Salinas, Salzterrassen
Zusammen mit Loic und den beiden holländischen Radlern Linda und Werner machen wir uns auf, um Machu Piccchu zu besichtigen.
Gleich morgens steigen wir in ein colectivo (Minibus) nach Urubamba. Unser erster Stopp auf dem Weg zu den alten Inkaruinen führt uns zu den Salzterrassen von Salinas.
In sportlicher Fahrt rasen wir durch wunderschönes Bergland. In Gelb-, Braun- und Rottönen leuchten Felder und Erde in der warmen Sonne um die Wette. Der Blick aus den Autofenstern gleitet in die Ferne, umringt wird diese weiche Landschaft von hohen, schroffen Bergen mit Schnee auf den Gipfeln. Wir ärgern uns ein Wenig, hier keinen loop mit den Rädern gedreht zu haben. Bis ins gemütliche Ollantaytambo wäre es eine tolle, abwechslungsreiche Strecke gewesen.
In Urubamba steigen wir in ein Mototaxi und lassen uns an einer kleinen Brücke rauswerfen. Nach einer kurzen Wanderung erreichen wir in der heißen Mittagssonne die Salzterassen von Salinas. Schon in der Ferne blitzt uns das strahlende Weiß der rund 1550 terrassenartig angelegten Pools entgegen. Es blendet wahnsinnig in den Augen. Im Gegensatz zu den Arbeitern tragen wir Sonnenbrillen.
Ein nichtabreißender Zufluss an Salzwasser direkt aus dem Berg garantiert regelmäßige Ernten durch das sukzessive Verdunstung des Quellwassers in der Sonne. Das zurückbleibende Salz soll von besonderer Reinheit sein. Abgebaut wird es wie vor hunderten von Jahren per Handarbeit. In einem Pool können 150-250kg Salz gewonnen werden. Es dauert ein Jahr bis ein solcher getrocknet ist. Ein guter Arbeiter kann angeblich bis zu 120$ im Monat verdienen.
Pool schmiegt sich an Pool. In verschiedenen Grün-, Beige- und Brauntönen leuchten die Becken in der Sonne, durchzogen von grellweißen Salzwänden und Gräben mit plätscherndem Wasser. Manche Pools stehen gänzlich unter Wasser. In manchen befindet sich eine hauchdünne Wasserschicht, in der bereits Salzkristalle auszumachen sind. Manche sind bereits ganz trocken. Natürlich neckt es mich und ich kann es nicht lassen einmal mit meinem Finger in eine solche Salzlake zu dippen um zu probieren. Ja, ich kann es bestätigen, das ist Salz! Ein wirklich spannender Ort!
Ollantaytambo
Nach kurzer Taxifahrt erreichen wir Ollantaytambo, kurz gesagt einfach nur „O“. Inn unserer kleinen Reisegruppe wird das Abkürzen der Ortsnamen mit „O“, „U“ und „AC“ der Einfachheitshalber zu einem running Gag.
„O“ ist der älteste, ständig bewohnte Ort Südamerikas. Einst war das Dorf zur Inka-Zeit ein wichtiges religiöses, militärisches und landwirtschaftliches Zentrum. Natürlich ist Ollantaytambo heutzutage zu einem sehr touristischen Ort gewandelt. Aber er gefällt uns dennoch, denn er hat Charme. Wir schlendern über schmale, kopfsteingepflasterte Gassen. Mauern und Wände sind aus großen, sich nach oben verjüngenden Steinen gebaut. Kakteen und Blumen wachsen auf den schiefen Mauern. Kaltes Wasser fließt in Kanäle gurgelnd an den Häusern vorbei. Es ist warm.
Wir bestaunen die Menschenmassen in den Ruinen gleich neben dem Dorf und kriegen langsam einen Vorgeschmack auf das, was uns in Machu Picchu erwarten wird.
Am späten Nachmittag steigen nicht nur wir in den Zug nach Aguas Calientes. Massen an Besuchern stehen auf dem Gleis. Im schicken Abteil der Eisenbahngesellschaft Inca Rail fühlen wir uns wie in einem Flugzeug. Anfangs werden die Sicherheitsbestimmungen in Spanisch sowie Englisch angesagt, dann bekommen wir per Wägelchen ein Getränk unserer Wahl serviert. Im Hintergrund dudeln bekannte Songs in Panflötenvariante. Wir schauen uns an und finden das alles etwas übertrieben. Den Preis für die ganze Sache übrigens auch.
Nur per Bahn oder Wanderung ist der Weg nach Aguas Calientes möglich. Eine Straßenverbindung gibt es nicht. Bis 2020 verfügt die englische Betreibergesellschaft über ein von der peruanischen Regierung zugesichertes Monopol, das Busse oder Taxen auf einer noch zu entwickelnden Strecke verbietet.
Zugegebenermaßen ist diese Zugfahrt sehenswert! Es geht am Fluss Urubamba im Tal entlang durch beeindruckende Landschaft, die immer dschungeliger wird. Die Pflanzenwelt wird dichter, die Felsen werden schroffer. Es wird wärmer. Wir fahren vor bei an alte Terrassen, die sich an den Berghängen hinaufziehen. Die Inkas nutzen die verschiedenen Klimate der einzelnen Höhenbereiche aus.
Im Dunkeln kommen wir in Aguas Calientes an und finden das ursprüngliche Dorf ganz schrecklich. Mich erinnert es an einen übervölkerten Ferienort auf Mallorca. Betonbunker lassen grüßen. „AC“ ist laut, hässlich und irre teuer. Echt der Hammer! Dennoch sind die Preise für Essen und Wasser hier nichts gegen die oben in Machu Picchu selbst. Bereits voralamiert hatten wir jede Menge Proviant herbeigeschleppt.
Nach hin und her suchen finden wir eine bezahlbare, schlechte Hotelbude und checken ein. Das muss reichen.
Machu Picchu
Früh morgens um fünf sind wir nicht die ersten, die über die kleine Brücke den Anstieg hoch zu den Ruinen in Angriff nehmen. Im feucht warmen Dschungelklima kommen wir auf den rund 1700 Stufen arg ins schwitzen. Im Gänsemarsch geht es zusammen mit den anderen Besuchern hinauf. Nun macht sich unsere Kondition bemerkbar, denn andere müssen häufig laut keuchend und prustend Pausen einlegen.
Als wir um 6h am richtigen Eingang ankommen, erwartet uns bereits eine lange Schlange. Auch Busse karren bereits Massen an. Das ist gemein, die sollten erst viel später losfahren dürfen!
Als erstes erklimmen wir weitere Stufen zum Wächterhaus empor. Von hier aus haben wir einen guten Überblicke auf die ganze Anlage auf 2400 Metern Höhe. Von drei Seiten sind die Ruinen von schroffen Felsen umgeben, die wie Riesen aus dem Dschungel hervorragen. Tief unten tost der Río Urubamba. Mystisch hängen sich langsam emporhebende Nebelschwaden über den Ruinen. Der Ausblick auf die vielen Terrassen und Bauten der ehemaligen Stadt ist unglaublich! Malerisch erhebt sich neben ihnen der zuckerhutförmige Berg Huayna Picchu in den Himmel.
Nachdem die Sonne aufgegangen ist, machen wir uns auf dem Weg, um weitere 1000 Stufen auf den sogenannten Berg Machu Picchu zu erklimmen. Ganz schön anstrengend, Muskelkater und Knieschmerzen kündigen sich bei uns Radlern bereits an.
Oben angekommen belohnt uns eine ganz tolle Aussicht! Die vielen Touristen in der Ruinenstadt wirken nun wie Ameisen. Auf dem Gipfel nehmen wir ein Frühstück ein.
Mit wackeligen Knien steigen wir all die schiefen und großen Stufen hinab. Eines ist klar, die Inkas kannten die Schrittmaßformel für Treppen noch nicht.
Zwischen 11 und 14 Uhr quetschen wir uns mit all den Touristenmassen und Fremdenführern durch die einstige Stadt. Wir durchstreifen alte Wohnbereiche, Herrschaftsräume, Arbeitsbereiche und Kultstätten, zu denen jeder guide etwas anderes zu berichten hat. Wir fragen vier verschiedene wie viele Menschen denn hier wohl lebten und erhalten Antworten zwischen 300 und 1000. Sicheres weiß man nicht, viele Fragen sind nach wie vor offen. Machu Picchu bleibt ein Mythos.
Von den einstigen Bewohnern sind nur noch Chinchillas geblieben, dazu scharen sich Massen stachelbeerbeinigen Touristen. Auch das ist Machu Picchu.
Völlig fertig erreichen wir am Nachmittag wieder unser Hotelzimmer und machen vor’m Abendbrot erst mal alle ein Nickerchen. Am folgenden Morgen geht es zuerst im Zug und dann im Minibus flink zurück nach Cusco.
Trotz der Kosten, der langen Anfahrtswege und der Touristenmassen hat sich der Ausflug für uns gelohnt. Für mich waren die Ruinen selbst nicht so beeindruckend wie die in Tikal oder Palenque, aber das Ambiente und die Stimmung ist einfach unschlagbar!
Cusco
Die „Hauptstadt der Inkas“ platzt heute aufgrund der vielen Touristen, Hotels, Restaurants und Souvenirshops mit Alpakapullovern, -mützen und -handschuhen aus allen Nähten – hat aber trotzdem seinen ganz eigenen Charme und gefällt uns sehr gut.
Neben dem Hauptplatz mit seiner goldenen Inkastatue und der großen Kathedrale gibt es diverse andere kleine Plätze, Kirchen und Gassen zu entdecken. Traditionell bunt bekleidete indígenas versuchen mit geschmückten Alpaka- oder Schafbabys auf dem Arm sich als Fotomotiv zu verkaufen. Wir besichtigen das Inkamuseum, schlendern über die Märkte und Strässlein und auch ich komme ein ganz klein wenig ins Souvenirfieber. Hardy besichtigt die beeindruckende Kathedrale und berichtet begeistern vom Altar, an dem Frauen Gaben zur Beschwörung einer Heirat mit dem Auserwählten abgeben, unweit entfernt vom kleineren Altar an dem die Männer diese Flüche wieder loswerden können. Auch ist das geschichtsträchtige erste Kreuz, dass Südamerika erreichte, ausgestellt.
Wir verbringen viel Zeit in Cusco und im Hostal Estrellita, das sich zeitweise zu einer casa de ciclistas entwickelt. Ganze 16 Radler aus Brasilien, Rumänien, Estland, Schweiz, Frankreich, Deutschland, USA und Spanien sind hier. Im Hof gibt es immer jemanden, der an seinem Fahrrad schraubt. Die Köpfe werden über Karten gehalten und pausenlos gefachsimpelt. Gerade beim gemeinsamen Frühstück (es ist das erste mal seit Beginn unserer Reise, das wir in einem Hotel mit Frühstück einchecken…) kommt man an den wackeligen Tischen mit den anderen neuen Reisenden schnell ins Gespräch.
Irgendwann sind dann tatsächlich fast alle Stichpunkte unserer Liste getan, wir haben sogar beide neue Schuhe. Die Räder blitzen, die Route ist hinreichend geplant und die Batterien sind wieder voll und wir schwingen uns auf die Sättel, um unsere letzte Etappe in Peru unter die Räder zu nehmen. Über Puno soll es an der Südseite des Titikakasees über Copacabana nach La Paz, der Hauptstadt Boliviens, gehen. Die richtig hohen Berge haben wir wohl jetzt hinter uns gelassen und es soll etwas flacher werden. Na‘ mal sehen…
Wie immer findet ihr weitere Fotos in der Galerie.