Von Durango bis nach Toluca (Mexiko / Februar 2012)

Unsere letzten zwei Wochen, zusammen mit Hardys Eltern, sind wie im Fluge vergangen. Zusammen haben wir eine intensive Zeit erlebt, per blauem mini Mietwagen die Halbinsel Yucatan erkundet und sind zu Maya-Ruinenexperten geworden.

Nach den Ferien sind wir nun wieder in Durango angekommen. Hier hatten wir in Fridas Abstellkammer unsere Fahrräder gelassen. Die Wiedersehensfreude ist groß! Natürlich nicht nur in Bezug auf die Drahtesel, auch ist es schön zu Freunden zurück zu kehren. Wir erzählen bis in den späten Abend hinein.

Ausgeruht geht es am folgenden Morgen wieder on tour. Juchu! Wir sind voller Tatendrang. Auf unserem Weg Richtung Mexiko City wollen wir die in den Ausläufern der Sierra Madre wie auf einer Perlenkette aufgereihten alten Kolonialstädte Zacateas, San Luis Potosí, Guanajuato und Morelia besuchen.

Selbstverständlich wartet dann sogleich ein langer Anstieg auf uns, bis in den kleinen Ort Sombrete hinein. Wir arbeiten uns im Schneckentempo an tiefbraunen, frisch bestellten Feldern vorbei, die in der Ferne in wechselnde Rottöne übergehen.

Später öffnen wir eines der Gatter an den kilometerlangen Zäunen zu beiden Seiten des Weges, verpieseln uns vom Asphalt als gerade kein Auto kommt und zelten neben Kakteen. Es sind Nopales. Hardy erntet ein paar Ohren, um daraus Salat zu kreieren. Aber es klappt nicht. Ernten kann er sie, nur lassen sich die Stacheln nicht entfernen. Es pieckt zu sehr. Wir haben zwar vieles mit an Bord, nur sind dicke, stabile Handschuhe nicht dabei!

Zacatecas

Ein Gewitter ist im Anmarsch, in die nahe Stadt wollen wir nicht mehr, sie würden wir plitsche-nass erreichen. So verkriechen wir uns auf einen Feldweg und genießen die spektakuläre Stimmung. Das warme Sonnenlicht ist magisch, Wind zieht auf und dunkle Wolken, prall gefüllt mit Regen, scheinen fast zu platzen. Am Rand des Feldes warten wir, dass es dunkler wird, um dann ungesehen unser Nachtlager unter einem Baum aufzubauen. Da kommt ein Bauer des Weges, kontrolliert seine frische angepflanzten kleinen Chilis und kommt mit uns ins Gespräch. Er weiß auch keinen Platz, wo wir campen könnten, aber er besitzt ein kleines Haus mit zwei Räuemen, in dem ein Angestellter von ihm wohnt.

Dieser lebt mit seiner Frau und ihrem kleinen Sohn in einem, im anderen werden Saatgut und Werkzeuge gelagert. Das ist doch perfekt für uns! Sogar eine Glühbirne und Wasser gibt es! Wir räumen uns etwas Platz frei und bereiten ein gemütliches Bett auf der Plane mit unseren Isomatten aus. Dann kochen wir vor dem Häuschen und hören den prasselndem Regen auf dem Wellblechdach zu.

Kurz vor Zacatecas müssen wir uns noch einmal auf einer langen Steigung, die bis in die Innenstadt andauert, quälen. Der Verkehr nimmt deutlich zu. In verkehrsreichen Städten zu radeln, das mag ich nach wie vor nicht. Einfach ätzend.

Endlich kommen wir gegen Mittag in der hügeligen, mit groben Kopfsteinpflaster gespickten Stadtmitte an. Auf einem anderen Blog hatten wir gelesenen, dass das Hostel Margaritas toll sein soll. Aber irgendwie übersehen wir alle schlechten Vorzeichen…. Wohl weil wir fertig und hungrig sind und nicht mehr weiter weiter wollen. Das provoziert leider auch einen kleinen Zoff zwischen uns.

Das Hostel sieht von außen verlassen und ranzelig aus. Alles ist zu. Erst macht niemand auf. Ich klopfe lange, dann bequemt sich ein Mann allmählich herunter, der aber keine Zimmerschlüssel hat. Als wir ihm deutlich machen, dass wir die Bikes und unser Gepäck nicht in einem unabgeschlossenen Zimmer lassen werden, telefoniert er mit unserem Handy herum. Ich verhandle mit ihm einen Zimmerpreis. Der Typ weißt uns ein kleines, muchteliges Zimmer zu, Hardy läuft ein wenig herum und findet ein besseres ein Stockwerk weiter oben. Leider probiert er das Licht nicht aus. Es funktioniert nicht…

Wir gehen derweil duschen. In den Gemeinschaftsbädern wurde schon lange nicht mehr geputzt oder der Mülleimer gelehrt. Sonst sehen wir auch keinen Menschen im Hotel. Also eigentlich alles sehr unattraktiv. Wir sind heute blind.

Und dann kommt tatsächlich jemand mit unserem Zimmerschlüssel. Dieser Muchacho will noch einmal über den Preis verhandeln. Doch Hardy lässt sich auf keine Diskussion ein. Als er wieder anfängt zusammen zu packen, willigt er auf den abgemachten Preis ein und bringt einen Zimmerschlüssel. Leider fragen wir nicht nach einem Haustuerschlüssel. Das wird uns später zum Verhängnis!

An sich war dies bestimmt mal ein toller Ort zum Verweilen. Die Sicht von der sich an die Küche anschließende Dachterrasse hinab auf die sich ausbreitende Stadt ist atemberaubend. Tolle alte Fliesen schmücken die Küche und die Bäder. Doch das Haus scheint in die Jahre gekommen und verwahrlost zu sein. Warum ist das uns nicht gleich beim Ansehen des Hostels aufgefallen?

Dann erkunden wir endlich Zacatecas. Die Stadt ist schön, ein sehr altes Kolonialstädtchen. Die Fassaden der Häuser sowie der Kathedrale sind wunderbar restauriert. In der schnieken Stadtmitte ist jedoch nix los. Das Leben spielt sich drumherum auf den nicht so schönen Plätzen und in der Markthalle ab. Wirkt ein wenig künstlich der Stadtkern.

Ein bisschen ist heute die Luft raus. Wir können uns nicht aufraffen was richtiges zu tun, in ein Museum zu gehen oder per Seilbahn auf den Stadtberg hinauf zu fahren. So schlendern wir nur durch die Gassen und schauen einer Parade zu, bei der Schulmädchen sich für einen Schulschöhnheitswettbewerb auf den Motorhauben der Autos unter lauter Musik und lautem Gejohle posierend zur Schau stellen.

In der Markthalle haben wir leckere Zutaten eingekauft und freuen uns auf ein reichhaltiges Abendbrot mit Blumenkohl, Kartoffeln, Fleisch und einem Bierchen.

Und dann haben wir die schöne Scheiße! Das Hostal ist zu und es ist auch niemand im Haus, der uns die Tür öffnen könnte. Wir warten lange. Nix passiert. Es wird dunkel. Ich laufe zu einem anderem Hostal und frage den wirklich netten Besitzer dort nach einem Ratschlag. Er versucht in unserem Hostel anzurufen, aber das Telefon vor Ort geht nicht. Ach ja, das angepriesene Internet funktioniert ja auch nicht. Da fällt bei mir der Groschen, die Rechnung scheint wohl nicht bezahlt worden zu sein. Darum wollte der Typ auch mit unserem Handy nach unserem Zimmerschlüssel herum telefonieren. Naja, dieses Hostel hier ist toll, aber der Mensch an der Rezeption kann mir leider auch nicht weiter helfen. Er bietet mir an, dass hier im Fall des Falles noch ein Zimmer für uns frei wäre und hier heute Abend eine kleine Party steigen würde, so dass wir die Bikes dann ja morgen früh abholen können. Mit diesem Notfallplan in der Tasche kehre ich zurück zu Hardy. Wir entschließen uns noch ein wenig zu warten, derweil ist es bereits 20 Uhr, und trinken das Bier auf dem Bürgersteig.

Ein freundlicher Nachbar erkundigt sich nach unserer Misere. Er kennt den Besitzer des Hostels und hat auch seine Telefonnummer! Dieser wird herbei telefoniert, kommt angefahren und schließt uns mit grummeliger Miene die Haustür auf. So als hätten wir ihm sein Abendprogramm verdorben, ohne ein Wort der Entschuldigung. Wir sind nur noch froh an unsere Sachen zu können und endlich anzufangen zu kochen, haben kein Interesse uns zu dieser späten Stunde noch mit dem Heini auseinander zu setzen. Schnell beginnen wir in der ranzeligen Küche zu kochen. Diese steht Unterwasser, das Bad leckt … Letztendlich schmeckt aber das Essen doch ganz gut, dass wir dann verschlingen.

Zacatecas wird uns in nicht so guter Erinnerung bleiben. Wir sind froh weiter zu fahren.

Auf dem Platz vor der Kathedrale treffen wir Daniel, auch ein Radler, der in Zacatecas lebt. Er will uns den Weg hinaus zeigen. Also düsen wir zu dritt in einer Karawane durch die Stadt. Vor allen Dingen benutzen wir Einbahnstraßen in der falschen Richtung. Herumstehende Polizisten sagen nichts dazu. Aber so kommen wir schnell ans Ziel und befinden uns an der großen Straße Richtung San Luis Potosí, unserem nächsten Ziel. Auch ein Sorriana, eine der großen Supermarktketten Mexikos, befindet sich hier und ich nutze die Gelegenheit, um unsere Nahrungsvorräte aufzustocken. Für den sich ankündigenden kleinen Hunger kaufe ich Brötchen und Nutella. Wie lang hatten wir schon keine Nutella mehr?

Frisch gestärkt brausen wir auch dank des Rückenwindes durch beeindruckende Landschaft. Wie schnell sie sich verändern kann! Die Felder vom gestrigem Tag sind fast verschwunden. Heute dominieren große Yukkabäume, dazwischen befinden sich vereinzelt Kakteen. Unendlich weit erscheint uns Mexiko.

San Luis Potosí

Im Park von San Luis Potosí warten wir zum verabredeten Zeitpunkt auf unsere warmshower-Gastgeber Pearlie und Rodolfo. Derweil essen wir unsere ersten Elotes. Das sind gekochte und manchmal auch über der Glut gegrillte, auf einem Holzstock aufgespieste Maiskolben. Diese werden erst mit Mayonnaise eingerieben und danach mit Salz, Chili und Käse bestreut. Geschmacksexplosion … aber sehr lecker! Da kann der Milchreispudding vom Straßenstand gegenüber nicht mithalten.

Pearlie und Rodolfo begrüßen uns erst winkend und dann sehr herzlich. Die beiden wohnen in einer kleinem zweistöckigen Wohnung, die früher mal ein Stall war. Unten in der Küche gibt es Gewölbe an der Decke. Hier können wir auf dem Boden unsere Isomatten ausbreiten.

Wir verbringen zwei wunderschöne Tage bei den beiden. Morgens frühstücken wir gemeinsam. Es gibt viel Kaffee, gekochte Eier und pan integral, Brot, das an einen Hauch von dunklem Mehl erinnert.

Wieder unternehmen wir einen Spaziergang durch die Stadt und sind diesmal wirklich von der Schönheit dieser Kolonialstadt beeindruckt. Viele Plätze und Kirchen reihen sich aneinander. Es viel los. Vor allen Dingen junge Leute sind unterwegs. Wir haben das Gefühl, dass 90 Prozent der Passanten Liebespaare unter 20 sind. Da passen wir doch gut rein, in die Reihen der Liebespaare mein ich, ins Durchschnittsalter vielleicht eher nicht. Aber dit macht nischt.

Wir schlendern kreuz und quer, kaufen Süßigkeiten. So lernt Hardy Piedras de Chocolate kennen. Seine neue Lieblingsspeise. Das sind kleine, bunt glasierte Vollmilchschokoladensteinchen. Ich ziehe die kandierten Nüsse vor.

Ein kleines Abenteuer passiert dann noch. Leider ein unerfreuliches. Wir lassen unsere Taschenmesser im Markt von einem alten Mann schleifen. Später ärgern wir uns, dass uns mal wieder die negativen Vorzeichen nicht aufgefallen sind. Am Ende sind die Messer zwar wesentlich schärfer als zuvor, doch sind die Spitzen rundgeschliffen und die Klingen sind nicht mehr glatt, sondern wellig. Material fehlt. Der alter Mann feilt schräg über dem Schleifstein gebückt im Stehen im Schummerlicht. Hardy glaubt er sieht auch nicht mehr richtig.

Viel Zeit verbringen wir mit Pearlie und Rodolfo in ihrer Küche. Pearlie ist Englischlehrerin, hat momentan aber nur 2 h pro Tag zu tun. Rodolfo ist Programmierer und sucht Arbeit. Via Skype hat er ein Vorstellungsgespräch und probt dafür. Wir reden über Bienen, die Fahrräder und natürlich Mexiko.

Wir kommen auf Sexualität und Liebe zu sprechen. Wenn gleichgesinnte Paare, dann gibt es in Mexiko eher männliche Pärchen. In einigen Orten, wie Guadalajara und Mexiko City konzentriert sich die Szene. Diese Entwicklung sei schon etwas positives im konservativen Land. Auf meine Frage was denn mit Liebe unter Frauen sei, antwortet mir Rodolfo, dass in der Macho-Kultur als erstes die Männer sich weiterentwickeln oder verändern, das freie Entfalten der Frauen würde erst später kommen. Am Isthmus von Mexiko, der dünnsten Stelle des Landes, seien homosexuelle Männer sogar besonders wohlwollend angesehen. Auch dass sie Frauenkleidung trügen, sei kein Problem. Diese Männer würden, im Gegensatz zu den “normalen”, fleißig arbeiten, nicht trinken und für ihre Mutter sorgen und bis zu ihrem Lebensende bei ihr leben. Jedoch ohne dabei ihre Lebensart frei auszuleben zu können.

Von Rodolfo lernen wir auch einen gängigen mexikanischen Witz, der die Kiosk-Spätkauf-Bistro-Kette OXXO betrifft. Auf diese treffen wir wirklich an jeder Ecke. “Für jeden Mann in Mexiko gibt es 1,4 Frauen und einen OXXO.” Wer lacht?

Die Zeit vergeht wir im Flug und das Abschiednehmen fällt uns mal wieder schwer. Dennoch raffen wir uns am späten Vormittag auf und gehen unseren Weg Richtung Guanajuato an.

An diesem Tag radeln wir auf der Autobahn. Das haben wir in Mexiko schon einige Male ausprobiert. Eigentlich ist es verboten per Fahrrad auf dem Seitensteifen der autopista zu rollen. Die couta kostet im Gegensatz zur libre, der freien Straße, Mautgebühr. Auf den Schildern der Bezahlstationen an den Auffahrten sind jedoch keine Festpreise für Fahrräder abgebildet, Verbotsschilder gibt es dort eben sowenig. Und letzteres ist unser Argument. Ab und an müssen wir mit den Angestellten vor Ort diskutieren. Wir behaupten, in Mexiko die Autobahn schon immer benutzt zu haben und dass dies nie ein Problem gewesen wäre, dass wir uns über den starken Verkehr und die schnelle Geschwindigkeit der Autos bewusst wären und auch Lichter und Warnwesten hätten. Zudem argumentieren wir mit der für uns ausschlaggebenden Tatsache. Auf der couta gibt es einfach einen tollen, breiten Setensteifen! Welcher auf den Landstraßen nicht vorhanden ist.

Trotz unserer schlagkräftigen Argumentation bitten uns die Angestellten manchmal unsere Räder an den Autobahnaufgängen vorbei zu schieben und erst später wieder in die Pedale zu treten. Sie wollen einfach einen Ärger mit ihren Vorgesetzten bekommen. Sie sagen uns, von ihnen aus können wir hier gern radeln, aber wenn uns jemand fragt, dürfen wir nicht sagen, wo wir auf die autopista gelangt sind. Gern tun wir ihnen diesen gefallen!

Ab und an treffen wir auf ein Fahrradfahren-Verboten-Schild, mitten auf der Autobahn. Um jenes kümmert sich aber niemand. Wir sehen viele Mexikaner, ihr Rad einfach über die Leitplanken auf den Seitenstreifen tragend. Auch Hirten treiben gerne mal ihre Schafherde über die Autobahn.

Zwei Platten meinerseits halten uns auf. Das ist der Nachteil beim Autobahnradeln. Der Metalldraht der geplatzten Autoreifen bohrt sich regelmäßig hinein in unsere Mäntel. Aus der Flickerei am Feldesrand gestalten wir gleich eine Mittagspause. Der Bauer fährt im Traktor vorbei, hält kurz an und erkundigt sich, was wir hier machen. Wir sollen keinen Müll liegen lassen. Ist doch klar!

Danach geht es über hügeliges Gelände weiter. Wir passieren viele Ziegen- und Schafherden, die Hirten winken. Plötzlich hält ein Kleinlaster an. Der Fahrer, begeistert, unterhält sich lange mit Hardy, bis ich die Steigung auch endlich gepackt habe. Er möchte uns mitnehmen und bietet uns an mitsamt den Rädern auf der Ladefläche platz zunehmen. Dankend lehnen wir ab.

Gegen Abend biegen wir mal wieder von der Straße rechts ab und beobachten auf der Schlafplatzsuche lange einen gigantischen Vogelschwarm. Das anziehende Gewitter ist zum Greifen nahe, die Luft erzittert bereits. Laut zieht der Vogelschwarm seine Runden, dreht sich immer wieder, platziert sich in Bodennähe und fliegt dann doch wieder in einen Baum. Die tausenden Flügelschläge können wir fühlen, so heftig lassen sie die Luft vibrieren!

Als wir dann noch eine Blattschneiderameisenstraße fotografieren fangen dicke Tropfen an vom Himmel zu fallen. Vor lauter Foto- und Beobachtungsgier hatten wir die Schlafplatzsuche ganz vergessen. Beeilen müssen wir uns nun. Wir schlängeln den engen Sandpfad entlang und finden links, rechts, links, hinter kleinen Büschen einen relativ versteckten Platz. Das geht schon, bei dem Wolkenbuch kommt bestimmt niemand mehr hier vorbei. In Regenjacke gehüllt wird in Rekordzeit das Zelt aufgestellt. Schnell alles reingeworfen, dann hinterher gesprungen. Vorsichtig kochen wir unterm Vorzelt. Es regnet die ganze Nacht und auch noch am folgen Morgen. Mit dem frühen Aufstehen wird es wohl nichts. Aber Ausschlafen unter dem dröhnenden Prasseln des Regens ist auch angenehm.

Dann, gleich nach dem Herauspellen aus dem Zelt, sehe ich die Misere, diesmal hat Hardy einen Platten. Geflickt wird noch an Ort und Stelle, im Matsch. Dann, endlich brechen wir auf … und kommen nur einen Kilometer weit. Wieder lässt Hardys Hinterreifen Luft weichen. Diese schlägt aus dem mittlerweile porösem nassen Reifen Blasen.

Dolores Hidalgo

Nach einigem auf und ab kommen wir in Dolores Hidalgo an. Dieses Städtchen kann durchaus als die Wiege der mexikanischen Unabhängigkeit bezeichnet werden. Denn hier fand der „Grito de Dolores“ statt, der „Schrei nach Unabhängigkeit“. In einer emotionsreichen Rede rief Pater Miguel Hidalgo am Morgen des 16. September 1810 das Volk zum Kampf gegen die spanische Kolonialmacht auf.

Vor dem Eingang der Kirche können wir noch ein Denkmal Hidalgos bestaunen, die rechte Faust zum Himmel streckend. Wir setzen uns auf den Hauptplatz und beobachten die Menschen. Es ist richtig viel los! Heute wird eine neuer Pfarrer willkommen geheißen. In der großen Kirche singen die Leute. Auch werden immens laute Kanonenschüsse abgefeuert, über die wir uns fast zu Tode erschrecken.

Wir kaufen uns Eis, das traditionell in kleinen Wägen in Eisenschüsseln, die in Eiswürfel gebettet sind, verkauft wird. Es gibt abgefahrene Sorten wie Chile, Mole und Schweinehaut. Mir schmeckt das Mole-Chili-Eis überhaupt nicht. Zum Glück findet Hardy in einem nahen OXXO einen Kaffee, der rundet diese Geschmacksverwirrung wieder ab.

Wir wollen erst morgen in Guanajuato einreiten, darum zelten wir kurz zuvor auf einer Anhöhe. Unsere zwei letzten Stunden des Tages plagte uns das Erklimmen dieser. Die Anhöhe wollte einfach kein Ende nehmen! Diesmal schaffen wir es uns kurz vor dem Gewitter im Zelt eingerichtet zu haben. Den ganzen Abend prasselt de Regen nur so nieder. Aber das ist gut so, denn dieser Feldweg (kurz vorm Regen noch gefunden) und der sich daran anschließende Platz scheint ein beliebter Treffpunkt der Jugend Guanajuatos zu sein. Zerbrochene Bierflaschen und Chipstüten lassen darauf schließen. Bei dem Regen fährt zum Glück nur ein Auto vorbei.

Wir sind beide positiv überrascht. Das Zelt hält dem Wolkenbruch stand, kein Wasser von oben und auch kein Wasser von unten dringt durch den dünnen Stoff.

Guanajuato

Auf einer rasanten Abfahrt verlassen wir endlich die schweißtreibenden Ausläufer der Sierra Madre. Ein wunderschöner Blick auf Guanajuato offenbart sich. Im Hintergrund erblicken wir den geografischen Mittelpunkt Mexikos. Auf einer Bergkuppe ist eine große Jesusstatue aufgestellt.

Eine einzigartige topographische Lage hat dieser Ort, der einst dem Abbau seiner Edelmetallvorkommen diente. In den Bergen eingeklemmt, anfangs im Bett des ausgetrockneten Flusses angelegt, erstreckt sich Guanajuato nun verwinkelt bis weit in Hänge der zerklüfteten Schlucht die Berghänge empor. Dem zieht sich ein verwirrenden Straßengeflecht nach. Unterirdische Tunnelstraßen, natürlich mit steilem Gefälle und zudem mit groben Kopfsteinpflaster gespickt, machen das Radeln schwer.

Jene Tunnel sind Überbleibsel früherer Stollen durch den Berg. Ende des 18. Jahrhunderts lieferte die Mine des Conde del Rul y Valencia ein Viertel des mexikanischen Silbers. Leider starben bei diesem Raubbau tausende von Indios und Mestizen. Jene Arbeiter mussten die Dämpfe des Quecksilbers einatmen, welches bei der Almagation der Erze verwendet wurde. Ebenso das Trinken des dreckigen, grauen Wassers aufgrund der Chemikalien, die zur Erzausschwemmung verwendet wurden, sowie das Schleppen der Lasten des Erzes auf ihren Rücken, hinterließen Spuren. Wer dreißig Jahre wurde, zählte zu den alten Leuten.

Auf der Plaza de la Paz suchen wir an einer Hauswand Schutz, den es regnet schon wieder. In Regenjacke eingepackt geht Hardy auf Hotelsuche. Nach dem üblichen Vergleichen der Preis-Leistung, landen wir im Hotel gleich hinter uns, laden die Räder ab und schleppen die Gepäckberge die Wendeltreppe empor, um wild alles im Hotelzimmer zum Trocknen auszubreiten. Überall tropft es, kein Platz ist noch frei, um etwas aufzuhängen oder uns zu bewegen.

Nach dem Mittagsessen steuern wir als erstes das Mumienmuseum an, el Museo de las Momias. Als Ende des 19. Jahrhunderts der einstige Friedhof umgebettet wurde, entdeckte man, dass die Leichen aufgrund der mineralhaltigen, trockenen Erde nicht verwest waren. Die gut konservierten Männer, Frauen und Kinder wurden dann für medizinische Zwecke verwendet sowie im Museum ausgestellt. Kittel, Schuhe, Haare und Haut sind recht gut erhalten. Von Wasserleichen, zu Gehenkten, Greisen, lebendig Begrabenen, Schwangeren und Kleinkindern reicht die Sammlung. Interessant, aber uns beiden dreht sich ein wenig der Magen um. Draußen, vor dem Museum werden dann noch Totenköpfe und Skelettfiguren aus Zuckerguss verkauft. Guten Appetit!

Es folgt ein längerer Spaziergang durch die schönen, steil verwinkelten Kopfsteinstraßen. Leider immer noch im Dauerregen. Eine dieser Gassen ist so eng, dass man von Balkon zu Balkon knutschen kann, passenderweise trägt sie den Namen “Kussgässchen”.

In einer riesigen Halle spielt sich der bunte Markt ab. Wir kaufen Fleisch fürs Abendbrot. Mit einem Bier, einem prall gefüllten Teller und einer Folge Star Trek klingt der Abend in unserem feuchten, leicht müffelndem Kabuff aus. Haben wir Euch von unserer gar nicht mal so neuen gemeinsamen Leidenschaft fürs Universums Gene Roddenberrys erzählt? Was gibt es schöneres, als Geschichten aus Welten, die noch nie zuvor ein Mensch gesehen hat, nach einem langen, anstrengendem Radeltag?

Salamanca

Die Berge nun endgültig verlassen, befinden uns im dicht besiedelten Farmland. Es ist Erdbeerzeit. Am Wegesrand sehen wir viele Stände, die fresas con crema anbieten. Das wollen wir ausprobieren und genießen die große Portion frischer Erdbeeren mit deftiger Sahne, einem Keks und Erdbeersoße oben drüber. Hier werden die Erdbeeren gleich eimerweise verkauft.

Unsere heutige Schlafplatzsuche ist ein großer Reinfall, als wir uns entschließen hinter ein paar Bäumen am Feld einen Platz zu finden. Schon versinkt Hardys Vorderrad, als wir über das matschige, gepflügte Feld schieben. Ziehen, zerren, schließlich kämpfen wir uns zu zweit vorwärts. Der nasse Matsch verklebt Bremsen und Schutzblech. Nur mit großer Mühe schaffen wir es bis auf den Feldweg an anderen Ende. Jetzt ist Putzen angesagt, mit dem Händen, mit unserem Maulschlüssel und mit Hilfe von Stöckern. Wir sind super dreckig, die Bikes auch und zu allem Überfluss gibt es hier kein verstecktes Plätzchen für unser Zelt!

Also, diesmal über den Feldweg, zurück zur Straße. Es ist spät geworden, wir radeln ins nahe Salamanca ein, zur Not muss wider ein Hotel her. An einer Straßenecke fragen wir einen Mann nach einer Schlafmöglichkeit. Er empfiehlt uns eine kirchliche Organisation, in der man kostenlos nächtigen dürfte. Die Casa de Migrantes, welche wir nach kurzer Suche in einem armen Randviertel der Stadt tatsächlich finden.

Diese Einrichtung wird monatlich von etwa 100 Migranten auf ihrem Weg ‚gen Norden in die USA genutzt. Die meisten kommen aus Honduras, Nicaragua, El Salvador und Guatemala, wird uns erzählt. Die Menschen bekommen hier kostenlos Essen, bei Bedarf Kleidung und ärztliche Hilfe. Zudem können sie sich waschen und ausruhen. Der Betrieb erfolgt ehrenamtlich. Alles wird kameraüberwacht. Beim Ankommen werden uns die Hausregeln erklärt und alle Dinge wie Zahnpasta, Zahnbürste, Seife und Klopapier und Handtücher angeboten. Wir lehnen dankend ab. Zudem werden zu unserem und dem Schutz der Betreiber sowie anderen Nutzer unsere persönlichen Daten wie Name, Geburtsdatum aufgenommen. Sogar zwei Fotos werden von uns gemacht. Als der Mitarbeiter auch noch unsere Fingerabdrücke aufnehmen will, müssen wir protestieren und weigern uns. Wir hinterfragen diese Prozedur und bekommen die gleiche Antwort wie zuvor, all dies geschehe zu unserem und ihrem Schutz. Damit, wenn etwas passiere, klar sei, dass wir hier vorbei gekommen waren. Ich möchte lieber nicht dran denken, was so alles mit den Migranten auf ihrem langen Weg passiert.

Auch unser Gepäck dürfen wir nicht in die nach Geschlecht getrennten Schlafsäle mit nehmen. Zur unserer Sicherheit. Er will nicht darüber reden, aber es gab in der Vergangenheit schon so einige nicht nur gute Erfahrungen, weshalb dies in der Hausordnung so geregelt wurde. Das Gepäck und die Räder finden nach einer Grundreinigung mit dem Gartenschlauch einen sicheren Platz in der Wäschekammer.

Neben uns sind an diesem Abend noch drei weitere Männer hier. Sie kommen aus Nicaragua und Mexiko, sagen sie. Mehr sagen sie nicht und verschwinden früh ins Bett. Wir bekommen noch ein Abendbrot vom jungen Mitarbeiter angeboten und nutzen diese Gelegenheit, um mit ihm ins Gespräch zu kommen.

Mit einem mulmigen Gefühl schlafe ich schlecht in meinem leeren Schlafsaal ein. Nach 21 Uhr wird niemand mehr rein gelassen und so bin ich sicher, des Nachts keine Bettnachbarin zu bekommen. Hardy schläft im oberen Stockwerk bei den Männern, hat aber auch einen Schlafsaal für sich allein.

Am frühen Morgen soll mich Hardy wecken, stellt aber entsetzt fest, dass er eingeschlossen worden ist. Der Flur zu den Schlafsälen ist mit einer dicken Eisentür verschlossen. Alles zu unserer Sicherheit. Hardy findet es unglaublich, ist sauer und kann dies mit seinem Freiheitsbedürfniss schlecht vereinbaren. Aber hier ist dies bestimmt normal. Lange pocht und ruft er. Einer der anderen Gäste hilft ihm. Dann erscheint, schlaftrunken, der Mitarbeiter und schließt auf. Er hätte es doch am Abend zuvor ankündigen können, nur bestimmt aus Gewohnheit nicht daran gedacht.

Morelia

Morelia sowie Salamanca liegen im Bundesstaat Michoacán. Jener ist berüchtigt für seine hohe Kriminalität. Die Herstellung und der Verkehr von Drogen werden von einer gut organisierten Familienbande betrieben. Wir erfahren, dass nach Einbruch der Dunkelheit auf den Straßen zu sein sowie das wilde Zelten zu meiden sei. Letzteres würde sich auch schwierig gestalten, da die Bevölkerungsdichte schlagartig zunimmt. Im Großraum um Mexiko City lebt der Hauptteil der Bevölkerung dieses Landes.

Die Warnungen ernst nehmend, nutzen wir in den folgenden drei Wochen wenige Hotels und vor allem Privatunterkünfte. So finden wir es klasse, dass wir das Wohnmobil von Eleonoras Familie für ein paar Tage nutzen dürfen. Sie lebt mit ihrer Familie in einem ruhigen Vorort Morelias. Eleonora ist etwas jünger als wir, arbeitet den ganzen Tag in ihren zwei Jobs, da sie sich im Umland ein großes Stück Land gekauft hat, darauf ein Haus bauen und Landwirtschaft betreiben will. Ihr alter, kleiner, gebückt gehender Vater scheint dort für sie zu arbeiten. Gemeinsam planen sie Bienen zu halten und besprechen mit Hardy die anfallenden Kosten sowie Arbeiten. Eleonoras Schwester Jessica spricht gut deutsch und ist eine Sportskanone. Oft besteigt sie Viertausender in der Umgebung. Sie ist sehr an Hardys Stirnlampe interessiert, wir unterhalten uns über Schlafsäcke und Zelte. Am morgen steppt und hüpft Jessica im Sportdress vor dem Fernseher, während ein lautes, amerikanisches Sportvideo mit dröhnender Musik läuft. Wir müssen lachen.

Moelia ist auch eine dieser alten Städte, gebaut im Kolonialstil. Große, steinernde Bauten reihen sich um die Plaza, auf der die mächtige Kirche ihren Mittelpunkt bildet.

Trotz ihrer vielen Arbeit findet Eleonora Zeit abends mit uns in eine Bar zu gehen. Jene könnte auch in Friedrichshain gelegen sein. Junge Leute in legerer Kleidung sitzen biertrinkend an den bunt zusammengewürfelten Tischen. Die Musik ist laut, später spielt noch eine Jazzband. Wir probieren fermentierte Getränke aus, Hardy wählt Sellerie und ist nicht so begeistert.

Dann entdeckt er ein Graffiti von Bin Laden an einer Wand, mit einem Heiligenschein darüber. Eleonora erklärt, dass er doch ein Held der Revolution sei, der gegen die USA wirkt. Wir können einfach nicht verstehen was Bin Laden mit Revolution zu tun hat und wie er in einem vermeidlich Linken-Laden als positives Wandgemälde dargestellt werden kann. Ebenso unverständlich bleibt für uns das Schubladendenken ihn und seine Anhänger/Taten als positiv anzusehen, ohne Hintergrundinformationen zu kennen oder sich zu informieren oder zu reflektieren.

Maravatio

Man weiß nie was der Tag bringen wird! Wir sitzen in einem alten Krankenhaus auf einem der metallenen, durchgelegenen Krankenbetten in einem Raum, der einst den Müttern mit ihren Neugeborenen vorbehalten war. Der nun erwachsene Sohn des einstig hoch angesehen Arztes des Ortes war uns extra in seinem Auto hinterher gefahren, da er uns gerne einladen wollte. Wir zögern nicht lange uns schlagen bei dem Angebot zu. Das große Haus sieht verlassen und etwas in die Jahre gekommen aus. Omer erzählt, dass das Hospital vor zehn Jahren geschlossen wurde und nun nur als Wohn- und Stauraum benutzt wird. Alte Gerätschaften, besonders der Kinderstation stehen noch wie seit damals unberührt herum. Dazu gibt es keinen Strom, die Familie scheint finanzielle Probleme zu haben. Irgendwie gruselig das gesamte Ambiente.

Nachdem wir unsere Sachen und Bikes verstaut haben will Omer mit uns auswärts essen gehen. Wir steigen also alle in seinen weißen, alten Käfer auf den er ganz stolz ist. Er streichelt ihn und erfreut sich am Geräusch de Motors. Omer meint, dass er ihn ganz schnell verkaufen könnte, da solch ein Auto sehr begehrt sei. Das Auto ist klein, ist an vielen Stellen kaputt, der Tacho funktioniert nicht, das Licht wird mit einer Strippe an und aus geschaltet und ich bezweifle, das die Scheibenwischer funktionieren. Das Abendessen nehmen wir dann nach schlängeliger Fahrt durch die Gassen Maravatios bei einem Straßenstand ein. Hier gibt es longos. Das sind längliche Tacos, mit diversen Füllungen. Es ist super lecker und billig. Er bezahlt, wir kommen nicht drumherum.

Tlalpujahua, Mariposa Monarca

Tlalpujahua, dessen Name auszusprechen mir arge Schwierigkeiten bereitet, ist eines der magischen Dörfer dieser Region, ein pueblo mágico. Diese zeichnen sich daraus aus, dass der Dorfkern toll restauriert ist und lokales Kunsthandwerk fabriziert wird. Für uns bedeutet pueblo mágico gleich Kopfsteinpflaster. Und so holpern wir von Stein zu Stein auf die Plaza.

Nicht nur den niedliche Ort wollen wir uns ansehen, auch das nahe Mariposa Monarca, ein Biosphärenreservat an der Grenze der Bundesstaaten Michoacán und México. Hier überwintern die Monarchfalter zwischen November und März. Diese Schmetterlinge legen jährlich eine Strecke von 4000 Kilometern auf ihrer Wanderung von Mexiko in den Norden der USA/Kanada zurück. Millionen dieser wunderschönen Tiere finden sich in der Bergregion auf etwa 3000 Metern Höhe ein.

Aber wir haben Pech, ausgerechnet heute ist ein kalter, wolkenverhangener Tag. So hängen die grauen Falter, ihre bunten Flügel zusammengeklappt an den Bäumen und Büschen. Auch finden wir viele erfrorene Tiere auf dem Boden liegend.

Vom Wanderweg steigen wir hinab am Berghang zu einer besonders schmetterlingsreichen Stelle. Und da, die Wolkendecke reißt auf, die Sonne lugt hervor. Schlagartig kommt Bewegung in die Sache! Hin und her schwirren die orange leuchtenden Schmetterlinge, lautlos. Wie ein Tanz im Ballett bewegen sie sich geschwind elegant durch die Lüfte. Und sie sind zahlreich. Es wimmelt nur so von ihnen. Manche streifen uns oder landen auf unseren Haaren oder Klamotten. Wir können uns gar nicht satt sehen, an diesem Wunder der Natur.

Toluca

In Toluca, einem Nachbarort Mexiko Citys, landen wir bei Alfonso. In seinem schönen Haus bekommen wir sogar ein eigenes Zimmer. An den Wänden hängen überall eingerahmt alte Zeitungsartikel. Als wir auch welche über die SA entdecken, sind wir zunächst irritiert und denken uns, oh man, wo sind wir denn hier gelandet. Alfonso klärt uns auf. Er ist Reporter und das Sammeln alter Zeitungsartikel ist eine seiner Leidenschaften, neben gutem Essen, seiner Flaschensammlung internationaler Biere und teurem Mezcal. Da er kein Deutsch kann, weiß er auch nicht, worum es in den Zeitungsartikeln an seinen Wänden geht, Hardy setzt ihn über den Kontext in Kenntnis.

Wir lernen Alfonso schätzen und hängen gern mit ihm rum, quatschend, Käse essend mit Mezcal trinkend, während Alfonso eifrig, ohne Unterbrechung in die Tasten seines Laptops schlägt. Zwischendurch werden schnelle Telefonate abgehalten. Er ist multiple choice fähig. Alfonso ist Journalist und das mit Leib und Seele. Für uns verkörpert er eine gekonnte Mischung aus Punkrock, den er dröhnend, den Oberkörper und die Arme dazu bewegend hört, während er schnell seine Artikel schreibt, und Karla Kolumna, der rasenden Reporterin aus den Geschichten rund um Benjamin Blümchen und Bibi Blocksberg. Gerade recherchiert er mit weiteren Kollegen an einer Story über einen Benzinskandal. Von der Polizei gedeckt wird illegal Benzin verkauft. Sport, Mord und Totschlag und Skandale, das ist sein Metier. Er vertraut uns an, dass Mexiko neben dem Irak das gefährlichste Land für Journalisten sei. Bei all seinen Recherchen muss er sehr vorsichtig agieren.

Unser Plan ist, die Räder in Alfonsos Hinterhof zu parken und per Bus nach Mexiko City zu reisen. Wir wollen uns den nervlichen Stress in diese Megastadt zu radeln ersparen. So bringt uns Alfonso eines Morgens mit dem Auto zur Busstation und wir sausen in die Metropole. Geil! Endlich mal wieder Großstadt!


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