Chimborazo, Markt in Guamote und Wanderung auf dem Camino del Inca (Ecuador/ März 2013)

In Ambato nutzen wir unsere Tage in der casa de ciclistas, um Kräfte zu tanken und Vorräte aufzustocken. Vielleicht übertreibe ich beim Einkaufen ein Wenig, denn wir fahren mit prall gefüllten Essenstaschen los. Das wiegt.

Chimborazo

Kurz vorm Stadtende Ambatos biegen wir Richtung Osten auf die alte Straße rund um den Chimborazo ab. Diese ist zwar länger, als die neue Version, soll aber laut unserem Gastgeber Leonardo landschaftlich abwechslungsreicher und weniger befahren sein. Der Asphalt ist gut, wir rollen über hügeliges Gelände auf zunehmender Steigung hinauf. Es geht am Fluss entlang, dessen Seiten von Eukalyptusbäumen gerahmt werden. Birnen, Äpfel und Tomate de Árbol werden in den kühlen Hochlagen angebaut. Bienenkästen entdeckt Hardy auch.

Die Häuser sehen ärmlich aus. Sie sind aus Lehm in Verbindung mit Stöcken, Holzbrettern oder nackten Betonsteinen gebaut.

Ging es gestern auch mal bergab, geht es heute stetig bergauf. Auf die Dauer schlaucht das. Bereits um 11h machen wir eine Essenspause. “Ich bin völlig fertig.”, sagt Hardy. Wir nähern uns dem Ende der 3000 Meter, wir spüren die Höhe. Luft und Energie bleiben weg. Wir beneiden die unbepackten Wochenendradler, die wie Pfeile an uns vorzischen. Wir arbeiten uns weiter hinauf, dem Chimborazo entgegen, der sich immer noch nicht hat blicken lassen. Die Landschaft wird karg. Kaum Bäume oder Sträucher wachsen hier, nur Krautgewächse.

Beim einsetzenden Nieselregen wird uns ein langersehnter Wunsch erfüllt. Nicht weit entfernt der Piste grasen wilde Vicuñas! Die Tiere sind wesentlich kleiner und schmächtiger als ihre Gattungsgenossen, die wir bereits in Gefangenschaft gesehen haben.

Ab dem Abzweig nach Riobamba sind des nur noch 11km bis zum Eingang des Nationalparks Chimborazo. Wir sehen den Berg immer noch nicht. Es hat sich zugezogen, ist windig und kalt. Eine Regenfront ist im Anmarsch. Schnell schieben wir die Räder unter den einzigen Unterschlupf der sich weit und breit anbietet, eine alte, verlassene Ruine. Regen setzt ein. Wir warten und bauen heute tatsächlich mittags den Kocher auf, um uns einen heißen Tee zu kochen. Der tut in Kombination mit in paar Keksen richtig gut.

Uns fehlen “nur noch” 400 Höhenmeter bis zum Pass. Arschkalt ist es. Die Höhe ist zu spüren, wir kommen prustend fast nicht von der Stelle. Dazu regnet es wieder. Eiskalt prasseln die dicken Tropfen auf uns hinab. Rasant verwandeln sich diese in erbsengrosse Hagelkörner. Ich kann gar nicht so schnell die Plane über uns ausbreiten, schon sind wir durchnässt. Bestimmt eine halbe Stunde verbringen wir frierend und völlig durchnässt unter unserem Plastikdach. Es ist so nebelig, dass wir das nahe Steintor zum Eingang des Chimborazo Nationalparks nicht wahrnehmen. Erst als wir etwas weiter fahren, den höchsten Punkt überqueren (4400m), fällt es uns auf. Da sind wir nun angekommen, uns ist kalt. Den erhofften heißen Café gibt es nicht. Eigentlich gibt es hier gar nichts, bis auf ein paar ebenso frierende indígenas, die sehr teure Schals und Mützen aus Alpakawolle verkaufen. Ich denke, mit Heißgetränken würden sie bei weitem mehr Umsatz machen. Ein reger Betrieb fällt uns auf, vor allem sind hier Tagesausflügler, die ein Foto von sich vor dem mit tiefen Wolken verhangenem Berg schießen und dann wieder abfahren. Aber auch der Ausgangspunkt für Bergbesteigungen und Ausflüge zu den beiden Schutzhütten befindet sich hier.

Wir wechseln die nassen Klamotten und beschließen heute nicht mehr weiter zu fahren, auf der nassen Straße ist es zu gefährlich. Das sagen wir den freundlichen Rangern und bekommen angeboten in der Eingangshalle des sich im Rohbaus befindenden Museums unser Zelt aufzuschlagen. Es ist leicht wärmer, vor allem jedoch windstiller als draußen. Dennoch ziehen wir uns dick an, die Daunenjacken werden herausgeholt. Wir befinden uns auf 4350m, der höchste Schlafplatz der Reise. Wie sich die Höhe wohl heute Nacht auf unseren Schlafkomfort auswirken wird?

Als im Abendrot bereits die Kette vor die Einfahrt gelegt ist, Stille herrscht und alle Touristen gegangen sind, lukt der Vulkan ein bisschen aus der Wolkenwand hervor. Gewaltig schaut er aus.

Erstaunlicherweise hatten wir in der Nacht keine Probleme mit der Höhe. Inzwischen sind wir gut akklimatisiert. Ich habe zum ersten Mal seit Utah im geschlossenen Schlafsack geschlafen, während Hardy ihn immer noch wie eine Decke über sich ausgebreitet.


Morgens um 6h überzieht Raureif den Boden. Es ist frisch. Aber im Licht des hereinbrechenden Tages steht der Chimborazo mit seinen 6310m wolkenfrei da. Ein unglaublicher Anblick ist das.

Gemächlich machen wir uns auf den Weg hinunter nach Riobamba. Wir sind dick angezogen, den der Fahrtwind kühlt aus. Mit vielen Pausen ziehen sich die rund 40km ganz schön hin, aber es ist einfach zu schön hier um nur durch zu brettern! Die kühle Morgenluft, der wenige Verkehr und vor allem die Steinsschichten und Farben aber auch die Weite erinnern uns an unsere Zeit in Utah und Arizona.

Über 2000 Höhenmeter rollen wir hinab, die Vegetation verändert sich rasant. Schwups, sind wir schon wieder von saftigem Grün umgeben. Schicht für Schicht pellen wir uns aus den Klamotten. Kurze Hosen und Sonnencreme sind schon wieder angesagt.

Riobamba

Als erstes rollen wir über Kopfsteinpflaster auf den Platz in der geschäftigen Stadt. Der Verkehr wuselt an uns vorbei. Heiss ist es hier auf nur 2750 m. Palmen ragen in den blauen Himmel. Da kommen Maxime und sein Vater auf uns zu. Die beiden Kanadier hatten wir vor kurzem in der casa de ciclistas in Ambato kennengelernt. Morgen wollen sie weiter. Da Maxime im Herbst in Kanada anfangen will zu studieren, stehen sie ziemlich unter Zeitdruck. Cuzco und Machu Picchu haben sie sich als Endziel festgesetzt. Beneiden tun wir sie nicht. Wenigstens für einen gemeinsamen Kaffee haben sie noch Zeit.

Riobamba ist weder besonders schön, noch besonders hässlich. Es gibt einige Parks anzusehen, viele kleine Läden säumen die belebten Straßen. Hier beginnt die berühmte Zugfahrt zur Teufelsnase, in der in vielen Queren den steilen Berg hinaufgefahren wird. Wir sparen uns dieses touristische, aber bestimmt auch interessante Ereignis und machen uns auf den Weg nach Guamote.

Über eine ruhige, hügelige Hinterlandstraße brauchen wir für die 50km recht lange. Die stressige Panamericana umfahren wo es nur geht, heißt die Devise. Landwirtschaftliche Nutzflächen umgeben uns, das Klima ist mild. Bohnen, Mais, Getreide, Lauch, Kohl, Salat und Erdbeeren werden angebaut. Große Gewächshäuser sind mit Planen überspannt. Auf Ladeflächen von Pick Ups werden Mähmaschinen umhergefahren. Es scheint gerade Erntesaison zu sein.

An einem schönen Flüsslein entlang folgen wir schwitzend einer steilen Schotterpiste. Bald entpuppt sie sich jedoch als sich im Bau befindend. Auf einer Baustelle zu radeln ist wirklich nicht das Feinste. Diese ist 11km lang. Mit Obacht kurven wir um Bagger herum und fahren an großen Lastern vorbei, die mit abgetragenen Sand und Geröll beladen sind. Schön voll gestaubt werden wir dabei. Es will und will kein Ende nehmen.

Markt in Guamote

Am späten Nachmittag sind wir endlich im kleinen Ort Guamote angekommen. Die Hotelsuche stellt sich als langwierig heraus, denn ich finde einfach keines. Da tauchen zwei andere Touristen auf, ich kralle sie mir und frage sie, wo sie eingekehrt sind. Das französisch-brasilianische Paar führt mich zum Kulturzentrum Inti Sisa (Sonnenblume), welches auch ein Hotel beherbergt, das gerade umgebaut wird.

Das Inti Sisa ist eine nonprofit Organisation, die im Ort sowie in den umliegenden Gemeinden arbeitet. Neben Hausaufgabenhilfe werden Spanisch-, Englisch-, Computer-, Näh- und Schwimmkurse angeboten. Für 25 Kinder gibt es einen Kindergarten.

Der Aufenthaltsraum ist noch von Bauplanen zugehangen, aber oben gibt es ein Zimmer mit sehr komfortabler Dusche für uns. Richtige Bettwäsche und eine liebevolle Einrichtung erfreut besonders mich. Auch gibt es Lampenschirme! Die nicht vorhandene Lampenschirmkultur ist für uns zu einem runing gag geworden, denn auch in den tollsten Häusern wird darauf keinen Wert gelegt. Die nackten Sparglühbirnen hängen an einem Kabel von der Decke.

Heute ist Markttag in Guamote und deshalb sind wir hier. Indígenas aus der weiten Umgebung strömen in überfüllten Bussen, zu Fuß oder auf der Ladefläche von Kleinlastern in den aus allen Nähten überquellenden Ort. Die plaza, gestern noch verschlafen leer, ist heute knacke voll. Ein Durchkommen fast unmöglich.

Wir wollen frühstücken und kaufen ein paar empanadas (frittierte Teigfladen mit einem Hauch von Käse). Ich trinke eine heiße Reismilch und Hardy probiert eine schleimige, aber wohl sehr gesunde Flüssigkeit namens bebida de salvia (Aloe-Vera-Getränk) aus. Im Gegensatz zu seinem Trunk schmeckt mein flüssiger Milchreis richtig gut.

Der Markt füllt sich. Eindrücke und Gerüche jeglicher Art prasseln auf uns ein. Vor allem kaufen und verkaufen hier indígenas in verschiedensten Trachten, Touristen sind nur sehr wenige auszumachen. Die Waren werden in Ständen, Bauchläden oder auf dem Boden liegend angeboten. Durch die schmalen Gänge wird geschoben und gedrückt, laut wird die Ware angepriesen. Es gibt Gemüse und Obst, neben gesalzenen Fischen und Haushaltsartikeln. In der nächsten Sektion befinden sich Gummistiefel und Schuhe auf Tischen, dann Anziehsachen und Socken. Hardy greift bei warmen Socken aus Alpakawolle zu. Bei den knatschbunt gekleideten Frauen mit ihren langen, schwarzen Zöpfen und den Filzmelonen auf dem Kopf, in ihren knielangen, weit abstehenden Röcken erfreuen sich ganz bestimmte bunte, dicke Socken großer Beliebtheit. In fetten Lettern ist auf ihnen USA zu lesen. Ein sehr komisches Bild gibt das ab.

Etwas abseits befindet sich der Viehmarkt. Schweine, Schafe, Hühner, Kühe und Vicuñas sind auf verschiedenen Flächen voneinander getrennt und werden separat verkauft. Da möchte ich kein Tier sein. Denn diese werden brutal und unbarmherzig an Stricken missmutig rufend und sich widerstrebend hinter sich her gezogen, vorangeschoben oder einfach getragen. Potentielle Kunden legen Schafe mit einem flinken Griff auf den Rücken, um an der Brust zu fühlen, ob diese auch gut genährt sind. Dann wird lautstark verhandelt und oft gestritten, bis ein Preis ausgemacht ist. Ein enges Gewirr ist das mit einem unheimlichen Lautstärkepegel.

Am Rand der Verkaufsflächen sind kleine Stände aufgebaut, auf denen Frauen eine Spezialität verkaufen, chancho horneado. Das auf dem Ofen gegart Schwein finde ich nicht besonders appetitlich. Entweder liegt ein ganzes, plattes Schwein köcheln auf dem Blech oder ein Haufen Schweinefleisch, samt Innereien und den Gliedmaßen sowie Kopf daneben. Die Verkäuferin greift beherzt mit der nackten Hand in den Hinterkopf und kramt alles an verwertbarem Fleisch heraus. Und das ist hier fast alles. Dann wird ein Ohr abgeschnitten und auch da Fleisch heraus geholt und mit dem Rest vermixt. Es folgen die kleinen Beine.

Wir gehen lieber woanders Mittag essen. Danach stürzen auch wir uns in den Kaufrausch, denn Vorräte für unsere anstehende Wanderung auf dem Camino del Inca wollen gekauft werden.

Als sich die Straßen am späten Nachmittag leeren, bzw. sich die abfahrenden Busse füllen, erleben wir etwas für uns neues. Da werden doch wirklich die gekauften, blökenden Schafe auf das Dach des Busses gehoben und festgebunden, um da oben mitzufahren.

Camino del Inca

Unsere Räder im Hotel Inti Sisa lassend, machen wir uns am nächsten Tag um 5 h morgens mit schweren Rucksäcken voller Proviant auf den Weg. An der Kreuzung zur Panamericana warten wir auf eine Bus nach Alausí. Der kommt auch recht flink. Dort steigen wir auf die Ladefläche eines Kleinlasters um, der uns in zugiger und sehr holpriger Fahrt ins sehr verschlafene Achapullas bringt.

Hier ist so früh morgens der Hund begraben. Vor der Kirche essen wir unser Frühstück und beobachten sehr alte, wackelige Leute, die für die anstehende Osterprozession ihre kleinen Heiligenfiguren aus den Häusern tragen, um sie auf Tischen mit weißten Decken zu drapieren. Dann wird ein Kabel und eine Glühbirne geholt, um jene zu beleuchten.

Auf Schotterwegen, an alten Häusern vorbei beginnt unsere Wanderung auf dem alten Inca trail, ein noch erhaltener Abschnitt des Weges, der einst Cuzco mit Quito verband. Ein unscheinbarer Pfad biegt nach links ab, wir fragen lieber 2x nach, ob wir hier auch richtig sind und bekommen dies von Schäferinnen bejaht.

Wir folgen erst auf Matsch, dann auf steinernen Pfaden, welche von Gras überwuchert werden, dem Fluss. Manchmal sind die alten Steinreihen, die Umrandungen der Wege der Incas noch zu erkennen. Zwei Jungs wollen in einer uns unangenehmen Erwartungshaltung regalos oder caramelos haben (Geschenke oder Bonbons). Wir hatten schon gelesen, dass manche Reisende Süßigkeiten verteilen, bedienen diese Erwartungen aber nicht.

Von einem netten Reiter hören wir, dass die alte Brücke vor wenigen Tagen aufgrund des vielen Regens eingestürzt ist. Die Reste sind noch auszumachen. Ein wenig oberhalb finden wir Steine, um den sprudelnden Bach zu queren. Dann geht’s es bergauf, hoch zu einem begangenen Pfad. Drei junge Männer kommen uns mit einem wilden, rennenden, an Stricken zerrenden Stier entgegen. Sie rufen uns zu, wir sollen vom Weg runter gehen. Und das machen wir auch lieber. Schnell saust das Vieh an uns vorbei, die Männer rennen hinterdrein.

Dann ist es wieder still und einsam. Noch hält sich das Wetter, aber wir sehen eine Wolkenfront nahen. Krautgewächse gibt es hier, bunte Blumen und Büschelgras. Bald kommen wir an den Ruinen Cuchicorral an. Man kann rechteckige Steinreihen erkennen. Nun fängt es an zu regnen. Wir machen uns wieder auf die Socken. Da sehen wir drei andere junge Wanderer nahen, es sind deutsche, die in Ecuador als Freiwillige arbeiten. Und wir dachten, wir wären hier in der Regenzeit allein unterwegs…

Im kalten Nieselregen stapfen wir auf sehr schlammigen Wegen den Hang hinauf. Meine Hose sieht bald aus wie Sau. Wir versuchen von Büschelgras zum nächsten Büschel zu steigen, denn drum herum schwimmt die Wiese. Dennoch halten unserer Wanderschuhe nicht mehr lange durch. Kühle, nasse Füße sind die Folge. Wir sind Lasten auf dem Rücken nicht gewohnt und empfinden die schweren Rucksäcke und das Wandern in dieser Höhe als anstrengend. Ich muss immer wieder anhalten, um zu verschnaufen.

Gegen 16h erreichen wir endlich unseren heutigen angepeilten Schlafplatz an der Laguna de Tres Cruces auf 3265 Metern Hoehe. Neben einem gurgelnden Rinnsal bauen wir schnell im immer noch anhaltenden Regen das Zelt auf. Dann wird sich umgezogen und in den Schlafsäcken aufgewärmt. Kochen tun wir vom Vorzelt aus, draußen bleibt es kalt, aber kurz lukt die Sonne hervor.

Ein Bauer stapft grüssend mit seiner Kuh vorbei. Der Vollmond scheint. Um 19h dösen wir bereits ein. Wir sind fertig.

Am folgenden Morgen geht es weiter bergauf, bis wir einen schmalen Grad erreichen. Es windet stark. Der Erdboden ist ockerfarben bis rötlich. Felsbrocken liegen herum. Der Ausblick ist grandios.

Wir folgen dem Grad eine halbe Stunde, bis wir ins nächste Tal hinabsteigen. Dem Flusslauf müssen wir zum See folgen. Ein matschiger, schmaler, sich tief in den Abhang gefressene Pfad windet sich dahin. Wieder sind die Füße nass.

Unten angekommen, auf einer großen Grass, Huckel- und Buckelebene, müssen wir zwei Flüsse kreuzen. Beim größeren fehlt einmal wieder die Brücke. Hardy nimmt Anlauf und ist in einem Schwung drüber. Mir ist das zu breit. Auf Hardys Aufforderung hin, werfe ich ihm meinen Rucksack herüber. Ich hätte besser auf mein Gefühl hören und dies nicht tun sollen. Wie ein schlaffer Mehlsack landet dieser im Wasser und schwimmt. Hardy stapft hinter her. Dank des wasserdichten Sackes im Inneren sind schlimme Folgen ausgeschlossen, Hardys Stiefel sind jedoch durchnässt, seine Laune im Keller. Tut mir wahnsinnig leid. Ich ziehe die Schuhe aus und wate durch den Bach, hätte ich gleich tun sollen…

Zum Glück dauert es nur noch eine Stunde bis zu den Ruinas de Paredones. Hier sind Überreste eines Hauses wirklich noch zu erkennen. Die anderen Wanderer haben bereits im Innern geschützt ihr Zelt aufgebaut, bekommen dann aber noch Besuch von einer lauten Großfamilie. Wir packen uns etwas Abseits hin. Verstreute Inca-Steine umgeben uns. Die Sonne lässt sich blicken, so dass wir die Sachen trocknen können.

Auch am letzten Tag unserer Wanderung brechen wir bei bedecktem Himmel auf. Nachdem wir eine weitere Lagune passiert haben, wandern wir durch ein tiefes Becken. Das Wasser steht, unter unseren Füssen entstehen Schmatzgeräusche. Die heutigen zwei Flussüberquerungen verlaufen glimpflich und bald erreichen wir das Dorf San José. Auch hier sagen die Kinder: „Gib mir ein Bonbon!“

Zwei Stunden auf langweiliger Schotterstraße folgen. Die Sonnen brät uns, als wir den Schlusspunkt, Inca Pirca erreichen.

Hier befinden sich die größten und bedeutendsten Ruinen Ecuadors, die jedoch recht beschaulich sind. Während unseres Besuches schließen wir uns einer Gruppe älterer Deutscher an, um den Erklärungen ihres guides zu lauschen. Dabei können wir live und in Farbe mitansehen woher die Bonbon-Erwartungshaltung der Kinder herrührt. Ein kleines, süss aussehendes Mädchen steht mit einer Sense in der Hand neben ihrer Mutter im Grass. Sie wird wahnsinnig aufdringlich abfotografiert, dabei werden Späße auf deutsch mit ihr gemacht. Dann bekommt die Kleine alles mögliche an Süßigkeiten zugesteckt, von Gummibärchen über Fisherman’s Friends. Bei letzteren wird die kleine wohl in die Luft gehen. An dieser Stelle müssen wir uns ein Wenig fremdschämen und aufpassen, das uns kein Kommentar herausrutscht.

Per Bus fahren wir ins nahe Tambo und warten dort an der Panamericana lange auf den nächsten. Sie sind alle knacke voll, denn nach Ostern fahren alle Leute wieder nach Hause. Lange hält kein Bus an. Als wir schon aufgeben und unsere Weiterfahrt auf Morgen verschieben wollen, haben wir doch noch Glück, es gibt sogar zwei freie Sitzplätze. Müde und schmutzig fahren wir im warmen, überfüllten Bus nach Guamote zu den Fahrrädern zurück. Endlich, spät abends versinken wir geduscht im warmen, weichen Bett.

Die Fotos von Ambato bis nach Guamote findet ihr separat von den Bildern zum Inka-Trail in der Galerie.

EcuadorPermalink

Comments are closed.