Cassier Hwy (BC / Canada / Juli / August 2011)

Nun liegt der Cassier Hwy greifbar nah vor uns. Dieser Streckenabschnitt ist wilder und verlassener als unsere bisherigen, die Berge und Waelder sollen direkt bis an den Hwy heran kommen, so haben wir gehoert. Wieder haben wir unsere Packtaschen mit Essensvorraeten prall gefuellt, denn ueber 800 km liegen vor uns und Moeglichkeiten zum Einkaufen sind duenn gestreut.
An der Kreuzung Alaska / Cassier Hwy tanken wir noch einmal unsere Benzinflasche fuer den Kocher voll. Hardy findet am Wegesrand eine grosse leere Bierdose, daraus will er spaeter einen Schmutzfang fuer sein Hinterrad basteln, damit ich (Alena) nicht mehr bei Regenwetter mit matschigen Spritzern besprenkelt werde.

Der Cassier Hwy ist inzwischen bis auf wenige Abschnitte asphaltiert worden. Wir geniessen diesen Untergrund sehr! Es gibt wenig Verkehr, Strassenbemalungen fehlen komplett. Die Fahrer der grossen und vollbeladenen Holztrucks machen auch hier einen Bogen um uns. Die Strasse schlengelt sich durch den Wald, Huegel folgt auf Huegel. Zum Teil werden die steilen Anstiege ganz schoen anstrengend fuer uns, so dass wir sehr ins Schwitzen kommen. So bezwingen wir zwei Paesse von immerhin 1900 m.

Wir treffen auf kleine Camps und erfahren von einem aelteren Mann, dass dies Schlaf- und Kochplaetze von Pilzsammlern seien. Er verweist uns an Jack, einen Pilz-buyer. Jack finden wir „in action“ an seinem Anhaenger, den er zu einer Pilz-Trocknungs-Maschine umgebaut hat. Er steht auf einer Leiter und schichtet die Pilze im Anhaenger vorsichtig in verschiedenen Sieben uebereinander auf, damit sie danach getrocknet werden koennen. Es handelt sich um Morcheln, die hier in der Region zwei Jahre nach einem Waldbrand zahlreich aus dem Boden schiessen. Hier gibt es die sogenannten seller und buyer. Pro Pfund erhalten die seller 5.50 – 6.50 $. Am Wegesrand sehen wir immer wieder geparkte Autos und einige Menschen erzaehlen uns, dass sie in den vergangenen Wochen viel Geld mit dem Sammeln der Morcheln verdient haben.
Nachdem wir beim zweiten buyer, einem recht jungen Burschen, vieles erklaert, gezeigt und auch ein paar getrocknete Morcheln geschenkt bekommen haben, wollen wir unser Glueck selbst versuchen und so unser Abendessen etwas aufpeppen.
Gesagt, getan, wir radeln ein wenig, parken die Raeder auf einem Waldweg und sammeln innerhalb einer halben Stunde ein ganze Plastiktuete voller Pilze. Wir sind hoch motiviert und denken darueber nach, die Morchelsuche eventuell am folgenden Tag auszubauen, um so unsere Reisekasse aufzupolstern.
Lange muessen wir aber noch in die Pedalen treten, da wir eine Recreation Site am French Creek erreichen wollen. Recreation Sites sind kostenlose Plaetze mit Plumsklo und Tischen mit Baenken, auf denen auch uebernachtet werden darf. Unsere Blicke wandern in die ehemals abgebrannten Gebiete links und rechts des Weges und Hardy vermutet des oefteren einen regelrechten Pilzboom. Er ist Feuer und Flamme und profezeit fuer den folgenden Tag eine klingelnde Kasse. Leider fuehrt uns der Weg raus aus dem Waldbrandgebiet und auch die Frage wohin mit dem Gepaeck steht noch im Raum und ist ungeklaert.

Am French Creek angekommen schwingt Hardy seine Angel ins Wasser – leider, wie immer bisher, ohne Erfolg. Abends bereitet er dafuer die Pilze zu. Diese wabbeligen Morcheln finde ich sehr unappetitlich und auch der Geruch macht die Sache nicht besser. Als Hardy mich dann noch fragt, was ich denn zu weissen kleinen Maden, ca. 9 mm lang und sowieso nur aus Pilzproteinen bestehend, im Essen sage, es seien naehmlich ganz viele davon in den Pilzen und wuerden innerhalb der braunen Wabbermasse appettitlich hervorstechen, dreht sich bei mir der Magen um. Ich esse heute nur Nudeln mit Tomatenmark aus der Dose. Hardy, etwas erbost ueber meine Meinungsaenderung, isst die Pilze samt Maden ganz alleine, so viele, dass sie ihm schwer im Magen liegen. Das Ende der Geschichte ist, das wir das Morchelsammel-Projekt daraufhin gekippt und abgeschlossen haben. Wir sind lieber weiter als zurueck geradelt. Wir konnten einfach keine Morcheln mehr sehen!

Dies war eine kluge Entscheidung, denn am folgenden fruehen Nachmittag treffen wir auf einen schoenen Campingplatz am Boya Lake. Das Wetter ist super, der See ist glasklar und faerbt sich in der Sonne tuerkis. Wir erleben eine wirklich einzigartige Landschaft. Noch unentschlossen, ob wir spaeter etwas weiterradeln wollen leihen wir uns einen Kanadier aus. Wir haben vier Stunden Zeit das Seeengebiet zu Erkunden. Das Wasser ist so klar, dass wir auch weit entfernt vom Ufer bis auf den Grund schauen koennen. Hardy probiert sich wieder im Fischen, doch ist uns beiden klar, dass in diesem See gar keine Fische leben koennen, denn wir sehen keine und koennen es dies doch aufgrund der guten Wassereigenschaften so prima einschaetzen…

Ganz richtig koennen wir nicht liegen, denn auch die Biber haben den See fuer sich entdeckt. Wir paddeln an unzaehligen Biberdaemmen vorbei und koennen sogar einige im Wasser und Unterwasser schwimmen sehen! Tief beeindruckt von diesem Wunder der Natur dehen wir unsere Runden. Natuerlich vergehen vier Stunden zu schnell und die Entscheidung ueber die Weiterfahrt wird bald gefaellt. Hier bleiben und Essen kochen ist die Devise. Wir lernen noch ein deutsches Wohnwagen-Urlauberpaerchen kennen und koennen bei ihnen unser Essen baerensicher unterstellen.

Apropos Baeren: Oft schreiben wir hier ueber diverse Sicherheitsvorkehrungen. Das scheint auch ganz gut zu funktionieren, denn tatsaechlich bekommen wir (leider) fast keine zu Gesicht. Noch schwieriger ist es, gute Fotos der scheuen Kuscheltiere zu erhaschen. Viele Einheimische und auch andere Radler fragen uns, ob wir denn Baeren gesehen haetten. Ja, haben wir, aber wenige. Andere Radler sehen staendig welche, manchmal fragen wir uns was wir zu richtig bzw. falsch machen… Aber, wie gesagt, ab und zu kreuzt dann doch auch mal ein Schwarzbaer unseren Weg. Der erste Baer, noch vor Whitehorse, wurde von uns Primero getauft. Er schnupperte bei einer unserer Mittagspausen am Strassenrand vorbei. Wir machten uns gross, zueckten das Baerenspray und warten ab was passiert. Primero entschied nach einiger Zeit sein Essen an anderer Stelle abzufassen und trotte am augenscheinlich selbstgewaehlten Zeitpunkt von dannen. Wir waren tief beeindruckt und der Schreck von dieser ersten, wirklich sehr nahen Begegnung steckte uns noch lange in den Knochen.
Mittlerweile haben wir schon ein paar mehr Baeren gesehen. Gelegentlich stoppen wir ein Auto um uns eskortieren zu lassen. Aber eher passiert es, dass wir den Baeren oder die Baerin erst im letzten Moment bemerken und schnell an ihm oder ihr vorbei brettern. Dann unterbricht das Tierchen auch mal sein Grasen und springt verschreckt ins Unterholz. Aber diese Begegnungen sind selten.
Grundsaetzlich muessen wir sagen, dass diese Tiere wirklich stattlicher Natur sein koennen. Dick und kraeftig und auch nicht immer schwarz, sind wir jedes Mal aufs Neue beeindruckt.

Bald ist auch mal wieder ein Ruhetag faellig. Am noerdlichen Teil des Dease Lakes verbringen wir ein paar ruhige Stunden. Hardy versucht sich ein weiteres Mal in seiner neuen Lieblingsbeschaeftigung, hat keinen Erfolg und klagt spaeter ueber die Gruende. Er schiebt es unter anderem auf seine Planlosigkeit bezueglich des Fischens. Ich glaube, er hat einfach kein Talent…
Zudem muss er leider sein Fahrrad reparieren. Der neue Reifen am Hinterrad hat auf den letzten 20 km eine Beule bekommen und kann nur noch entsorgt werden. Der alte Vorderradmantel wird nach hinten verlegt und vorne ein neuer Mantel mit einem Profil fuer Schotterstrassen aufgezogen. Ein Glueck haben wir Ersatz dabei! Auch ein paar Naehte unseres Zeltes werden von mir nachsilikoniert.
Es ist schoen, mal wieder nicht den ganzen Tag zu radeln, aber zum Ausruhen kommen wir nicht wirklich, es gibt immer so viel zu erleben bzw. mit den anderen kommunikationsfreudigen Mitmenschen zu besprechen…

An den folgenden zwei Tage ist es sonnig, dann holt uns das fuer den Cassier Hwy bekannte schlechte Wetter ein ein. Kurz nach dem Aufbrechen von Kinaskan Lake, auf dessen angrenzenden Campground wir kostenlos uebernachten konnten (das duerfen dort alle Radler!), faengt es an zu schiffen. Fuer drei Tage kaempfen wir uns durch die Fluten. Fluchen hilft nichts, haben wir gelernt. So wird unsere Regenkleidung bestens erprobt. Ist aussen alles pitsche nass geregnet koennen wir am Ende des Tages unsere Kleidung unter der regendichten Schicht ebenfalls auswringen. Wir versuchen das beste daraus zu machen und stoppen bei jeder Gelegenheit, um bei einem Kaffee wenigstens ein bisschen zu trocknen.
Zu erwaehnen ist hierbei die Station Bell II. Hier wird im Winter Heliskiing praktiziert. Eine Firma mit ausgedehnter Helikopterstaffel bietet auf einen Gebiet der Groesse der Schweiz fuer gut betuchte Urlauber das Skierlebnis der besonderen Art an. Helikopter ersetzen Skilifte und erlauben so sicherlich nicht nur von den Skiern aus berauschende Rundblicke.
Muss denn das alles sein?? Man denke an den oekoligischen Fussabdruck! Doch wie ist unsere Reise diesbezueglich einzuordnen? Wieviele Heliskireisen waeren wohl unsere Transatlantikfluege? Oft reden wir ueber das fuer und wieder. Zumindest sind wir uns sicher, dass das Radfahren fuer uns und sicherlich fuer viele andere die richtig gute Art zu reisen ist.

Auf Regen folgt Sonnenschein, das wissen wir inzwischen und dieser Leitspruch ist unsere Motivitation. Ebenfalls hoch motivierend sind so einige Eintragungen in unserer Karte. So fahren wir ganze 45 km im Supertempo bis zur Meziadin Junction (Junction Steward-Cassier-Hwy) im besten Wissen, dass dort eine geheizte Tankstelle mit frischgebruehtem Kaffee auf uns wartet.
Die Tankstelle ist schon lange zu, an Service in irgendeiner Art und Weise ist nicht zu denken…
Dafuer treffen wir hier Jean-Luc, der an der Kreuzung das Bear River Interpretive Center in einer alten Blockhuette in ehrenamtlicher Arbeit betreibt. Dort gibt es Infos ueber Baeren in Huelle und Fuelle und auch ein ausgedehntes Schwaetzchen mit Jean-Luc. Er empfiehlt uns einen Besuch der Antarktis, wo er oft als Touristenfuehrer arbeitet. Steht nun auf unserer Liste…

Wir sind getrocknet und sogar die Sonne schafft es zumindest die dicksten Regenwolken zu vertreiben. Wir radeln noch ein Stueck auf der nun Steward Hwy genannten Strasse. Die Berge um uns herum werden hoeher, die Luft kaelter, durch den Dunst ist die Naehe der Gletscher zu erahnen.
Am naehsten Tag bekommen wir den gewaltigen Bear-Glacier zu Gesicht. Von den Bergen hinab frass er sich einst direkt bis zur Strasse, die ueber ihm gebaut wurde. Als diese vor einigen Jahren erneuert wurde, sprengten sie den Gletscher aus dem Weg. Wir sehen, dass er recht weit zurueckgegangen bzw. geschmolzen ist. Schade! Es ist mein erster Gletscher und ich bin sehr beeindruckt von den riesigen Eismassen, die sich uebereinander zu schieben scheinen. Teilweise leuchtet das Eis hellblau.
Wir geniessen die Strecke nach Steward, diese zaehlt zu den wildesten und landschaftlich schoensten Abschnitten in BC. Dem koennen wir nur zustimmen! In dem kleinen Ort Steward, der am Ende des Portland Kanals liegt, dem viert groessten Fjord auf der Welt, leben 550 Menschen. Wir sind begeistert durch die alte Hauptstrasse zu schlendern, die Holzhaeuschen anzuschauen und wieder in einem Supermarkt einkaufen zu koennen. In Steward befindet sich der noerdlichste eisfreie Hafen Canadas, auf dem heutzutage nur noch Holz verladen wird. Dieser hat, wie das ehemalige Bergbauzentrum auch, schon bessere Tage gesehen. Alles wirkt ein wenig verlassen und herunter gekommen. Die moderne Einnahmequelle scheint der Tourismus zu sein, wir hoeren jedoch, dass er in diesem Jahr einbricht.

Wir bauen unser Zelt auf dem oertlichen Campingplatz auf und quatschen abend lange mit unserer Zeltnachbarin aus der Gegend um Stuttgart. Hardy hatte gehoert, dass an diesem Abend in Hyder, Stewards Zwillingsort auf alaskanischem Gebiet, ein Charaoke-Abend stattfindet und will unbedingt hinfahren. Nach einer Weile hat er mich weichgekocht und wir schwingen uns gegen null Uhr auf die Rader, um im 3 km entfernten Hyder ein Bierchen zu trinken. Kaum sind wir wieder in Alaska, wird die Strasse zunehmend schlechter, ein Schlagloch reiht sich an das andere, was sich besonders im Dunkeln gut macht. Hardy findet es spannend nachts fast ohne Beleuchtung in voellig unbekanntes Terain zu fahren, ich finde es aetzend.
Wir finden schnell die Bar, eines der wenigen Haeuser, in denen Licht brennt und sind erstaunt, dass der Pub fast leer ist. Was ist denn hier los? Es ist fast Mitternacht, sind wir zu spaet? Am Tresen haengen ein paar alte Maenner mit Bart und langen Haaren und Lederjacken ab, an einem Tisch sitzen sechs juengere Leute, Charaoke singt niemand. Wir trinken unser Bier und fahren zurueck. Zwar wollten auch wir nicht singen, hatten uns aber auf ein bisschen Partystimmung, weniger Totentanz, gefreut.

Am folgenden Tag haben wir frei, tja, was machen wir wohl an einem freien Tag? Radeln… ohne Gepaeck geht es wieder rueber ueber die Grenze ins nahe Hyder, der kleinen alaskanischen Enklave. In der Geisterstadt kann man nur einer Schotterstrasse folgen, die sich 40 km hinauf auf den Salmon Gletscher windet.
Schnell kommen wir zur Fischtreppe, einer Plattform, auf der Touris geschuetzt von einem Holzzaun die Baren beim Lachsfangen beobachten koennen. Wir sparen uns den Eintritt von satten 5$ pro Person und linsen um die Ecke, tatsaechlich koennen wir kurz eine Schwarzbaerin mit einem ganz kleinen Jungen sehen. Eine Weile unterhalten wir uns mit Erich, dem neuen jungen Ranger vor Ort. Er berichtet, dass sich aufgrund des schlechten Sommers die Lachse verspaetet haben und alle, besonders die hungrigen Baeren, auf ihre Ankunft warten.
Dann geht es fuer uns immer weiter, vorbei an kleinen und grossen Fluessen und Seen, von denen eine kalte Brise herueber weht. Die Strasse ist loechrig und etwas schlammig.
Mit dem Wetter haben wir Glueck, es regnet nicht und teilweise schaut die Sonne heraus.
Die Steigung nimmt zu, noch eine Kurve und noch eine, jeder von uns faehrt sein/ihr eigenes Tempo. Hardy haelt oefters der Fotos wegen an, ich versuche langsam Tritt fuer Tritt hoch zu kurbeln. So ohne Gepaeck faehrt es sich zwar auch anstrengend, aber wir kommen gut voran. Dabei koennen wir die Aussichten auf den nahenden riesigen Salmon Gletscher geniessen. Lange schiebt er sich ins Tal hinab, das Eis leuchtet hellblau. Wir sehen grosse Spalten und Eistuerme. Es ist wahnsinnig faszinierend!
Endlich ist eine Ende in Sicht und wir erreichen nach 40 km und in den letzten 20 km 900 zurueckgelegte Hoehenmeter die Aussichtsplattform. Dies wird auch Zeit, denn die Schlechtwetterfront hat uns eingeholt, es beginnt sofort zu regnen, dichte Wolken und Nebel versperren uns jegliche Sicht…
Wir fluechten ins Klohaeuschen und verharren dort. Ein verschrobener, sehr freundlicher Postkarten- und Filmeverkaeufer leiht uns eine Bettdecke. Diese riecht genauso angenehm wie der Ort selbst…aber sie waermt. Wir essen Mittag und trinken warmen Kaffee aus der mitgebrachten Thermoskanne.
Wegen des dichten Nebels versuchen wir zunaechst zurueck zu trampen, haben aber keinen Erfolg. Wir haetten auf der Ladeflaeche eines Pick Ups mitfahren koennen. Jedoch denken wir, dass wir auf der Ladeflaeche zu Eissaeulen erstarrt waeren und lehnen dankend ab.
Also ziehen wir uns wetterfester an und wagen die neblige Abfahrt. Die weisse Wand versperrt uns die Sicht, so dass wir viel bremsend langsam den Berg hinunter rollen. Teilweise koennen wir die Strasse schon 30 m vor uns nicht mehr sehen.
Hardy faehrt schneller als ich, wir verabreden, dass er alle 5 km auch mich wartet, nur fuer den Fall, dass doch mal etwas passieren sollte. Warten ist nicht seine Leidenschaft, aber da muss er nunmal durch, wenn er mit mir faehrt.
Nach und nach legen sich Nebel sowie Regen und es macht auch mir Spass down hill hinunter zu sausen, mit dauernd angezogenen Bremsen versteht sich!

Am Fusse der Berge ist uns so warm, dass wir anhalten und die Daunenjacken wieder ausziehen, es regnet auch nicht mehr. In Hyder angekommen, goennen wir uns ein Bier. Wir landen im Glacier Inn, hier ist es Tradition einen Ein-Dollarschein an die Tapete zu heften, fuer den Fall, dass man mal pleite zurueck kommt und einen Drink braucht. Waende und Decken sind voller Geldscheine.
Hyder, das ist eine ganz merkwuerdige Kleinstadt, nein Siedlung eher. Es leben 70 Leute dort, viele neue Holzhaeuser stehen neben alten, die, sowie diverse Autos, verfallen sind und vor sich hin gammeln. Der Ort macht auf uns einen trostlosen und schmuddeligen Eindruck. Das fuer uns Unglaublichste ist, dass die Menschen all ihren Muell einfach auf die Muellkippe werfen und es kein Muellsystem gibt. Alles wird auf den Haufen geworfen und angezuendet. Da Hyder mitten in den Bergen, mitten im Wald liegt, zieht dieses Verhalten die Baeren an, welche mit Besen weggescheucht werden. Letzteres haben wir nicht gesehen, aber von Jean-Luc gehoert. Die Leute in Hyder werben dann mit ihren Baeren…
Was wir aber nach unserem Bierchen auf der Schlenderfahrt durch Hyder gesehen haben, war ein grosser Schwarzbaer, der ganz in Ruhe in Mitten einer Haeuserluecke in Hyder stand, im Boden gewuehlt und gefressen hat. Wir haben, voellig verdattert, denn mit sowas hatten wir nicht gerechnet, die Strassenseite gewechselt und sind, uns gegenseitig anschauend, langsam weiter gefahren. Leider waren wir zu erschrocken und auf das richtige Verhalten bedacht, dass wir nicht angehalten und ein Foto gemacht haben.
Abends sind doch sehr erschoepft, eine Gletscher Beradlung am Nachmittag hinterlaesst auch bei uns Spuren. Wir sind beide dennoch ueberrascht, ueber unsere gute Kondition. Einen weiteren Tag goennen wir uns in Steward, ohne jegliche sportliche Aktivitaet.

Wir folgen dem Cassier Hwy 150 km und beschliessen an der Cranberry Junction uns auf ein neues Abenteuer einzulassen, das uns am Tag zuvor von zwei anderen Reiseradlern empfohlen wurde. Wir folgen einer insgesamt 50 km langen Schotterstrasse und wollen so auf einem anderen Weg Terrace erreichen. Wir koennen ehrlich sagen, dass jener der absolut schlechteste Strassenbelag auf unserer gesamten Reise ist. Wir quaelen uns durch Schotter und ueber groessere Steine, kommen recht langsam voran und werden total eingestaubt. Nach nicht enden wollenden 40 km erreichen wir zum Glueck die Recreation Site an einem wunderschoenen See. Wir sowie unsere Klamotten benoetigen dringend ein Bad! Abends geniessen wir erschoepft die Ruhe und wunderschoene Abendstimmung am Wasser. Natuerlich wir zur Belustigung des Seegetiers wieder gefischt.

Nach nur 10 km erreichen wir Asphalt und kommen bald nach New Aiyansh. Wir hoeren, dass viele einheimische Menschen (first nation people wird hier oftmals gesagt) in BC in Reservaten leben. Verlassen sie diese, verlieren sie auch ihre Rechte und Privilegien, wie z.B. Geld oder ein Haus vom Staat zu erhalten.
New Aiyansh ist ein sehr schoener kleiner Ort, wir verbringen hier unsere Mittagspause und bestaunen die Totempfaehle. Beim Verlassen stossen wir auf Schilder, die das Trampen ausdruecklich verbieten, auf grossen Schildern ist eine junge Frau mit Engelsfluegeln gemalt, drunter steht: „Is it worth the risk?“ Wir hoeren von einem Serienmoerder und das hier in der Gegend viele junge, insbesondere einheimische Frauen verschwunden sind. Nach wie vor ist dieser nicht gefasst und das Trampen wurde per Gesetz verboten. Der Cassier Hwy wird auch Hwy of Tears genannt.

Wir fahren durch ein Gebiet, in dem vor 250 Jahren ein Vulkan ausgebrochen ist und koennen links und rechts der Strasse lange Zeit Reste der geflossenen Lava bestaunen. Teilweise wachsen bereits Moose und Flechten auf den Lavasteinen. Hardy begutachtet den Verlauf der Sukzession.

In Terrace koennen wir bei Mary und Dave (warmshowers) wohnen. Die beiden sind super nette und liebenswerte Menschen, sie haben auch einen Hund und eine Katze. Neben der tollen Gesellschaft, den interessanten Gespraechen und auch den genialen Spagetti Bolognese geniessen wir eine heisse Dusche und koennen unsere Kleidung waschen. Diese hat es nach dem regnerischen und matschigem Cassier Hwy bitter noetig. Mary ist in Rente, Dave arbeitet als Fluglotze. Beide sind begeisterte Sportler, nehmen an Triatlon-Wettkaempfen teil und teilen unsere Leidenschaft fuer Outdoorequipement. Wir fachsimpeln.
Ein besonderer Hoehepunkt ist es im Wohnmobil der beiden zu schlafen. Sie haben eine alte Variante der Wohneinheiten, die auf die Ladeflaeche eines Pick Ups gehoben werden. Wir hatten in den vergangenen Wochen darueber geredet, dass wir dies mal ausprobieren wollten. Dave schliesst uns sogar die Elektrik und warmes Wasser an. Wir bestaunen den Innenraum, sehen uns alles ganz genau an und sind begeistert! Vieleicht legen wir uns einmal, irgendwann, auch so ein Gefaehrt zu. Naja, natuerlich nur mit zwei Raedern. Sehr gluecklich schlafen wir im gemuetlichen Bett ein.

Uns faellt die Verabschiedung von den beiden sehr schwer, aber die Strasse ruft. Noch 150 km liegen vor uns, dann haben wir die Etappe Cassier Hwy geschafft und erreichen Prince Rupert! Diese teilen wir in zwei Abschnitte. Wir treten in die Pedalen, um Kilometer zu machen, denn es ist windig, der Verkehr ist ueppig und es gibt nur einen schmalen Seitenstreifen. Dazu kommen Baustellen, die sich aneinander reihen. War die alte Strasse schon gut, wird ein noch besserer Belag darueber gebaut. Eine Bauarbeiterin erzaehlt uns, dass dies eigentlich quatsch, jedoch eine politische Entscheidung sei. Es stehen Wahlen an und die Politiker versuchen auf diese Weise die Menschen zufrieden zu stellen. Insgesamt werden in diesem und im letzten Jahr Millionen fuer den Strassenbau ausgegeben. Zumindest wir profitieren von dem tollen Asphalt.
Die Strecke Terrace – Prinze Rupert wird uns als herausragend beschrieben. Wir sind leider maessig beeindruckt. Waren das Autofahrer, die uns das erzaehlt haben oder haben wir bereits schon noch beeindruckenderes gesehen und die nur noch wunderschoenen Landschaften lassen uns nicht mehr aus dem Sattel springen? Auf jeden Fall sind es tolle Berge links und rechts der Strasse und der Fluss, welcher stark Gezeiten-beeinflusst ist, ist auch nicht ohne.

An diesem Abend lernt Hardy auf einem Parkplatz, auf dessen angrenzender Gruenflaeche wir zelten, Rayn und ihre Tochter Grace kennen. Beide leben in Calgary und wollen ihre Famile auf der Insel Haida Gwaii besuchen. Rayn sagt, sie war schon an so vielen Plaetzen dieser Erde, aber Haida Gwaii sei etwas ganz besonderes. Wir tauschen Adressen und Telefonnummern aus und sollen uns melden, falls wir auf die Insel kommen. Rayns Aussage macht uns nachdenklich und wir ueberlegen unsere Route ein wenig zu veraendern. Vielleicht nehmen wir nicht gleich die Faehre nach Vancouver Island, sondern machen einen Abstecher nach Haida Gwaii?
Auf den folgenden Kilometern ueberlegen wir hin und her. In Prince Rupert angekommen fahren wir sogleich zum Hafen, um den Fahrplan der verschiedenen Faehren zu erfragen. Wir denken ueber die uns noch aufgund unseres Visas verbleibenden Wochen in Canada und den USA nach, waegen ab und entscheiden uns schliesslich fuer Haida Gwaii, sind wir jetzt schon einmal hier. Wir sind ganz aufgeregt, schon am naechsten Tag wird es in der Fruehe losgehen!

Der Cassier Hwy wird von Hardy und mir in einer spaeteren Unterhaltung unterschiedlich bewertet. Fuer Hardy war dieser Abschnitt der bisher schoenste der ganzen Reise. Atemberaubende Gebirgslandschaften, Einsamkeit, die Notwendigkeit des Transports grosser Lebensmittelvorraete, das wilde Zelten und komische Kaeuze in kruden Geisterstaedtchen – es war so wie er es sich fuer Nordamerika erhofft hatte. Das Fischglueck haette besser sein koennen.
Fuer mich ist immer noch der Top of the World Hwy mit den endlosen weichen Huegeln die Nummer eins.

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Whitehorse bis Watson Lake (Yukon/Canada / Juli 2011)

Nun radeln wir also wieder auf dem guten alten Alaska Hwy. Oftmals werden wir von Trucks und ebenso vielen RVs ueberberholt, wir stellen fest, dass die Fahrer fast immer freundich winken und einen grossen Bogen um uns machen. Trotzdem setzen wir die Helme auf, ist diese Strasse doch die am meisten befahrenste ganz Alaskas und Kanadas. Sie wurde waehrend des zweiten Weltkrieges als Reaktion auf die Invasion japanischer Truppen auf alaskanischem Boden in einem gewaltigem Kraftakt gebaut. Bis dato gab es zwischen den „lower 48th“ und Alaska noch keine Strassenverbindung. Im ersten Jahr wurde eine Schneise durch die Waelder Alaskas und Kanadas geschlagen und eine allwettertaugliche Schotterpiste errichtet, im zweitem Jahr wurde diese dann „asphaltiert“.
Wir fahren auf jener legendaeren Strasse und geniessen die diesmal wirklich gute Aussicht. Sanfte Huegel bei strahlendem Sonnenschein lassen uns schwitzen und schneebedeckte Berge in weiter Ferne an kalte Cola und Eis denken.
Viele Lokalitaeten gibt es auf dem Abschnitt jedoch nicht mehr. Einige der wenigen Tankstellen, Motels und Restaurants, eingezeichnet in unserer Karte oder dem Reisefuehrer sind laengst geschlossen. Wir erfahren, dass die Zeit des grossen Lieferverkehrs vorbei ist seit dem in Anchorage ein grosser Verladehafen gebaut wurde und die Waaren preisguenstiger ueber den Seeweg transportiert werden. Zudem duesen die Touristen in ihren fahrenden Haeusern lieber schnell zum naechsten Campground. Wir fragen uns des oefteren warum sie eigentlich ein rollendes Haus besitzen, um dann doch wieder auf dem Campingplatz die Reihenhaussiedlung nachzustellen? So rollen wir an verrammelten Bruchbuden vorbei und sind froh fuer den 430 km langen Weg nach Watson Lake genug zu Futtern eingepackt zu haben.

Unterwegs treffen wir Jack, der wohl als Radfahrer-Legende oder auch Dinosaurier auf Raedern auf dem Alcan (Alaska-Kanada-Hwy) gilt. Er ist etwas langsamer als wir, aber eine halben Tag voraus. So treffen wir ihn immer wieder. Eines Abens laed er uns in Rancheria zu einem Bier ein und wir erfahren viel darueber wie es frueher einmal auf dieser Strasse und in Alaska war. Er erlebt, so wie wir, die Freundlichkeit der Menschen, deren Gipfel sich unter anderem fuer uns in Muesliriegel darstellt. Ab und zu halten Leute an und schenken uns Wasser oder eben diese am liebsten klebrig suessen Koernerstangen. Dieser Service kam sogar einmal auf Bestellung.

In Johnsons Crossing, an einer kleinen Tankstelle mit angebautem Cafe essen wir unseren ersten Cinnamon Bun, eine suesse Spezialitaet dieser Gegend. Der Teig wird mit viel Zimt und auch Walnuessen zu einer Schnecke gerollt und dann, am besten noch Ofenfrisch mit Zuckerguss uebergossen serviert. Wir sind begeistert und geniessen den suesen Snack am Nachmittag. Wegen unser Sparmanie gibt es nur einen fuer uns zwei, spaeter aergern wir uns. Aber die Preise sind hier stolz, noch stolzer als in Alaska; ein Bier kostet gerne sechs Dollar und ein Toasbrot vier.

Einmal wird fuer kurze Zeit ein duerrer Wolf unser Wegbegleiter. Er sitzt auf einem Abhang ueber der Strasse und schaut zu uns herunter. Als Alena den Fotoapperat gezueckt hat, ist er leider schon wieder verschwunden. Er sah echt wild aus!

Nach sechs Tagen trudeln wir in Watson Lake ein. Als erstes besichtigen wir den beruehmten Schilderwald. Das Schilderaufstellen nahm seinen Anfang, als 1942 ein US-Soldat aufgrund seines Heimwehes das erste Holzschild mit Namen und Meilenangaben zu seiner Heimatstadt Danville in Illinois aufstellete. Heute sollen es bereits ueber 50.000 Schilder sein. Dem koennen wir nur zustimmen, finden wir sie in allen Farben, Formen und Materialien an diverse Pfaehle angebracht.

Nachdem wir endlich wieder in einem mittelgrossen Supermarkt einkaufen koennen, radeln wir zu unseren Gastgebern. Wir erleben Barry und Susan (warmshowers.org) als lustige,liebe und sehr hilfsbereite Menschen und fuehlen uns in ihrem Haus pudelwohl. Wir haben noch Zeit fuer eine Dusche, dann ist auch schon das Abendbrot fertig: es gibt Lasagne mit Cariboofleisch, geroestetem Brot und Salat. Barry bringt uns auch noch ein Bier an den Tisch. Gegessen wird im Wohnzimmer, jeder hat enen kleinen Beistelltisch vor sich, der Fernseher laueft und abwechselnd wird sich ueber das Programm und unsere Reise unterhalten. Wir geniessen das leckere Essen und das gemuetliche Beisammensein in vollen Zuegen.

Zusammen mit Susan besuchen wir einen guten Freund von ihr, um seinen tollen Garten anzuschauen. Er heisst auch Hardy, kommt auch aus Deutschland, hat auch mal an der TU Berlin studiert, interessiert sich auch fuer Pflanzen und hat auch Bienen! Hardy und Hardy verstehen sich super und fachsimpeln lange ueber verschiedenste Techniken der Bienenhaltung. Lange und ausfuehrlich zeigt uns Hardy seinen Garten und macht uns mit vielen einzelnen Pflanzen bekannt. Er folgt strikt den Anbaumethoden Rudeolf Steinars, ob es nun Hokuspokus ist oder nicht, bei ihm gedeihen die Pflanzen praechtig, wir bestaunen riesen Rhababer und Tomaten, auch Paprika und Blumenkohl wachsen zahlreich. Neben den Nutzpflanzen wandern wir durch einen kunstvoll angelegten Garten mit einer Wegesfuehrung, von zahlreichen Blumen gerahmt. Zum Abschied schenkt Hardy Susan einen grossen Kohl und wir bekommen einen grossen Plastikbaeren voller Honig! Dieser schmeckt wuerzig und sehr gut. Unser Honigbaerchen aus dem Supermarkt wandert in Susans Vorratsschrank. Nun tragen wir nur noch den Fireweed-Honig noch von vor Whitehorse und eben Hardys Honig mit uns herum. Kein Wunder, dass unsere Packtaschen so schwer sind.

Am folgenden Tag kommen wir erst mittags los. Wir verquatschen uns mit Susan. Sie zeigt Hardy einige Kniffe des Angelns, zusammen machen sie in der Einfahrt Trockenuebungen.

Im Sommer wohnt ein Freund aus Finnland von Barry und Susan bei ihnen. Er ist Biologe und beobachtet in den nahen Seen das Aufbrechen der Voegel in den Sueden. Von ihm bekommen wir ein Baerhorn geschenkt, das er nun nicht mehr braucht, da seine Arbeit in der baerenreichen Gegend rund um den Cassier Hwy beendet ist. Auch von ihm hoeren wir, dass wir wegen der vielen Baeren auf unserer folgenden Route vorsichtig seien sollen. Das werden wir. Wir sind sehr gespannt auf unser naechstes Abenteuer: der Cassier Hwy in der fuer uns zweiten Provinz Kanada Britisch Columbia…

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Dawson City bis Whitehorse (Yukon/Canada im Juli 2011)

Endlich verlassen wir langsam die Kleinstadt Dawson City auf dem Klondike Hwy. Zuvor hatten wir ausgiebig mit Anselm aus Muenchen gefruehstueckt. Anselm hatte eine Kanutour auf dem Yukon von Whitehorse bis Dawson gemacht und wurde unser Zeltnachbar. Mit kleinen Reisegeschichten hatten wir uns die Zeit waehrend des Nieselregens vertrieben. Nach einem Besuch der Library, bzw. des Internets vor Ort, und einem Einkauf im Supermarkt koennen wir endlich losrollen. Wie immer passiert dies erst am spaeten Nachmittag.

Das naechste Etappenziel heisst Whitehorse und ist ca. 550 km entfernt. Auf den ersten 20 km passieren wir Geroellhalden und grosse Kiesberge. Wir glauben, dass dies Hinterlassenschaften des modernen Goldrausches sind. Hier in der Gegend wird das Gold hauptsaechlich aus dem Felsen getrennt. Diese Methode nennt sich hardrock mining und ist vom konventionellem Goldwaschen, dem placer mining, zu unterscheiden. Riesige Raaben kraechzen uns zu. Die Landschaft wirkt verwuestet und hat hier nichts mehr von dem von London beschriebenen Flair. Vielleicht auch, da kein Schnee liegt und es stattdessen ueberall Fruehlingshaft blueht. Sowieso freuen wir uns ueber jede neue Blumenart, die wir am Wegesrand entdecken koennen. Das Fortschreiten unserer Reise wird durch den andauernden Wechsel der Vegetation untermalt. Stetig vorhanden ist das Fireweed. Es sticht durch seine leuchtend pinke Praesens immer ins Auge. Fireweed ist Alaskas Nationalblume. Wir denken nocheinmal zurueck an unsere Erlebnisse in Alaska, denken an die Baeren und Muecken und freuen uns nun Canada durchfahren zu koennen.
So richtig stellt sich bei Hardy das Canadafeeling aber noch nicht ein. Er weiss eigentlich auch nicht so richtig was er erwartet hat. Auf den ersten Kilometern sieht es natuerlich noch genauso aus wie in Alaska, gut, die Angaben auf den Verkehrtsschildern sind nun in Kilometern und am Strassenrand befinden sich nur noch alle zwei Kilometer Entfernungsangaben. Wir werden sehen welche Veraenderungen in Zukunft auszumachen sind.

Wir radeln nur 40 km bis zum naechsten Campingplatz an der Ecke Klondyke Hwy / Dempster Hwy. Von dort will Hardy unbedingt Richtung Norden reisen und ins 780 km entfernte Inuvik trampen. Hardy ist Feuer und Flamme ueber den Arctic Circle zu gelangen und die tolle Landschaft auf der Fahrt zu geniessen. Alenas Freude haellt sich in Grenzen, es zieht sie auf dem nun schoen aspaltierten Highway ‚gen Sueden.
Eigentlich wollten wir die Strecke mit den Raedern bewaeltigen, aber nach unseren Schlechtwetter- und Matscherfahrungen auf dem Taylor- bzw. Top of the World Hwy, haben wir nicht das Beduerfnis dies uns noch einmal so schnell anzutun. Der Weg nach Inuvik ist zudem einiges laenger als unsere letzte Bergetappe. Der Plan B ist, die Raeder sowie unnoetiges Gepaeck bei den Campingplatzbetreibern zu deponieren und nur mit den Rucksaecken in den hohen Norden zu reisen.
Unser Plan ist gut, die Realitaet sieht leider anders aus: Wir warten volle sechs Stunden in der prallen Sonne, 20 Autos passieren uns, aber niemand kann oder moechte uns mitnehmen. Die Naehe der abgestellten Bikes und das Wissen um die Moeglichkeit sofort weiterradeln zu koennen machen uns ganz wuschig. Wir brechen das Projek Inuvik ab und strampeln noch ein Weilchen in den anbrechenden Abend hinein. Irgendwie ist Trampen nicht unser Ding. An einem kleinen Fluss finden wir eine alte verlassene Cabin, bauen unser Zelt daneben auf und kochen auf dem alten Holzbettgestell in der Huette waehrend es draussen regnet.

Der Klondyke Hwy ist durchweg asphaltiert. Auf dem eher groeberen Belag rollt es sich jedoch erstaunlich gut. Wir kommen schnell vorwaerts und machen des oefteren an die 100 km pro Tag. Auffallend sind die vielen Hinweisschilder auf Elchherden, wir sehen leider keinen. Dafuer bekommen wir massenweise arktische Erdhoernchen zu Gesicht. Diese leben in Hoehlen an den Haegnen am Strassenrand und flitzen mit lautem Geschrei in ihre Behausungen wenn wir sie passieren. Dabei benutzen sie ausgetretene Pfade, welche auf den beschriebenen Haengen ein Geflecht aus Erdhoernchenautobahnen ergeben. Diese Tiere sind wirklich putzig.

Wir passieren eine Region, in der 1998 das Fox Lake Fire tobte. Bei diesem Waldbrand, der durch ein nicht geloeschtes Campingfeuer verursacht wurde, brannte ein gigantisch grosses Gebiet ab. Es wurde fast ein ganzes Jahr benoetigt, um das Feuer entgueltig zu loeschen. Auf einem 2 km langen Wanderpfad durch den abgebrannten Wald koennen wir die verkohlten Ueberreste der Baeume sowie die neu wachsende Vegetation bestaunen. Hier ist natuerlich das Fireweed als erste mit dabei. Diese Art der Pioniervegetation kann ueber Samen Jahrzehnte im Boden ueberdauern, um dann bei Vorhandensein von offenem Boden und sonnigen Standorten flaechendeckend zu spriessen. Der Pink-Kohlrabenschwarze-Kontrast ist zwar schoen anzusehen, wir sind beide aber sehr beruehrt und erschrocken von den kahlen und verkohlten Ueberresten der Pflanzen. Die Strasse fuehrt uns noch lange an den abgebrannten Haengen vorbei.

Am Wegesrand treffen wir auf das zweite „honey“ Schild an der Strasse waehrend unserer Reise und sind sehr gespannt. Wir wollen unbedingt Honig aus der Region direkt bei einem Imker kaufen. Beim ersten Schild in der Naehe von Fairbanks war leider niemand zu Hause.
Diesmal ist die Imkerin da! Sie und ihr Sohn sind gerade damit beschaeftigt zurechtgeschnittene Fischstreifen in den Raeucherofen zu haengen. Diese, wie auch ihren Honig, moechte sie am kommenden Donnerstag auf dem Fire Weed Market in Whitehorse verkaufen. Dort treffen wir sie spaeter auch wieder.
Wir sehen den beiden in Ruhe und mit viel Interesse zu. Hardy nutzt die Gelegenheit seinen Wissensdurst sowie Kommunikationsdrang ueber das Imkern zu stillen. Er darf sich auch die Beuten anschauen gehen. Sie werden hier mit Elektrozaun gegen Baeren gesichert. Leider hilft dieser nicht gegen das Einwandern der Varroramilbe und die Imkerin muss nun lernen auch mit dieser Art umzugehen.
Wir probieren verschiedene Honigsorten und entschliessen uns dazu ein Glas Fire Weed Honey mitzunehmen, begleitet uns diese Pflanze schon seit vielen Kilometern. Leider ist die Imkerin in Eile, so kommt kein richtiges Gespraech in Gange, zu Hardys Bedauern.
Alena ist ganz froh darueber, freut sie sich schon auf das Mittagessen am nahe gelegegen Fox Lake.

Die Sonne burnt, der grosse See liegt ruhig und klar vor uns, ein Mann putzt seinen eben zuvor gefangenen Fisch und Kinder spielen im Wasser. Heute gibt es fuer uns neben Peanutbutter und Honig auch eine Tomate auf die (labrige) Stulle. Was fuer ein Luxus, toll! Wir geniessen das Sitzen, Essen sowie den suessen Tee und muessen uns doch recht bald wieder aufraffen, da wir an diesem Aben ein festes Ziel vor Augen haben: den Lake Laberge. In Berlin in den Reisevorbereitungen hatte Alena so einiges ueber den Bau von einer Blockhuette am Ufer des Sees oder ueber eine Hundeschlittenfahrt im Winter auf diesem See gelesen, moechte sie ihn nun unbedingt in Natura sehen sowie Zeit dort verbringen.

Die 30 noch vor uns liegenden Kilometer wollen kein Ende nehmen. Dazu kommt eine lange Baustelle. Wir fahren ueber Sand und Schotter und werden aufgrund der Trockenheit unangenehm eingestaubt.
Endlich erscheint am Strassenrand das langersehnte blaue Schild, auf dem der staatliche Campingplatz in 2 km Entfernung angezeigt wird. Unsere Freude ist gross, wir geniessen die folgende Abfahrt und finden schnell ein freies Plaetzchen oberhalb des Ufers. Es gibt eine Wasserpumpe und gehacktes Feuerholz liegt auch schon parat. Die Campingplaetze hier im Yukon sind einfach toll! Der Lake Laberge ist rauher und ursprueglicher als der Fox Lake. Das Ufer ist felsig und mit kleinen Bueschen, Moos und Bluemchen bewachsen, in ihm befinden sich einzelne Inseln. Alena ist begeistert von der Schoenheit des Sees und kann nicht genug Fotos vom See in den verschiedensten Abendstimmungen knipsen.
So lange wir noch vom Radeln aufgeheizt sind, versuchen wir ein Bad zu nehmen. Dies gestaltet sich als schwierig, denn der See ist eisekalt. Hardy waehlt die Hau-Ruck-Variante mit lauten ahh und ooh, Alena eher die Schritt fuer Schritt Badetechnik mit weniger Toenen, dafuer krampfartig verspanntem Oberkoerper.
Beide haben wir Erfolg und sitzen andaechtig nebeneinander am Feuer. Wir geniessen unser Abendbrot, Nudeln mit Tomatensausse und die wunderschoene Aussicht auf den See, als ploetzlich unser Wohnmobilnachbar, ein Deutscher, der eine dreiwoechige Canada-Rundreise unternimmt, mit zwei gekuehlten Bier im Arm rueberkommt. Er ist von unserer Tour begeistert und moechte etwas dazu beitragen. Wir freuen uns einen Kullerkeks und geniessen den immer besser werdenden Abend mit zwei Yukon Gold, eine Biersorte, die uns besonders gut schmeckt. Zudem geht die Sonne unter und verfaerbt den Himmel sowie die Wasseroberflaeche in wunderschoene Rot-Toene. Wir sind gluecklich hier zu sein.

Bevor wir am folgenden Tag auf den Highway zurueckkehren und unsere letzte Zwischenetappe bis nach Whitehorse antreten, statten wir der nahe gelegenden kleinen Mom’s Bakery einen Besuch ab. Wir treffen auf eine kleine aeltere Dame, die uns erzaehlt, dass die den Sommer ueber am Lake Laberge verbringt und im Winter nach Mexico pendelt. Was, Mexico? Haben wir da richtig gehoert? Wir erzaehlen ihr unsere Plaene und kommen ins Gespraech. Sie hat einige nuetzliche Tipps fuer uns und laed uns ein, sie im Winter zu besuchen. Wie schoen, unser erster Kontakt in der Ferne!

Als wir am fruehen Nachmittag in der Stadt Whitehorse eintrudeln, stuermen wir erstmal den Supermarkt. Seit langem ist dies ein riesiger seiner Variante und Alena ist beigeistert! Fuer das Picknick am Fluss kaufen wir Tomate und Cola. Hardy wartet draussen und trifft, zum ersten mal auf unserer Reise, auf unangenehme betrunkene Gestalten. Zudem lernt er aber auch eine Gruppe junger Mexicaner kennen, die ebenso mit dem Rad unterwegs sind. Der eine spricht sehr gut deutsch. Wir werden, heute zum zweiten Mal, nach Mexico eingeladen.
Am Ufer des Yukons befindet sich ein schmaler Parkstreifen, wir fletzen uns auf den Rasen und geniessen das Mittagesen.
Da kommen Chris und Adrian vorbeigeradelt! Sie sind schon seit drei Tagen in Whitehorse und wollen morgen weiter. Wir haben gehofft, aber nicht damit gerechnet, sie noch einmal zu treffen. Wir freuen uns ueber das Wiedersehen und Hardy wird etwas neidisch, als er hoert, dass sich Chris ein Angelset gekauft hat. Dies wird wohl eine Aufgabe fuer die kommenden Tage sein…

Whitehorse hat seinen Namen erhalten, da das Wasser des Yukons sich an den Stromschnellen so aufwirbeln soll, dass es wie die kraeuselnde Maehne eines Pferdes aussieht. Wir finden diese Namensgebung sehr schoen und halten vergebens Ausschau nach dem kraeuselnden Wasser. Leider sind wir zu spaet dran, denn noerdlich der Stadt wurde ein Damm gebaut. Die Stadt am Ufer des Yukons ist natuerlich schachbrettartig aufgebaut und ist voller quirligem Leben. Uns gefaellts endlich mal wieder urbanes Flair erleben zu koennen.
Auch Manfred und seinen Freund treffen wir wieder! Die beiden hatten wir in Dawson bei den Goldwasch-Meisterschaften kennengelernt. Wir berichten uns gegenseitig von dem bisher Erlebtem. Die beiden fliegen in zwei Tagen zurueck.

Wir wohnen bei Maegan, Chris und Ashley. Meagan hatten wir ebenso ueber das warmshower-Netzwerk gefunden, sie ist auch eine Radlerin. Wir sind von der WG begeistert, des oefteren werden wir an zu Hause erinnert. Auch hier gibt es eine Regal voller Alkoholika, kleine Streitigkeiten wer wann putzt und auch zwei Katzen, Minikitty und Eleonor. Wir verstehen uns super mit den dreien, kochen zusammen, trinken Eiskaffe und quatschen. Insgesamt bleiben wir drei Naechte bei ihnen. Mit Chris und Meagan treffen wir uns, um eine kleine Radtour zu einem nahe gelegenden Waldsee zu unternehmen und schwimmen zu gehen.
Wir verbringen so viel Zeit vor Chris Computer, um u.a. den Blog neuzugestalten, dass wir beide ziemlich genervt sind. Endlich schaffen wir es vor die Tuer! Zu Fuss erkunden wir die kleine Stadt, kaufen Postkarten und bummeln durch die Souvenirlaedchen. Der Klondyke II statten wir einen Besuch ab, einem alten Musuems-Holzschiff, das frueher Reisende und diverse Waaren den Yukon hinauf und hinunter bis nach Dawson City transportierte. Auch Hardy ersteht in diesen Tagen sein mini-Angelset und freut sich wie ein kleiner Junge.

Meagan stellt Ohrringe und vegane Backwaren fuer den Fire Weed Market her und ist den ganzen Morgen in der Kueche am Herumwirbeln. Wir helfen ihr den ganzen Kram mit den Raedern zu transportieren. Es regnet in Stroemen, wir bekommen einen Vorgeschmack fuer ein Wettenphaenomen, dass wir nach dem Denali Nationalpark gut verdraengt hatten und nun leider regelmaessig nach uns schauen wird.
Der Abschied, insbesondere von Meagan, faellt uns sehr schwer. Wir haben sie schnell in unser Herz geschlossen. Noch lange reden wir darueber, ob wir nicht noch ein paar Tage haetten bleiben sollen, um mehr Zeit miteinander zu verbringen. Nur wollen wir auch weiter und muessen wohl mit dieser Art des Abschiedschmerzes klarkommen. Das naechste Abenteuer ruft…

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Neue Fotos online

Hi,

viele Gruesse an alle aus Whitehorse. Wir sind hier in einer auesserst netten WG untergekommen. Vieles erinnert uns an zu Hause. Obwohl es schwer faellt wollen wir heute nach Watson Lake aufbrechen. Dort haben wir auch schon eine Unterkunft. Wir wuenschen euch das beste!

Alena und Hardy

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Fairbanks (Alaska/USA) bis Dawson City (Yukon/Canada)

Kurz nach Verlassen Fairbanks in Alaska (USA)  haben wir den Nordpol passiert. In North Pole, ca. 20 Meilen oestlich von Fairbanks wohnt der Weihnachtsmann. Hier ist alles festlich geschmueckt, sogar Mastleuchten sowie der Mast des McDonalds-Zeichens sind rot-weiss geringelt. Das Santa Clause House ist ein einziger grosser Weihnachtsbasar. Hier kann man fuer viel Geld allen erdenklichen Weihnachtskitsch erstehen. Hardy besorgt sich die kitschigste Postkarte, die er bekommen kann. Im Garten warten Santas Rentiere… und viele Touris mit ihren Fotoapperaten, uns eingeschlossen.

Uns erstaunt die staendige Praesenz von Millitaerfahrzeugen auf den Strassen, Menschen in Millitaerkluft in den Orten oder der wirklich riesigen Eielson Air Force Basis, die wir recht bald passieren. Anhalten sowie Fotos Knipsen ist ueber viele Meilen strengstens verboten. Kleine und grosse Kampfjets drehen mit ohrenbetaeubendem Laerm ueber unseren Koepfen ihre Runden und setzen zum Landeanflug an. Es ist interessant und erschreckend, diese grossen Flugzeuge aus naechster Naehe beobachten zu koennen.

Ansonsten gibt es nicht sehr viel ueber die Strecke zwischen Fairbanks und Delta Junction zu berichten. Tatsaechlich ist der Verlauf des Highways schon meilenweit im Voraus zu ueberblicken: Weite Strecken Schnurgeradeausfahrens ohne nennenswerte Steigungen oder Gefaelle; markante Blickpunkte am Wegesrand fehlen.

Von Mayo aus Chemnitz, unserem Host fuer eine Nacht, erfahren wir spaeter, dass z.B. Piloten aus Deutschland und Frankreich anreisen, um auf dieser Airforce Basis ausgebildet zu werden.
Mayo versucht hier mit Freunden ein kleines Business aufzubauen: Sie vermieten Cabins und Zimmer an Touristen und bieten Kanu- sowie Hundetouren an.
Er gibt uns einen Tip in Puncto Baerensicherheit, den er selbst von den Einheimischen hier bekommen hat: Wir sollen eine leere Coladose mit kleinen Steinen fuellen und diese schuetteln oder an unseren Raedern befestigen. Die Baren moegen ein solches Geraeusch nicht. Mayo war mit diesem Trick schon des oefteren in den Waeldern unterwegs und hat nicht einen Baeren getroffen.

Am folgenden Abend treffen wir Chris und Adrian wieder und teilen uns einen Platz auf einem der staatlichen Campingplaetze. Bei Regen machten wir es uns unter unserer Plane gemuetlich und kochten Nudeln mit Tomatensauce. Hardy uebernimmt den Bratmaxelpart und kreiert unser erstes Elchgulasch mit Zwiebeln. Das ist unglaublich lecker! Elchfleisch schmeckt ungeheuer wuerzug und ist nicht im Supermarkt zu erhalten. Wir bekamen es von Mayos Partner geschenkt.

In Delta Junction, einem kleinen Ort mit Buecherei und Supermarkt trennten sich unsere Wege, Chris und Adrian sind einfach schneller als wir. In der Buecherei geniessen wir eine Internetstunde (dort finden sich immer wieder Computer zur kostenlosen Benutzung).
Nun rollen wir auf dem Alaska Highway, dem offiziellen Anfang der Panamericana!

Auf die staendigen Wetterwechsel hier in Alaska muessen wir uns oftmals neu einstellen. Da heisst es Regenjacke und -Hose sowie -Gamaschen rausholen oder uns unter unsere Plane verkriechen. Hardy mag es ueberhaupt nicht im Regen zu radeln. So verbringen wir einen ganzen Tag im Zelt aufgrund von Dauerniederschlag mit Vorlesen und Schlafen. Wegen der Baerenssicherheit haengt unser Essen ca. 200 m weit weg im Baum. Das ist gemein, haben wir doch Hunger. Am spaeten Nachmittag, als der Regen nachlaesst, koennen wir uns aufraffen, um, in Regenkleidung verpackt, zu koecheln.

Nach Regen folgt Sonnenschein und so koennen wir unseren Weg nach Tok fortsetzen.
In Tok befindet sich der fuer uns letzte groessere Supermarkt bis Dawson City. Wir kaufen ein wie bekloppt, um spaeter mit Freude all die Kilos die Berge hoch zu schleppen. Ausserdem goennen wir uns einen Restaurantbesuch. Alena geniesst bei Fast Eddies diesmal einen besonders leckeren Burger mit Avokado und Sojasprossen, waehrend sich Hardy an der all-you-can-eat-Salatbar ueberfrisst. Wir koennen diese Sensation in der Kleinstadt nur empfehlen!

Wir kommen mit Tony ins Gespraech. Er kommt aus Phoenix und moechte so wie wir irgendwann an der Suedspitze Suedamerikas ankommen. Seinen Tag-genauen Reiseplan unterteilt in Varianten A, B und C hat er zum Glueck schon aufgegeben. Anfangs wollte er 150 Meien am Tag schaffen. Obwohl er flink und mit wenig Gepaeck unterwegs ist, muessen wir doch herzhaft gemeinsam mit ihm ueber dieses Ziel lachen. Er stellt sein Zelt auf dem nahen Campingplatz auf und laed uns ein, dort den Abend mit ihm zu verbringen. Dazu sowie zu heissen Duschen sagen wir nicht nein. Spaeter am Abend schaut noch Alexis mit einem Sixer Bier vorbei. Er moechte auch nach Suedamerika radeln, aber wird dies wohl nicht mit seinen beiden im Internet kennen gelernten Radelpartnern umsetzen wollen… wie sind gespannt wann und mit wem wir ihn wieder treffen werden.

Nach einer schnellen Fahrt treffen wir auf die Ecke Taylor Hwy / Alaska Hwy und biegen in den ersteren ein. Bereits eine saftige lange Steigung am Beginn der Strasse gibt einen Vorgeschmack auf die kommenden Tage. Der Taylor Hwy muendet nach der kanadischen Grenze in den Top of the World Hwy. Die Strecke ist wunderschoen, doch sehr anstrengend zu fahren. In den ersten beiden Tagen geniessen wir bei Sonnenschein die tollen Ausblicke und uebernachten am Fusse des Mount Fairplay (1600 m) auf einem Plateau in Mitten eines Meeres kleiner Bluemchen. Hier muessen wir unsere Lebensmittel aufgrund Baummangels erstmals einige hundert Meter weit entfernt abstellen. Abends kochen wir Reis mit Tomatensauce und muessen leider feststellen, dass wir nicht den schnell kochenden, sondern den Naturreis gekauft hatten. Viele hungrige Minuten vergehen, bis wir endlich unser Abendbrot bei herrlichem Abendrot hinunterschlingen koennen. Wir geniessen die Stille und den weiten Blick und sehen sogar schneebedeckte Begspitzen in weiter Ferne.

Der schoene asphaltierte Strassenbelag aendert sich bei Chicken, einem kleinen alten Goldgraeberort, der heutzutage eher touristisch genutzt wird, in eine matschige Lehmpiste. Die heran nahenden Regenwolken lassen ahnen, wie die folgenden Tage zu bewaeltigen sein werden…
Fuer 15 $ kann man in Chicken in einem vorgefertigtem Trog Gold waschen, das verkneifen wir uns. Statt dessen hatten wir schon auf einem oeffentlichen Claim mit Hilfe unseres Deckels und unseres Tellers unser Glueck versucht und sogar einige goldenschimmernde Stueckchen Etwas aus dem Baechlein geholt.
Eine weitere Atttraktion in Chicken ist eine alte haushohe Dredge (eine Maschine zum Goldbuddeln und -baggern). Wir verbringen viele Stunden im Ort, wie immer, wenn wir ein offenes Wlan-Netz finden. Lange unterhalten wir uns mit zwei Amerikanern. Er fuhr mit dem Rennrad von West nach Ost durch Amerika, sie folgte mit dem Caravan.

Chicken sollte 1902 Ptarmigan heissen, ein indianische Name. Nur wusste niemand, wie dieser korrekt geschrieben wurde. Obwohl, wie wir erfahren, es ein Name sein sollte, der nicht Quelle von Gelaechter werden wuerde, fiel die Wahl auf Chicken; es musste wohl ein Vogel sein.

Genauso wie sich der Strassenbelag verschlechtert, aendert sich auch das Wetter. Wir kaempfen uns auf der nun schlammigen Piste vorwaerts. Der Lehm ist wie Kleber unter unseren Reifen. Alenas Stimmung erreicht den vorlaeufigen Tiefpunkt. Wir geben bald auf und suchen lang nach einem geeigneten Schlafplatz.
Am folgenden Tag erreichen wir abends voellig erschoepft und verdreckt ein kleines Oertchen namens Boundary. Ach was sagen wir Oertchen, Siedlung ist auch schon zu viel gesagt. Wir treffen John und Brady in einer alten Bar. Des weiteren gibt es fuenf andere alte verwitterte Holzhaeuser. 1903 wurde die Haeuseransammlung gebaut, waerhrend des Goldrausches. Der spaetere Besitzer baute das Ganze zu einer Bar und einem Souvenierladen um, drehte jedoch durch und machte vieles kaputt. So konnten wir uns anhand von alten Einschussloechern in der Kueche von den damaligen Ereignissen ueberzeugen. Im Souvenierladen gibt es z.B. noch alte Postkarten und Kalender, Ohrringe und Schnapsglaeser zu bestaunen. Das ganze Areal gleicht einer Geisterstadt, die nun von John und Brady durchstoebert wird. Der Onkel von Brady hat das Gelaende gekauft. Mit zwei Claims ist er eher im Goldgraeberbusiness taetig, was anscheinend ganz gut laeuft. Er zeigt uns mit einer Pfanne die richtige Technik und meint, bei ihm gehe es Tag zu Tag besser. Auch hat er Goldklumpen im Wert von 5000 $ in der Hand. Boundary will er vielleicht im naechsten Jahr wieder auferstehen lassen. So lange sind Brady und John die Jungs fuer alles, geben den Touris Kaffe und zeigen ihnen die alten Geraetschaften rund um die Huetten. Anscheinend duerfen sie nicht mit zum Goldsuchen gehen. Sie bezeichnen sich zwar als Goldminer, wir treffen sie jedoch meistens in der Kueche beim Kochen an und werden mit Reis und Steak und zum Fruehstueck mit Pancakes, Saussage und Bacon verwoehnt. Da die nahe Grenze schon um 18 h schliesst, hatten wir uns entschieden den Abend in Boundary zu verbringen.
Am naechsten Morgen faellt es uns schwer Boundary und die lieben Jungs zu verlassen, haben wir die gemuetliche und aeusserst freundliche Atmosphaere genossen, hier auf dem letzten Fleckchen Alaska vor der Grenze zu Kanada.

Unser Weg fuehrt uns steil ansteigend weiter zum Grenzposten. Hier treffen wir auf eine strikte, aber ganz freundliche Beamtin, mit der wir ein kleines Interview fuehren muessen. Wir erhalten sechs Monate Kanada-Aufenthalt. Dies ist unser zweites Land, unser zweiter Stempel im Pass. Wir freuen uns sehr!

Nun geht es auf dem Top of the World Hwy im sanften auf- und ab weiter. Wir erfuellen uns damit einen weiteren lang ersehnten Traum. Zwar haben wir keine Blicke auf schneebedeckte Berge, doch sind wir bestaendig auf dem Kamm und sehen weite Huegellandschaften. Das Wetter laesst sich nicht lumpen und spendet uns Temperaturen bis ueber 30 Grad. Wir beschliessen in den Bergen zu campieren und finden eine einsame exponierte Stelle mit einem Felsen zum Klettern sowie einer Vorrichtung zum Aufhaengen unserer Lebensmittel. Wir erklimmen den Felsen und geniessen den 360 Grad Blick. Der Top of the World macht seinem Namen alle Ehre und Alena bemerkt: „Berge, Berge vor uns, hinter uns, rechts und links, die nehmen ja gar kein Ende!“
An diesem Abend treffen wir Ron und seine Familie, die uns von den zu erwartenden Canada-Day-Festivitaeten in Dawson City berichten. Wir verabreden uns und sollen sie spaeter wieder treffen.

Kurz vor Dawson City, nach einer langen steilen Abfahrt, sehen wir das Yukontal durch die Baeume blitzen. Dieser Fluss, der lange die Hauptverkehrsader ins noerdliche Alaska sowie ins kanadische Hinterland darstellte, liegt nun greifbar nahe vor uns. Lange stehen wir fassungslos an der Strassenbegrenzung und koennen uns diesem atemberaubenden Anblickes nicht entziehen. Damit erfuellt sich auch ein Traum Alenas. Wir hatten im Vorfeld viele Buecher ueber Flos- und Bootstouren auf dem Yukon gelesen.
Eine oeffentliche kostenlose Faehre bringt uns ueber den schnell stroemenden Fluss und schwups stehen wir in Mitten Dawson Citys. Sofort denken wir an Alaska-Kid, einer der Romanfiguren Jack Londons, dessen Werke wir uns gerade abends gegenseitig vorlesen. Die Atmosphaere wirkt tatsaechlich ein bisschen wie wir sie uns vorgestellt haben, die Strassen sind geschottert und mit hoelzernen Gehsteigen eingefasst. Im Ort verteilt finden sich noch Gebaeude aus Dawsons Gruenderzeit um die Jahrhundertwende. Auf dem innerstaedtischen Campingplatz treffen wir Christoph, einen Reiserennradler, den wir bereits einen Tag zuvor in den Bergen kennengelernt haben. Wir koennen auf seinem Campingplaetzchen mitzelten. Christoph reist mit einem 8 kg Rennrad plus 10 Kilo Gepaeck und meint, dass er ein Cycling Adventure und wir ein Adventure Cycling machen wuerden. Er lebt noerdlich von San Francicsco und laed uns ein, ihn bei Zeiten zu besuchen.

Als wir waschen und duschen wollen, kommt ploetzlich Adrian angeradelt. Er hatte so ein Gefuehll uns in der Stadt zu treffen. Wir verabreden uns fuer eine abendliche Sause. Wir landen im Casino, dem aeltesten Casino in ganz Canada. Sehr interessiert lassen wir uns von Chris und Adrian die Regeln des Black Jacks und Rouletttes erklaeren und beobachten, wie hundert Dollar Chips schnell in die Schubladen der Bankiers wandern koennen. Alles in allem findet Hardy das Ambiente unglaublich aufregend (Alena eher weniger). Leider ist die Schliesszeit bereits um 2 Uhr und auch in den anderen Bars gibt es nichts mehr zu erstehen. Wir wanken zu den Zelten.

Am 1.Juli, dem Canada Day, treffen wir Ron bei der Gold-Wasch-Meisterschaft wieder. Er macht uns mit dem deutschen und oestereichischen Teilnehmer bekannt und nimmt selbst in der Chechakoo (Gruenschnabel) Liga teil. Im Nachhinein aergert sich Hardy es nicht ebenso versucht zu haben. So sind wir nur Zuschauer und feuern Ron an, als er eifrig die Pfanne in einem der grossen Waschtroege schwingt, um ca. drei winzige Goldstueckchen zu waschen.

In Dawson treffen wir auch Erich und seine Familie. Erich ist ein Couch Surfer, dessen Haus leider offensichtlich schon voll ist. Wir werden zu einem Abendessen eingeladen und erleben eine unglaublich herzliche und offene deutsch-spanisch-englisch sprechende Familie und lernen in einem Schwung 15 neue Menschen kennen. Wir werden nach Venezuela eingeladen, dort verbringen sie des oefteren den Winter.

Natuerlich besuchen wir die Cabin Jack Londons und relaxen auf einem Campingplatz auf der Westseite des Yukons. Wir pflegen mal wieder unsere Raeder. Nur schwer koennen wir uns nach einigen Tagen aus der gewohnten Umgebung wieder hinaus in bestaendig wechselnde Orte auf die Reise begeben. Mit dem Besuch Dawson Citys geht eine Zeit voller Eindruecke aus alter und neuer Zeit rund um den alten und aktuellen Goldrausch dem Ende entgegen.

Posted in Allgemein, USA (Alaska)

Dawson City

Mittlerweile sind wir in der ehemaligen Goldgraeberstadt Dawson City angekommen. Lebten hier einst 30000 Personen, so hat die Stadt heute nur noch 1500 Einwohner. Das alte Flair konnte aber teilweise erhalten werden. Die Strassen sind nicht asphaltiert und mit hoelzernen Gehsteigen eingefasst.

Wir haben hier ein paar entspannte Tage nach unseren Ritt ueber den Taylor Hwy und Top of the World Hwy verbracht und den Schlamm von uns und den Bikes abgewaschen.

Heute machen wir uns wieder aus dem Staub und haben beschlossen uns auf dem Weg nach Inuvik zu machen. Dann gehts weiter bis nach Whitehorse. Dort hoffen wir Fotos und einen weiteren Bericht veroeffentlichen zu koennen. Bis bald.

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Anchorage – Fairbanks

Endlich in Fairbanks! Elf Tage nach unserer Abfahrt in Anchorage und 679 km spaeter sind wir in unserer zweiten groesseren Stadt auf unserer Alaska-Reise angekommen. Fairbanks ist eine typische alaskanische Stadt. In der Innenstadt und auch sonst haben wir immer das Gefuehl am Herausfahren zu sein. Fairbanks besitzt 40.000 Einwohner. Die Haeuser sind klein, die Stadt ist weitlaeufig und hat einen industriellen Charakter.

Wir sind heute bei Jennifer, unserer zweiten warmshower-host untergekommen. Bisher sind wir von dem warmshoer.org-Netzwerk begeistert. Es hat prima geklappt Leute ausfindig zu machen, bei denen wir uebernachten koennen. Jennifer lebt mit ihrem Mann Rod in einem echten Blockhaus, welches Rod vor vielen Jahren selbst erbaut hatte. Das Innere des grossen Hauses besteht aus einem riesigen Zimmer, indem sie arbeiten, kochen essen und schlafen. Es ist unheimlich gemuetlich und sehr grosszuegig gebaut. Wir schlafen im Keller, im ehemaligen Kinderzimmer, welches ebenso, wie alle anderen Raeume als Fahrrad-Teilelager genutzt wird. Jen und Rod sind Sportfreaks. Wir trafen sie auf dem Weg nach Fairbanks mit ihren Rennraedern. Wir geniessen den Abend mit den beiden sehr, geben sie uns doch viele Informationen ueber Alaska und seine Berge und nehmen uns mit zum grossen Midnight Run in der Stadt, der anlaesslich der Sommersonnenwende stattfindet.

Am naechsten Tag in Fairbanks zelten wir auf einem der billigen staatlichen Campingplaetze naeher am Stadtzentrum.
Diese funktionieren so: Beim Betreten nimmt man sich einen Briefumschlag, auf dem man Informationen ueber sich selbst eintraegt und den entsprechenden Preis bezahlt (10-15$). Dann klemmt man einen Teil des Umschlags auf den ausgewaehlten Campingplatz (diese sind gross und besitzen immer einen Tisch mit zwei Baenken). Den Briefumschlag mit dem Geld wirft man in den vorgesehenen Briefkasten. Meistens gibt es Camping-hosts, die im Laufe des Abends vorbeischauen und auf ein Schwaetzchen bleiben. Generell kann man sagen, dass das Schwaetzchenhalten von insbesondere Hardy gerne und exessiv bei jeder Gelegenheit ausgelebt wird. Die Leute interessieren unsere Reiseplaene sehr, viele waren schon in Deutschland und sind ueber unsere Verbindung von Ost und West begeistert.

In Fairbanks verbringen wir einen lustigen Tag, dass Midnightsun Festival ist im vollen Gange. Hier gibt es vor allem Fressbuden, Verkaufsstaende und vier Buehnen, auf denen u.a. schwungvolle Countrymusik laeuft. Wir geniessen es viele Menschen beobachten zu koennen. Auffallend ist der Konsum von Popkorn in Tuetengroessen, die wir als XXXXL bezeichnen wuerden.
Wir treffen auf unsere Schweitzer Radelfreunde Adrian und Chris und verbringen mit ihnen und einer australischen Reisenden einen aeusserst feucht-froehlichen Abend, der in einem Irish Pub endet. Gegen 1.30 Uhr werden uns, wie auch allen anderen Gaesten, die halb vollen Glaeser aus den Haenden gerissen, den Ruf der letzten Runde vor einer Dreiviertelstunde hatten wir wohl ueberhoert. An diesem Abend realisieren wir wieder einmal das Glueck solch eine Reise unternehmen zu koennen und bisher ausschliesslich auf nette und lustige Menschen zu treffen.

Unsere Reise bis nach Fairbanks war ein Trip voller Strapazen und Unmengen grosser und kleiner Abendteuer. Wir sind so begeistert, ob der vielen Erlebnisse, so dass es uns schwer faellt, dies alles zusammenfassend dar zu stellen.

Waehrend sich Anchorage mit seinen Hochhaeusern und Industrievierteln uns zwar als amerikanische, aber dennoch als gewohnte Umgebung darstellt, so aendert sich unsere Umgebung bald nach verlassen der mehrspurigen Schnellstrasse, welche nach Osten aus der Stadt heraus fuehrt. Die Ausfahrt aus Anchorage gelingt uns leichter als gedacht. Schnell erkennen wir, dass es in Alaska nicht viele Moeglichkeiten des Routenverlaufes gibt, da nicht viele Strassen vorhanden sind. Mit denjenigen Strassen, die auf unserer Karte eingezeichnet sind, ist eigentlich auch schon fast alles dargestellt. Das Fahren auf der Autobahn gehoert eigendlich nicht zu unseren Hobbies. Neben Trucks mit mindestens einem Anhaenger, Caravans und Pickups mit Vierradradantrieb, welche die kleinsten Autos darzustellen scheinen, versuchen wir die Mindestgeschwindigkeit einzuhalten. Ein Helm ist unbedingt notwendig.

Apropo Caravans: Wir erkennen hier, dass es diese in den diversesten Formaten gibt. Die Spanne reicht von Pickups mit aufgesetzter und abnehmbarer Kuechen- und Schlafzimmereinheit, bishin zu Wohnmobilen im doppelten Reisebusformat und angehaengtem Grossfamilienauto. Dementsprechend grosszuegig sind die Campingplaetze ausgestattet. Wir erleben die Insassen dieser Haeuser auf Raedern bisher als auesserst nette und offene Menschen. Wir werden auf der Strasse grosszuegig umfahren, nicht selten gegruesst, abgelichtet und erhalten von ihnen Wasser, Donuts und hilfreiche Tipps.

Auf der Strasse erleben wir so manche nette Begegnungen. Einmal nach dem Befahren einer fuenf Kilometer langen Baustelle, an der unter anderem junge Frauen durch das Wenden eines Stopp/Go-Schildes ihrer Arbeit nachgehen, haelt uns ploetzlich eine Strassenbauarbeiterin zwei Lollies ins Gesicht. Unsere Freude ist riesengross! Bei Lollies schlaegt das Radlerherz gleich hoeher.

Alle finden unsere Reiseplaene besonders cool und awesome. Einer erklaert, dass cool und awesome die wohl am meisten genutzten amerikanischen Woerter seien. Wir koennen dies bestaetigen. Eigendlich moechten wir mit unseren Absichten nicht herumprahlen, nur ergibt sich ueber das Berichten und die anschliessende Unterhaltung doch immer wieder die ein oder andere wichtige Information fuer die Zukunft. Einmal treffen wir Bob und Mary mit ihrem diesmal ungewoehnlich kleinen Wohnwagen. Wir unterhalten uns herzlich ueber Solarpannel und bekommen am Ende einen Kontakt in Dawson City gesteckt.

So langsam hat sich auch unser Reisealltag eingespielt. Fakt ist, dass es wohl noch ein Weilchen dauern wird, bis wir die morgendliche und abendliche Zweistundenmarke dauerhaft unterschreiten werden. Nachdem wir uns morgens bisher immer viel zu spaet aus dem Schlafsack schaelen, heisst es Zeltabbauen, Schlafsaecke und Isomatten lueften und einpacken sowie die Radtaschen reisefertig zu praeparieren. Waehrenddessen darf nicht vergessen werden, die ca. zwei Liter Wasser auf unserem Kocher aufzusetzen, denn mit unserem Benzinkocher dauert es seine Zeit bis diese zum Kochen gebracht werden. Das Wasser wird genutzt, um unseren morgendlichen Haferschleim, aufgepeppt mit Muesli, zu benaetzen und den Tee zum Gleichtrinken und fuer die Mittagspausen-Thermoskanne zuzubereiten. Nach dem Essen und anschliessendem Zaehneputzen kann es dann endlich losgehen! Das hort sich schneller an als es bei uns momentan in die Tat umzusetzen ist. Wir arbeiten aber daran und Erfolge sind auch in Sicht.

Es folgen Stunden des Strampelns durch mal mehr und mal weniger abwechslungsreiche Landschaft. Die Mittagspause versuchen wir nach 50 km zu halten. In dieser verschlingen wir ein halbes Toastbrot mit Peanutbutter, manchmal gibt es dazu auch Wuerstchen. Dann geht es weiter zum kleineren Radelabschnitt des Tages. Die Schlafplatzsuche gestaltet sich bisher als unproblematisch, entweder nehmen wir einen der vielen Campingplaetze oder, auch des Sparens wegen, zelten wir wild. Fuer letzteres muss man manchmal etwas laenger suchen, da einerseits betretbares aber nicht privates Gelaende zu finden ist und ausserdem auf die Baerensicherheit zu achten ist. Auf den Campingplaetzen gibt es diesbezueglich immer baerensichere Kontainer in denen jegliche Artikel mit Eigengeruch, am besten auch vollgeschwitzte Sachen, zu deponieren sind. In der freien Wildbahn haengen wir unsere Beutel (einfach) auf. Es stellt sich teilweise als sehr schwierig dar, geeignete Baeume zu finden sowie unsere Baerenleine an den ausgewaehlten Astgabelungen zu platzieren. Mit vereinten Kraeften wird dann das Gepaeck ca. 4 m empor gehoben. Mit diesem Verhalten unterscheiden wir uns von einigen bisher getroffenen Reiseradlern, die diesbezueglich etwas relaxter zu sein scheinen. Spaetestens nach unserem Besuch des Denali NP sehen wir uns in unserer Methodik bestaetigt.
Am Abend heisst es also Zelt aufbauen sowie die Schlafsachen auspacken, wenn moeglich duschen und ggf. Waesche waschen. Beim Duschen stellt sich Alena als die zimperlichere von uns beiden heraus. Vier grad kaltes Wasser kann ganz schoen auf der Haut kribbeln! Insbesondere das Haarewaschen kann so zur Qual werden. Leider hat das Radeln das begreundete Gefuehl des immer verschwitzt seins zur Folge. Unser Abendbrot peppt sich so langsam auf. Es gibt Nudeln oder Reis mit Tomatensausse, dazu als besondere Atraktion mal eine Dose Erbsen oder Mais oder sogar Wuerstchen gebraten in unserer Pfanne.
Wir sind gespannt, wie sich unser grundsaetzlicher Tagesablauf in Zukunft noch veraendern wird.

Auf der Fahrt bis zum Denali NP erleben wir Alaskas Waelder und seine Weitlaeufigkeit. Oftmals sehen wir die Berge, sie scheinen ganz nah zu sein. Der Schnee frisst sich in Zungen von den Gipfel herab. Sonne und Wolken werfen tolle Schattenspiele auf die braun-grauen Haenge, die nach unten hin in den verschiedensten Gruentoenen anzusehen sind. Wir kommen aus dem Staunen nicht heraus und sind tief beeindruckt von der tollen Natur! Weite Flaechen sind mit niedrigen spirren Fichten bewachsen, durch die Elche und Caribus streifen. Am Wegesrand entdecken wir immer mehr Bluehmchen mit rosa und weissen Blueten. Hervorzuheben ist die Feuerblume (fireweed). Sie ist das erste Gewaechs, welches auf abgebrannten Waldflaechen Fuss fasst. Einheimische deuten das Verbluehen der obersten Blueten als Anzeiger des nahenden Ende des Sommers.

Wir sind begeistert, als wir recht bald Lang und Mitame (zwei Reiseradler aus Korea und Japan) kennenlernen. Lang (28) ist vollausgestattet mit Technik und spricht im Gegensatz zu Mitame (63) ein recht gutes Englisch. Wir bestaunen gegenseitig unsere Fahrraeder uns erzaehlen uns von unseren Reisetraeumen. Lang will nach Vancouver seine Schwester besuchen und Mitame ist im Begriff eine zehnjaehrige Weltumradlung zu starten. Beide und auch Ketomo (Japan) treffen wir im weiteren Reiseverlauf immer wieder.
Mit Ketomo, einem jungen Truckerfahrer, radeln wir mehrere Tage gemeinsam. Oisi heisst lecker auf japanisch.
Es ist schade, dass sie den Denali NP aussen vor lassen. Abschiednehmen wird uns immer schwer fallen!

Der Denali NP – das erste langersehnte Ziel unserer Reise!
Wir haben geplannt mit einem Zwischenstopp die Schotterstrasse, die nur fuer Parkbusse und Fussgaenger sowie Radfahrer geoweffnet ist, bis zum Ende, bis zum Wonderlake, zu befahren. Das sind insgesamt ca. 140 km anstrengender Weg mit zwei Paessen a 1400 m. Sind die Steigungen in Alaska sonst moderat, muss man hier ganz schoen strampeln, um die Hoehen zu erklimmen. Am ersten Tag werden uns die heissen Duschen und das offene w-lan am Visitorcenter am Parkeingang zum Verhaengnis. Wir verbringen dort Stunden. Hier trifft Hardyt im wahrsten Sinne des Wortes auch auf seinen ersten Elch. Das sorglose Dahinradeln wird abpruppt beendet, als ein riesiges Tier mitten auf dem Pfad grast.
Viel zu spaet machen wir uns an die ersten 60 km innerhalb des Parks. Nach 20 km treffen wir auf Lang und Ketomo und beobachten mit ihnen den stroemenden Regen aus einem Klohhaeuschen. Erst um 18 h koennen wir zu unserem gebuchten Zeltplatz aufbrechen. Die aufgeweichte Strasse wirkt wie Kleber, wir schaffen die restlichen Kilometer in vier Stunden. Um 24 h fallen wir erschoepft im Iglo Creek Campinplatz in den Schlafsack. Wir sind enttaeuscht dort keine Menschenseele zum Quatschen anzutreffen. Unseren Wodka muessen wir ganz alleine trinken.
Am naechsten Tag kommen wir wieder spaet los, es troepfelt nur. Ab und zu lichten sich die Wolken und es werden Blicke in atemberaubende Landschaften moeglich. Die Ansichten weiter Taeler voller grossflaechiger dahin meandernder Fluesse und schroffer Bergfronten lassen uns oft anhalten. Auffallend ist die Ruhe im Park, nachdem wir tagelang auf dem vielbefahrenen Highway gefahren sind. Einmal sehen wir den Mount Mc Kinley, der mit seinen ueber 6.000 m der hoechste Berg Alaskas ist.
Der Weg bis zum Wonderlake kommt uns ewig vor, wir sind von 11-23 h unterwegs und verbringen dabei ueber 7 h auf dem Sattel. Die Busfahrer gruessen uns immer. Nach der letzten grossen Steigung haelt einer an und schenkt uns Schokokugeln, die Rentnerinsassen klatschen, das belebt und gibt Schwung fuer die letzten 25 km. Am Ende hat uns der Regen fest im Griff, es sind keine Berge mehr zu sehen. Es folgt stures strampeln, besessen von dem Wunsch es heute noch bis zum Wonderlake zu schaffen.
Klitschenass treffen wir dort ein und fuehlen uns als wahre Helden. Leider scheint es auf dem unerwartet grossen Campingplatz ausser uns keiner zu begreifen, der Regen scheint alle muffelig zu machen.
Unsere geplante Wanderung faellt auch ins Wasser, aber wir treffen Adrian und Chris. Zwei Schweitzer, die auf einer aehnlichen Route wie wir bis nach Vancouver radeln moechten. Gemeinsam teilen wir den Frust schlechtes Wetter an einem solch schoenen Ort zu haben. Der andauernde Regen zermuerbt, so dass wir schon einen Tag frueher mit dem Camperbus morgens den Rueckweg antreten. Dabei wird es spektakulaer. Beim Elisson Visitorcenter tauchen ploetzlich drei Grizzlibaeren in unmittelbarer Naehe zu den ueber 50 anwesenden Menschen auf. Die Ranger versuchen planlos die fotografierenden Touristen in Schach zu halten. Eigentlich wird beim Parkeintritt erklaert, dass die Baeren moeglichst wenig Kontakt zu Menschen haben sollen, um sich an diese nicht zu gewoehnen und so weiterhin vor Wandern Angst haben sollen. Jene Baeren jedoch scheinen sich unter Menschen pudelwohl zu fuehlen und lassen nicht von den hektischen Rufen der Ranger beeindrucken. Wir sind ueber das vermeintlich unproffesionelle Verhalten der Ranger verwundert. Nutzen jedoch auch die Gelegenheit aus dem Bus heraus Fotos zu schiessen und die Tiere zu beobachten. Wir sind uns nun der Brisanz von Baerenkontakten noch mehr bewusst und wollen unsere Bemuehungen zur Barensicherheit weiter intensivieren. Niedlich sind sie aber schon!
Bei der Rueckfahrt erzaehlt der Busfahrer viel und auch die Sonne scheint wieder am Parkeingang. Nun heisst es Fahrradputzen, die Kette und der Antrieb sind voellig verschlammt. Es bedarf einer gruendlichen Ueberholung, um die Huegel vor Fairbanks anzugehen.
Vorher verbringen wir einen gemuetlichen Nachmittag mit Ketomo in einem kleinen Staedtchen mit dem wunderschoenen Namen Nenana. Wir treffen dort auf Alexander, der im Cultural Museum arbeitet. Er laed uns zum morgendlichen Kaffee ein und erzaehlt uns von seiner Urgrossmutter, die mit 16 Jahren einen 73-jaehrigen Indianerhaeuptling heiratete und als er starb wohlhabend leben konnte. Alaska sei ein aeusserst harmloses Pflaster, die Menschen seien freundlich und hilfsbereit, wir koennten uns der allgegenwaertigen Offenheit sicher seien. Zwar war es frueher noch besser und die Haeuser wurden grundsaetzlich nicht verschlossen, doch eigentlich passiere hier nie etwas. Wir geniessen das interesannte Gespraech mit diesem netten Menschen.
Nenana zeichnet sich durch seine einmalige Lotterie aus. Alljaehrlich wird ein Tripod (hoelzernes Pfahlgeruest) in den zufrierenden Fluss gestellt und millionenschwere Wetten ueber den Tag, die Stunde und die Minute des Heruntertreiben des Tripods bei Aufbrechen des Eises im Fruehling abgeschlossen.

Die Sonne bruzzelt mit 30 Grad und viele Meilen kontinuierliches Bergauf kurz vor Fairbanks machen uns zu schaffen. Der Puls pocht uns in den Schlaefen und wir koennen die weiten Ausblicke in das Land nur gequaelt geniessen. Wenn wir oben sind freuen wir uns, es geschafft zu haben und geniessen die langen Abfahrten. Hardy stellt Geschwindigkeitsrekorde auf.
Bei Skinny Dicks Halfway Inn holen wir Wasser. Hier gibt es singende Brueste und Tangas und Dollarscheine ueber dem Tresen, ein singendes Rentier und ein Ambiente, das durch ausschweifende Partys geschaffen wurde.

Nach Fairbanks wollen wir uns auf den Weg machen Richtung Dawson City. Auf den Top Of The World Highway und die alte Goldgraeberstadt freuen wir uns sehr! Abends lesen wir uns aus unserem Buch von Jack London vor und geniessen die Stimmung des Goldrushs, die auch hier an vielen Ecken des Landes durch Monumente, Schilder und ausgestellte Gegenstaende zu erahnen ist. Wir hoffen in Dawson Citiy selbst ein paar Nuggets aus dem Schlamm waschen zu koennen…

PS: Momentan befinden wir uns in Tok, kurz for Canada.

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Neue Fotos online

Mittlerweile sind wir nach dem auesserst huegeligen Abschnitt vor Fairbanks in der Stadt angekommen. Hier gelang es uns Bilder hochzuladen, an unserem Text basteln wir noch.

>Siehe Galerie, Album Alaska

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Denali NP 1.

Dies ist nun der erste Eintrag von uns als wirkliche Alaska Radler.

Mittlerweile sind wir am Denali National Park angekommen. Dieser Park, welcher den Mt. Mc Kinley beinhaltet liegt auf unserer Route nach Fairbanks. Heute geht es noch 50 km zum vorletzten Campingplatz im Park, morgen dann radlen wir weitere 80 km bis zum letzten Campingplatz mit dem wunderschoenen Namen Wonderlake, um uns dort von den bisherigen Strapatzen zu erholen. Dort wollen wir erst einen Tag relaxen und dann noch mind. einen Tag wandern. Man muss hier alles vorher buchen, aber da man hier mit Kreditkarte bezahlt kann einfach per Telefon von den Campingplaetzen aus nachgebucht werden. Wir lassen es mal offen, auch die Rueckfahrt ist noch nicht gebucht, wir werden wohl spaet am Abend bei einem der Campingplaetze aufschlagen und da man hier innerhalb des Parkes nicht zelten darf sicherlich nicht abgewiesen werden…
So langsam geht es auch los mit den Tieren: Wir haben schon 4 Elche gesehen. Das wird jetzt sicherlich noch mehr. Auch der Radleralltag spielt sich so langsam ein. Heute haben wir es fast geschafft, morgens schon nach nur 2 h los zu kommen… Ausserdem beeindruckt uns unsere Leistung: Gestern und vorgestern jeweils ueber 100 km. Das kann ja nur besser werden… wenn die Strassen doch nur so bleiben wuerden. Mittlerweile sind wir ueber 400 km auf schoensten Highwayasphalt gefahren. Jetzt haben wir zwar Muskelkater, nur mein Bauch ist noch nicht kleiner geworden.

Das mit der Baerensicherheit klappt auch super, wir haengen brav jeden Abend mehrere schwere Beutel in die Baeume und machen damit Sachen, die hier, von den getroffenen Reiseradlern, sonst keiner macht. Bisher trafen wir insg. 3 Radler aus Asien, die doch ziemlich planlos unterwegs sind. Den Denali Np lassen sie leider aus. Es ist schon schoen sich mit Gleichgesinnten unterhalten zu koennen.

Die Zeit im Park wollen wir nutzen um nen lengeren Artikel ueber das bisher Erlebte zu verfassen. Fotos klappt wegen technischer Probleme erstmal nicht, das muss bis Fairbanks warten. Nur so viel: Die Landschaft ist traumhaft, Schnee liegt auf den Haengen und ueberall blueht es fruehlingshaft!

Und sonst geht es uns prima!

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Anchorage – Abfahrt

Trotz bewoelkten Himmel und Regen am Morgen wollen wir unseren Start wagen. Hardy hat bereits Hummeln im Hintern.
Wir wollen als erstes zum Denali National Park, um dort ein bisschen zu wandern. Bis dahin sind es ca. 380 km. Ich bin gespannt, wie lange wir brauchen werden.
Geste wurden wir zu einer Hochzeitsparty mitgenommmen. Neben der Hochzeitstorte mit einem Fahrrad darauf, gab es ein grosses Barbeque. Wir waren super ueberrascht, hatten wir doch eine Hochzeit nach 3 Tagen Amerika am Wenigsten erwartet.
Abends brachten viele Freunde Essen und Getraenke zum woechentlichen Montagsessen mit. Es wurde gemeinsam asiatisch gekocht.
Die lieben Leute hier zu verlassen, faellt mir schwer – wir koennen jedoch nicht 6 Monate nur in Anchorage bleiben.

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