Gastbeitrag: Stippvisite in Nord-Peru (Peru/ Februar 2013)

Juhu, endlich sehen wir sie wieder!
Dass es doch noch zu diesem Treffen kommen sollte, daran hatten wir alle kaum noch geglaubt. Um so größer war die Freude, als Hardys Anruf kam: „Wir wissen zwar noch nicht wie und wann, aber wir kommen!“
Unser Treffpunkt hieß Cajamarca, die Karnevalshauptstadt Perus. Mein Freund Kerry, Peruaner, und ich Lisa, die Schwester von Hardy, hatten uns von 7 Jahren dort kennen gelernt und nun zieht es uns immer wieder zu dieser Stadt, gelegen in den nördlichen Anden, um zu Feiern, uns mit Farbe und Wasser beschmeißen zu lassen und in Erinnerungen zu schwelgen. Mittlerweile haben wir zwei Kinder und das mit dem Feiern überlassen wir doch eher wehmütig den anderen Karnevalsbesuchern. Dafür trug Kerry seinen Teil dazu bei, die Menschen zu unterhalten. Als Straßenkünstler und Clown gab er jeden Abend seine Jonglagetricks zum Besten und brachte die Leute zum Lachen. Die Shows kamen gut an, das Publikum war jedes Mal riesig und der Hut am Ende gut gefüllt.
Wir hatten schon die Gelegenheit, meinen Eltern Cajamarca zu zeigen und es freute mich sehr, dass auch Hardy und Alena hierher kommen würden.

Karneval
Dieses Jahr war die Stadt so voll wie noch nie zuvor. Am Samstag, dem Karnevalsauftakt war von der Plaza vor lauter Menschen nichts mehr zu sehen. Vor allem die Jugend Cajamarcas versammelte sich in Gruppen, musizierte mit Trommeln und Trompeten und sang dazu die berühmten coplas, nicht ganz jugendfreie sich wiederholende Zweizeiler. Nicht zu vergessen natürlich der Alkohol, der gegen die Kälte helfen und die gute Laune heben soll. Einheimische Frauen verkauften die traditionellen calientitos, warmer Schnaps mit Maracuyasaft, die sie für sehr wenig Geld in Plasteflaschen an die Leute verteilten. Es war nachts ziemlich kalt und das Trinken und Tanzen war ein gutes Mittel dagegen.

Der Tag des Karnevalauftaktes ist der Tag, an dem keiner, der einmal den Fuß vor die Tür gesetzt hat, trocken und sauber nach Hause kommt. Hinter jeder Ecke und jedem Auto, auf den Balkonen und sogar auf den Dächern lauert die Gefahr mit Wasserpistolen, Wasserbomben oder einfach durch Eimer komplett nass gemacht zu werden. Anstatt Wasser spritzen die Pistolen auch mit Farbe und die ganz Gemeinen beschmieren Einen auch mal gerne mit Schuhcreme oder ähnlichem. Die beliebtesten Opfer sind natürlich die weißhäutigen, blonden Touristen. Aber auch die Autos und Mototaxis müssen dran glauben. Kaum eines kam an diesem Tag ohne Farbe davon. Ganz zu Schweigen von der Plaza. Vorsichtshalber wurde der Springbrunnen in dessen Mitte vorher eingezäunt.

Leider bekamen Hardy und Alena von dem ganzen Spektakel nichts mit, da sie zu dieser Zeit noch immer im Bus auf dem Weg zu uns waren. Knapp zwei Tage dauerte die Reise von Quito bis nach Cajamarca. Dementsprechend fertig kamen sie auch an, noch dazu geschwächt von Magenproblemen. Leider konnten wir ihnen auch kein schönes Hotelzimmer reservieren, da die Stadt fast komplett ausgebucht war. Während des nur einwöchigen Aufenthaltes haben wir so einige Hotelzimmer von innen gesehen, um das schönste der muchtigen herauszufinden.

Die Freude des Wiedersehens war groß, obwohl es uns aber auch nicht so vorkam, als ob wir uns über 2 Jahre nicht gesehen hatten. Ich fand, Hardy sah aus wie so ein typischer europäischer Weltenbummler, mit seinem Strohhut und einem mehr als Drei-Tage-Bart. Er weiß das auch zu schätzen und unterstreicht seine Erscheinung noch gerne mit einer feschen Sonnenbrille. Gringo, sei willkommen! Die Peruaner benutzen dieses Wort zu Hardys Leiden nur zu gerne und werfen es ihm, neben den Wasserbomben, fröhlich an den Kopf…

Unseren ersten gemeinsamen Tag verbrachten wir fast ausschließlich auf der Plaza. Wir nutzten den Rasen zum Frühstücken und währenddessen wurden die Straßen ringsherum komplett gesperrt, da nun der Karnevalsumzug hier vorbeiführte.
Hardy und mein Sohn Pacha schien dieser sehr zu gefallen, denn sie beobachteten stundenlang die vorbeitanzende und bunt geschmückte Menge. Ich war nun schon das dritte Mal hier und bevorzugte lieber das Sonnentanken auf der Wiese. Kerry dagegen zerbrach sich eher den Kopf, wo er die nächsten Luftballons kaufen und mit Wasser füllen kann, um sie dann wie wild herumzuschmeißen. Es zerbrach jedoch nicht nur der Kopf, sondern auch eine Fensterscheibe. Das war dann auch das Signal zum Aufbruch oder besser gesagt: Bloß schnell weg hier!
Auch der nächste Tag stand noch ganz unter dem Stern Karneval. Wir wollten den großen Umzug mit den geschmückten Fahrzeugen sehen, aber vor lauter Menschen war das fast unmöglich. Durch etwas Glück fanden wir doch noch ein Loch. Mehr als vom Umzug bekamen wir aber von den betrunkenen Zuschauern mit, die ja nun mittlerweile seit drei Tagen nur am Feiern waren und sich teilweise sehr aggressiv benahmen. Wir hatten langsam genug vom Karneval und wollten raus aus der Stadt.

Fossilien
Ganz in der Nähe von Cajamarca kann man an einem Berghang nach Fossilien suchen. Wir haben in den letzten Jahren schon interessante Funde gemacht, wie zum Beispiel einen Seestern, aber diesmal waren uns nur Schnecken und Muscheln in allen Größen und Formen vergönnt. Wenn man Hardy fragt, dann war da auch ein Dinoknochen und ein Dinoei, aber ich wage das zu bezweifeln.

Für den Rückweg entschieden wir uns, an einem kleinen Kanal am Berghang zu wandern. Da zeigten sich dann auch schon die ersten Schwächeerscheinungen, die ich so wirklich nicht von zwei Reiseradlern erwartet hätte. Immer auf der Suche nach dem kürzesten Weg kamen wir ausgedurstet an einem kleinen Laden an, wo wir uns erstmal mit einer großen Cola stärken mussten. Morgen wird nicht gleich wieder gewandert sondern relaxt, das stand sofort fest.

Die drei- bis vierstündige Hotelsuche am nächsten Tag versaute leider etwas diesen Relaxtag. Da blieb nur noch Zeit zum Spiele spielen auf dem Aussichtsberg der Stadt.

Bosque de Piedras
Einen Höhepunkt hatten wir uns noch ausgedacht für Hardy und Alena und zwar der Besuch einer urigen Felsenlandschaft. Ach wenn man da doch nur nicht so viel laufen müsste… Für den Hinweg nahmen wir noch ein Taxi, aber zurück ging es wieder zu Fuß. Die Felsen waren, vor allem für Klettereraugen, wirklich schön anzusehen und boten interessante Motive zum Fotografieren. Im Tal kann man einen Kanal besichtigen, der noch von den Inkas in die Steine gehauen wurde.

Sonst ist nicht viel von den Inkas zu sehen, dafür sitzen an jeder Ecke einheimische Frauen mit ihren typischen großen Hüten und wollen sich gegen Geld fotografieren lassen oder Kunsthandwerk verkaufen. Es verlockt natürlich, so eine typische Frau mit so einem schönen Hintergrund aufzunehmen. Ums Bezahlen kam auch Hardy nicht herum.
Der Rückweg führte quer über Wiesen und Felder immer bergab. Er schien für unsere Radlerfreunde jedoch ein wenig zu beschwerlich zu sein. Wo fährt denn nur der nächste Bus? Ich begann mich wirklich zu fragen, was denn mit den Andenpässe erklimmenden Radsportlern los ist. Aber die Antwort ist ganz einfach: Laufen ist halt was ganz anderes als Fahrrad fahren und überhaupt sind Rucksackreisen, bei dem man immer auf einem Bus warten und sich mit dreckigen Hotelzimmern abgeben muss, einfach nicht ihr Stil. Ich fühlte, wie sie sich nach ihren Fahrrädern zurücksehnten.

Trotz der „Strapazen“, denke ich, dass ihnen der Ausflug nach Cajamarca gefallen und schon mal einen guten Einblick in das Leben in Peru gegeben hat und sie jetzt wissen, worauf sie sich gefasst machen müssen. Da wäre zum Beispiel das wohl wieder gehäuft auftretende Gringo-Gerufe, eine etwas weniger aufgeräumte Umgebung aber auch die Hülle und Fülle von süßen Leckereien, die an jeder Ecke darauf warten, gekauft zu werden und langsam aber sicher, den Geldbeutel schmälern.
Die Eindrücke beschreiben sie aber am besten selbst.

Monsefu – Küste

Die letzten zwei Tage verbrachten wir an der Küste. Dort wohnen die Eltern von Kerry, welche schon darauf brannten, endlich mal Hardy und Alena kennenzulernen. Viel zu bieten hat die Küste außer Meer und Strand nicht und leider ist das auch nicht gerade der Fall von den beiden, aber da mussten sie nun durch. Zeit für kulturelle Ausflüge zu den Inkaruinen oder Museen war leider nicht.
Wir machten Bekanntschaft mit kleinen Krabbeltieren namens Mormuyes (keine Ahnung wie man die richtig schreibt) und buddelten Krabben aus ihren Verstecken aus. Die können ganz schön zwicken, wenn man nicht aufpasst. Pachas Finger bekam das nur zu gut zu spüren.

Zum Abschied wollten wir endlich mal so richtig gut Essen gehen, weil das vorher irgendwie immer nicht geklappt hatte, aber auch diesmal war es wieder ein Reinfall. Es hat einfach nicht sollen sein. Egal. Die Hauptsache war, dass wir zusammen waren und etwas Zeit, wenn auch nur sehr wenig, gemeinsam verbracht haben. Und das ist uns gelungen und ich bin sehr froh, dass unser Treffen schlussendlich geglückt ist und ich den beiden ein bisschen von meiner zweiten Heimat zeigen konnte. In ein paar Wochen werden sie wieder hier sein und ich hoffe sie werden viele schöne Erfahrungen machen und auch mal richtig lecker Essen!

Ich wünsche Hardy und Alena noch ganz viel tolle Erlebnisse und Abenteuer auf ihrer Reise und freue mich auf ein erneutes Wiedersehen, irgendwo, irgendwann…

Lisa

In der Galerie findet ihr Fotos zu diesem Bericht.

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