Sechs Wiedersehen, zwei Grenzüberschreitungen, kein Ziel. Von San José über Panama bis Nikaragua
Urlaub ist gut und mensch sollte sich ihn öfters gönnen! Vorausgreifend mit diesem Fazit bin ich froh, dass mein werter Mitbewohner Martin, Bianca und mich (im folgenden: die Urlauber) überredet hat, mit ihm zusammen unsere Radlerfreunde im März und April in Mittelamerika zu treffen.
Nachdem Alena & Hardy ihre Fahrräder in Zanatepec (Oaxaca/Mexiko) geparkt und eine zweieinhalb Tage dauernde Busreise auf sich genommen haben, holten sie uns trotz oder auch dank einstündiger Verspätung unsererseits pünktlich am 22ten März vom Flughafen “Juan Santamaria” bei San José ab. Das freudige Wiedersehen begangen wir mit mehreren Litern Bier und leckersten Früchten aus der Region in einem kleinem, sowie gemütlichen Hostel. Die schwerer als mein Reisegepäck wiegende Tasche mit Mitbringseln und Ersatz- bzw. Zubehörteilen wurde freudig erregt geplündert, Hardy freute sich sehr über seine neue Kamera und beide genossen die Berge an Süßigkeiten.
Da San José wenig Attraktionen zu bieten hat, sind wir gleich am näxten Tag mit einem Bus nach Cahuita an die Karibikküste gefahren. Die vierstündige Busfahrt durch die südlichen Ausläufer des Vale Central vermittelten uns einen ersten Eindruck dieses Landes. Vorbei an mit dichter Vegetation bewachsenen Bergen, tiefen Tälern und während der Trockenzeit fast leeren Flussbetten, kamen wir nach einer kurzen Pause in Puerto Limón nachmittags in Cahuita an. Tatsächlich entspricht dieser, höchstens 3000 Einwohner zählende Ort, ganz meiner Vorstellung der Karibik: drückend schwüle Hitze, Bars mit laut tönender Reggaemusik, Fleischspieße bratende Muttis und der Geruch von Weed in der Luft. Famos!
Sogleich werden wir(die Urlauber) auch gleich in die Taktik des “Wir-suchen-uns-eine-…-Quatsch,-die-preiswerteste-Unterkunft” von Hardy & Alena eingeführt: es wird ein schattiges Plätzchen aufgesucht und das gesamte Gepäck abgestellt, woraufhin zwei Freiwillige von uns sich auf die Suche machen. Obwohl Hardy nie das erstbeste Angebot (O-Ton) nehmen will, entschieden wir uns letztendlich doch für dieses (und es sollte nicht das letzte mal sein…): eine gemütliche Cabina mit Küche, Bad und drei Betten (Alena&Hardy wählten ihre bewährten Isomatten). In Cahuita verbrachten wir drei Nächte. Wir besuchten den Playa Negra (ja, schwarzer Sand), badeten im karibischen Meer (sowas von warm…!!) und erkundeten den gleich vor der Haustür liegenden Nationalpark (Eintritt gegen Spende). Dort konnten wir (die Urlauber) das erste mal lokale Flora & Fauna bestaunen (Brüll- und andere kleine Affen, ein Waschbär, eine Giftschlange, Spinnen und etliche Kriechtiere) und Bianca & ich haben auch gleich eine Schnorcheltour unternommen. Das hiesige Korallenriff, aufgrund eines Erdbebens erheblich beschädigt, ist sicherlich nicht so gross und vielfältig wie viele andere auf den Weltmeeren, aber zwei Grossstadtjunkies wie uns hat es trotzdem beeindruckt. Bei einer Sicht von 10 Metern haben wir diverse Korallen, einige bunte Fische, Seeigel und sogar einen Rochen gesichtet. Die tropische Sonne noch nicht gewöhnt haben wir auch unseren ersten Sonnenbrand davon getragen.
Die lokale Küche in Augenschein nehmend gastierten wir einen Abend in einer ‚comedor‘ und aßen ‚casados‘ (Reis mit Bohnen, Salat, frittierte Bananen + Aas oder Vegi). Gesättigt stürzten wir uns hernach auch gleich auf eine weitere lokale Spezialität: ‚Guaro‘, der landesübliche Rum (bzw. Rum-ähnliches Gesöff).
Obwohl vom Postkarten-gleichen Strand schon schwer beeindruckt und wir nicht gedacht hätten, dass es noch besser geht, wurden wir an den folgenden Tagen eines besseren belehrt.
Cahuita hinter uns lassend sind wir mit dem Bus, vorbei an endlosen Bananenplatagen, in Richtung Panama gefahren. Noch vor der üblichen Mittagspause haben wir die Grenze über eine alte Eisenbahnbrücke bei Guabito beschritten. Mit einer Stunde Gewinn (wir haben die Grenze sehr schnell überschritten…) haben wir in Almirante ein Wassertaxi bestiegen, welches uns auf einen der schönsten Flecken dieser Erde geschifft hat: das Insel-Archipel Bocas del Toro, einer von drei Bezirken der gleichnamigen Provinz.
Dieser besteht aus mehreren kleinen (z.T. mit Urwald und schönsten, touristisch noch unerschlossenen Stränden übersähten) Inseln vor der Küste Panamas. Die Touristenhochburg (Isla Colon) im Transit nehmend erreichten wir schließlich die Isla Bastimentos und haben uns in der einzigen größeren Siedlung namens Old Bank in einem simpel gebauten Hostel auf Stelzen im Meer eingemietet. Räudig und schön!
Von da aus haben wir einen unglaublich schönen sowie lehrreichen Ausflug quer über die Insel an den malerischen Wizards Beach unternommen. Wir haben die Schönheit dieses Ortes in vielen seiner Facetten auf uns wirken lassen (Urwald, fast keine Menschen, Wellen, Einsiedlerkrebse, Pferde, eine Kuh(?), mißverstandene Streuner) und außerdem gelernt, was “Riptides” sind. Nochmal Glück gehabt…
Spannung gab’s für Hardy und mich bei dem Besuch in einer Höhle (bis zum Hals im Wasser…in echt!) sowie für alle Zuschauer seines ausführlichen Foto-Vortrages ihrer bisherigen Reise. In mehreren Stunden konnten wir nur einzelne Etappen des Erlebten erfassen und Bianca, Martin und ich bestaunten die unglaubliche Bilderflut.
Nachdem wir Panama den Rücken gekehrt hatten waren wir wieder auf dem Weg Richtung Norden mit Umweg über Puerto Viejo, welches Hardy offenbar so schön fand, das er unseren Aufenthalt dort mit einem beherzten Griff in den Deckenventilator (morgens beim hektischen Packen, um den Bus zu bekommen) um einen Tag verlängerte (da Krankenhaus). Ohne viel Wind drum zu machen (…) nutzten wir die Möglichkeit zu einem ausgedehnten Strandspaziergang, bei dem wir den unheimlich hohen Wellen trotzten und Surfern, die vor Ort den größten Teil der Touristen ausmachten, bei ihrem Ritt bestaunten.
Nach einem weiteren Tag Busfahrt und einer Polizeikontrolle, bei der sie keine Drogen fanden, erreichten wir den Nationalpark Santa Elena bei Monteverde im Bergland des nördlichen Vale Central. Die Fahrt in die Berge war spannend, denn der sehr volle Bus schlich nur im Schneckentempo die Berge hinauf und dekorierte bei Ortseinfahrt das örtliche Stromkabelnetz um. Der besagte Park ist ein Nebelwald, welcher schöne Wanderrouten und jede Menge Pflanzen&Tiere (die letzteren sieht man bei Tage allerdings kaum) beherbergt. Wie der Name schon impliziert, erwarteten wir Nebel; dem war nicht so. Dafür staunten wir über die zahlreichen Epiphyten (Aufsitzerpflanzen), welche den Großteil der hiesigen Flora ausmacht.
Nach einem ausgiebigen Wandertag kochten wir abends noch gemeinsam in einem gemütlichen Hostel und legten uns früh schlafen, da wir uns am näxten Tag einen weiten Weg vor genommen haben.