzteile sowie eine Unmenge Kram, von dem sich Hardy und Alena scheinbar nicht einmal für zwei Wochen trennen können. Erstaunlicher Weise geht alles mit viel Drücken rein. Für uns bleibt leider nur wenig Platz. Gut, dass Hardy und Alena sich so schlank trainiert haben. Als sie wieder zunehmen, verringern sich auch die Essensberge.

Auf geht’s zu unserer Rundreise auf den Spuren der Mayas. Ein bisschen Angst habe ich schon davor, eine Pyramide nach der anderen abzuklappern und bin sicher, dass ich nach dreien genug Maya-Kultur erlebt habe. Aber weit gefehlt. Auch wenn es auf Yucatán keine Berge gibt, die Landschaft ist abwechslungsreich und damit jede Maya-Stätte einmalig und anders schön.

An der Karibik-Küste in Tulúm gestaltet sich die Quartiersuche etwas schwierig, die Zimmer sind voll oder zu teuer. Hardy und Alena setzen Maßstäbe, warmshower.org gibt es hier aber nicht.

Also landen wir in unserer ersten Nacht gleich direkt am Strand auf einem Zeltplatz. Nur war die Abstimmung für die Tourenplanung leider missverständlich gewesen. Jörg hatte angekündigt: gekocht wird nicht selbst! Hardy und Alena haben deshalb gleich auch das Zelt weggelassen. Wir schlafen zu dritt in unserem Zelt, Alena als Kleinste im kleinen Auto.

Die Pyramiden von Tulúm befinden sich, anders als alle anderen Maya-Fundstätten, direkt am Meer auf der Steilküste.

In Coba, unserer nächsten Station, müssen wir die Pyramiden im Dschungel suchen. Auf die 42 Meter hohe Nohoch Mul-Pyramide können wir raufsteigen. Das lassen wir uns als Kletterer natürlich nicht nehmen. Diese Maya-Pyramide ist das höchste Bauwerk im nördlichen Yucatan. Von oben hat man soweit das Auge reicht einen herrlichen Blick über den Dschungel. 

Auf dem Weg nach Chichén Itzá nehmen wir ein Bad in dem Cenote dos Ojos. Ein Cenote ist ein Kalksteinloch, das durch den Einsturz einer Höhle entstanden und mit Süßwasser gefüllt ist. Die Maya benutzten die Cenotes als Brunnen und betrachteten sie als Eingänge zur Unterwelt. Außerdem waren sie religiöse Opferstätten.

Chichén Itzá ist eine der bedeutendsten Ruinenstätten und mit einer offiziellen Fläche von 1547 Hektar einer der ausgedehntesten Fundorte in Yucatán.

In Chichen Itzá sind wir nicht allein. Massen von Touris bevölkern vor allem die Souvenirstände. Auch wir lassen uns anstecken und erhandeln unsere ersten Mitbringsel, natürlich Maya-Kalender.

Der Maya-Kalender ist die bekannteste aller Prophezeiungen. Er beschreibt exakt auf den Tag genau unser gegenwärtiges viertes Zeitalter, das vom 11. August 3114 vor Christus bis zum 21. Dezember 2012 geht. Wir sind also noch rechtzeitig gekommen.


Natürlich lassen wir Mérida, die Hauptstadt des Bundesstaates Yucatán in Mexiko, nicht aus. Touristisch gilt Mérida als Tor zur Welt der Maya. Die Orientierung fällt durch das für lateinamerikanische Städte typische gitterartige Straßensystem leicht. Straßen mit geraden Zahlen laufen von Nord nach Süd, die ungeraden von Ost nach West.

Das pulsierende Leben finden wir in Mérida. Auf einer kleinen Bühne im Zentrum wird abends Live-Musik gespielt. Jörg und ich lassen uns vom Tanz anstecken. Campeche zeigt sich heute als übersanierte leblose Stadt. Alles ist schön restauriert und super sauber, aber menschenleer. Ein Hafen gibt es leider nicht mehr. Auch ein Restaurant ist abends schwer zu finden. Wir sind enttäuscht.


In Uxmal, einer Ruinenstadt in einer leicht welligen Karstlandschaft, erleben wir die kannibalischen Nachfahren der Maya, die heute noch die Pyramiden bewohnen. Leguane liegen nicht nur stundenlang in der Sonne. Sie fressen sich auch gegenseitig auf. Wovon sonst sollten sie hier auch leben, von Touristen etwa!?


Wir haben wider allen Erwartungen immer noch nicht genug gesehen und düsen mit unserem Autochen nach Palenque, einer bedeutenden Stadt, der Maya im heutigen Bundesstaat Chiapas.

In Chiapas werden die Dörfer der heutigen Maya von den Zapatisten kontrolliert, die in den letzten Jahren eine weitgehende Autonomie gewonnen haben und sich selbst verwalten.

Die Zapatisten kämpfen seit 1994 für die Rechte und die Entwicklung der indigenen Bevölkerung, gegen die Folgen der Globalisierung.

Hardy und Alena streiten sich regelmäßig um den Laptop. Selbst eingequetscht auf der Rückbank wird am blog geschrieben. Es liest sich immer so leicht und schön, aber es steckt unheimlich viel Arbeit darin.

Das viele Autofahren nervt schon etwas, wollen wir doch zusammen etwas erleben oder einfach nur relaxen und quatschen. Aber Yucatán ist wie ganz Mexiko eben viel größer als erwartet. So geben wir unser Bergziel, die Besteigung des Tacaná-Vulkan an der Grenze zu Guatemala auf, da dies weitere vier Fahrtage bedeutet hätte.

Der deutsche Stress fällt langsam ab von uns, wir werden ruhiger und entspannen uns in einer cabaña (Hütte) direkt an der Karibikküste in Mahahual. Wir machen einfach Urlaub und genießen es, den Geschichten der Weltenbummler zu lauschen.

Der Strand in Mahahual ist immer von 09.00 bis 15.00 Uhr bevölkert, danach sind nur noch wir da.

Schnell haben wir heraus gefunden, dass täglich riesige Luxusdampfer tausende amerikanische Touris ausschütten. Als wir versuchen uns illegal solch einem Schiff zu nähern, werden wir sofort von Wachleuten abgeführt und aus dem extra angelegten und abgesperrten Terrain heraus geleitet. Lust hat dies nicht auf eine Fahrt mit solch einem Dampfer gemacht.

Letztes Highlight soll ein Schnorcheltrip vor der Isla Mujeres werden. Diese Insel ist unerwartet gut besucht von nordamerikanischen jungen Leuten.

Waren wir sonst in der erwartet leeren Zwischensaison unterwegs, erleben wir hier das Kontrastprogramm: Party und voll. Die Hostels sind belegt und schrecken selbst Hardy und Alena mit ihrer dröhnenden Musik ab. Wir finden nach langem Suchen und der Sorge, die letzte Fähre zurück nach Cancún bereits verpasst zu haben, doch noch ein kleines Hotel.

Wer meint, an der Karibik scheint immer die Sonne, der irrt gewaltig, Nach einem mehrstündigen Regen steht die Insel unter und wir bis fast zu den Knien im Wasser. Das hält uns aber nicht von unserem Plan, am nächsten Tag zu Schnorcheln, ab. Wir sind ja auch noch Wassersportler.

Unter schwarzen Wolken, die auch wieder kühles Nass bringen, fahren wir mit einem kleinen Boot zu den Riffen vor der Insel. Ich werde nach fünf minütiger Fahrt tatsächlich seekrank (wirklich so richtig!), so dass ich nur den ersten von drei Schnorchelgängen mitmachen kann und dann an Bord weiter leide. Deshalb gibt es auch keine Fotos von dieser Tour.

Schnorcheln ohne Sonne im Regen, das macht uns wohl keiner freiwillig nach.

Abends gibt es zum Abschied noch mal leckeren Fisch, denn am nächsten Tag bringen wir Hardy und Alena zum Flugplatz, von wo aus sie zurück zu ihren Fahrrädern starten.

Ist schon ein komisches Gefühl, ein zweites Mal Tschüss zu sagen, diesmal ohne ein geplantes Wiedersehen. Aber wir hatten eine wunderschöne gemeinsame Zeit, an die wir lange denken werden.

Und wir haben einen kleinen Teil der großen Reise von Hardy und Alena miterlebt.

Allgemein, MexikoPermalink

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